Ruhe vor dem Sturm?

Dax kommt vor EZB-Zinsentscheid nur mühsam vom Fleck

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Frankfurt (Reuters) - Vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank haben die Dax-Anleger am Donnerstag die Füße stillgehalten.

Der deutsche Leitindex lag mit 18.464 Zählern nur minimal im Plus. Auch der EuroStoxx50 kam kaum vom Fleck. Gespannt warteten Investoren auf neue Hinweise zum künftigen Zinspfad in der Euro-Zone. Mit einer Änderung der Geldpolitik sei nach der Zinssenkung im Juni nicht zu rechnen, prognostizierten die Analysten der Helaba. "Die Tür für einen Schritt im September dürfte aber geöffnet bleiben." Anleger am Finanzmarkt rechnen für dieses Jahr noch mit zwei Zinssenkungen in der Euro-Zone.

Vor sechs Wochen hatte die EZB erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsen heruntergeschraubt. Den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken von Geld bei der Notenbank erhalten, verringerten die Währungshüter auf 3,75 Prozent von bisher 4,00 Prozent. Der Leitzins wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 4,25 Prozent gesenkt. Einige Eurowächter hatten zuletzt darauf hingewiesen, dass es Gefahren gebe, die die Inflation wieder nach oben treiben könnten. Der Euro trat im Vorfeld der letzten EZB-Sitzung vor der Sommerpause nahezu auf der Stelle und notierte bei 1,0927 Dollar. Auch der Dollar-Index blieb mit 103,8319 Stellen in Reichweite seines Vortagesschlusses.

ABSATZZAHLEN SCHIEBEN AUTOWERTE AN

Unter den Einzelwerten trumpften am Aktienmarkt die Autowerte auf: Mit einem Plus von gut vier Prozent erreichten die Neuwagenverkäufe in Europa nach Daten des Herstellerverbandes ACEA im Juni den höchsten Stand seit knapp fünf Jahren. Im Dax gewannen Porsche, Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen und Daimler Truck zwischen 2,6 und 1,5 Prozent. Der europäische Branchenindex stieg um 1,9 Prozent.

Auf der Verliererseite folgten Siemens den Aktien des Schweizer Elektrotechnikkonzerns ABB ins Minus. Die Titel bildeten mit einem Abschlag von zeitweise drei Prozent das Schlusslicht im Dax. Die Aktien des Rivalen ABB rutschten nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen in der Spitze um rund sieben Prozent ab - seit Jahresbeginn haben sie gut 37 Prozent zugelegt. Aus Sicht der Analysten von JP Morgan und Jefferies fiel die Bilanz gemischt aus. Börsianern zufolge enttäuschte vor allem der Auftragseingang.

Noch deutlicher nach unten ging es für Nokia. Ein Gewinneinbruch im zweiten Quartal ließ die Aktien des finnischen Telekom-Ausrüsters in der Spitze um rund zehn Prozent absacken. Die Quartalszahlen seien in vielerlei Hinsicht eher schlecht gewesen, schreiben die Analysten von Barclays in einem Kommentar. Auch das zweite Halbjahr dürfte ihrer Ansicht nach enttäuschend ausfallen. Nokia-Chef Pekka Lundmark rechnet dagegen mit einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte und bekräftigte die Gesamtjahresziele.

US-CHIPWERTE MACHEN NACH AUSVERKAUF BODEN GUT

Im Blick behielten die Anleger auch die US-Techwerte, die nach dem jüngsten Ausverkauf im vorbörslichen US-Handel einen Erholungsversuch starteten. Aktien des KI-Chipherstellers Nvidia gewannen 2,9 Prozent, die des Speicherchipherstellers Micron Technology 2,1 Prozent. Eine positive Prognose des taiwanischen Auftrags-Chipherstellers TSMC vertrieb die Sorgen vor einem sich verschärfenden Handelskrieg zwischen den USA und China. TSMC erwartet höhere Einnahmen im laufenden Quartal, was die in den USA notierten Aktien vorbörslich um 3,6 Prozent antrieb.

Der Philadelphia Semiconductor Index hatte am Mittwoch 6,8 Prozent niedriger geschlossen und damit seinen schwärzesten Börsentag seit mehr als vier Jahren erlebt. Mehr als 500 Milliarden US-Dollar an Marktwert schmolzen in dem Segment dahin. "Was hoch steigt, kann tief fallen", urteilte Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Auch wenn von den monatelang aufgebauten Gewinnen der US-Big-Techs nur ein verschwindend geringer Teil in den vergangenen Tagen verloren ging, scheint der hochgejubelte Sektor plötzlich verwundbar."

(Bericht von: Daniela Pegna, Mitarbeit Anika Ross, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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