Konsumklima im Aufwind - Fußball-EM als Stimmungsaufheller

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Die Verbraucherlaune in Deutschland hat durch die Fußball-EM im eigenen Land zuletzt einen kleinen Kick bekommen.

Das Barometer für das Konsumklima im August stieg auf minus 18,4 Punkte von revidiert minus 21,6 Zählern im Vormonat, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Mittwoch mitteilten. Die Forscher prognostizieren anhand einer Umfrage vom Juli unter rund 2000 Verbrauchern die Konsumstimmung für den Folgemonat. Von Reuters befragte Volkswirte hatten für August lediglich einen Anstieg auf minus 21,0 Zähler erwartet.

Nach einem kleinen Rückschlag im Vormonat schätzen die Deutschen ihre Einkommensaussichten für die kommenden zwölf Monate im Juli wieder deutlich besser ein: Der Indikator gewann ganze 11,5 Zähler hinzu und kletterte damit auf 19,7 Punkte - der höchste Wert seit Oktober 2021. Bei der Aufhellung des Konsumklimas hat laut dem NIM-Konsumexperten Rolf Bürkl "mit großer Wahrscheinlichkeit" auch die EM-Euphorie eine Rolle gespielt, die die Fußball-Europameisterschaft hierzulande in vielen Teilen der Bevölkerung ausgelöst habe: "Es bleibt allerdings abzuwarten, ob dieser Effekt nachhaltig ist, oder nur ein kurzzeitiges Aufflackern darstellt."

Mit Blick auf die Stimmung sehe es so aus, als sei die Talsohle durchschritten, so die Einschätzung von Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: "Für einen höheren Konsumoptimismus bedarf es weiterer und deutlicher Stimmungsverbesserungen."

Die GfK hat die Verbraucher auch gefragt, ob sie es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen wie etwa Autos oder Möbel zu tätigen. Der darauf bezogene Index stieg um 4,6 Punkte auf minus 8,4 Zähler: Ein besserer Wert wurde zuletzt im März 2022 gemessen. Auch hier hat sich nach Ansicht des Nürnberger Marktforschungsteams die Euphorie in Zeiten der Fußball-EM positiv ausgewirkt, auch wenn Gastgeber Deutschland im Viertelfinale ausgeschieden war. Trotz des Anstiegs liegt die Anschaffungsneigung laut GfK nach wie vor noch unter dem Niveau der beiden Lockdowns während der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 beziehungsweise Ende 2020/Anfang 2021.

MÜHSAME KONJUNKTURERHOLUNG

Nach Einschätzung der Bundesbürger wird sich die deutsche Wirtschaft in den kommenden zwölf Monaten nur sehr mühsam erholen. Zwar legte der Indikator Konjunkturerwartung um 7,3 Zähler zu – aber er konnte damit nur die Verluste aus dem Vormonat wettmachen. Aktuell weist die Konjunkturstimmung wie bereits im Mai einen Wert von 9,8 Punkten auf.

"Die seit der Pandemie erlittenen Kaufkraftverluste machen die Verbraucher weiter vorsichtig. Immer noch sparen die Deutschen mehr von ihrem Einkommen als vor der Pandemie", so das Fazit von Michael Herzum von Union Investment: "Der Spielraum für einen dynamischeren Konsum wäre also vorhanden, wird aber nicht genutzt. Daher erwarten wir über das Jahr einen Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts von nur 0,7 Prozent."

(Bericht von Reinhard Becker. Redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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