Zurich überträgt klassische deutsche Lebensversicherung an Abwickler
KÖLN/NEU-ISENBURG (dpa-AFX) - Der Schweizer Versicherungskonzern Zurich will sich von mehreren hunderttausend Lebensversicherungsverträgen in Deutschland trennen. Rund 720 000 Verträge der Konzerntochter Zurich Deutscher Herold würden an den Abwickler Viridium aus Neu-Isenburg übertragen, teilten beide Unternehmen am Freitag mit. Dabei gehe es um klassische Verträge mit Garantiezins und einem verwalteten Vermögen von rund 21 Milliarden Euro. Viridium soll die Verträge bis zum Ablauf fortführen. Die Finanzaufsicht Bafin muss die Übertragung erst noch genehmigen.
Mit der Entscheidung folgt Zurich dem Weg anderer Lebensversicherer, die bereits klassische Vertragsbestände an Viridium und andere sogenannte Run-off-Unternehmen abgestoßen haben. Angesichts jahrelanger Niedrigzinsen ist die klassische Lebensversicherung mit Garantiezins zum Auslaufmodell geworden. Die Unternehmen ächzen unter hohen Garantiezusagen für Altkunden und bieten solche Verträge im Neugeschäft meist gar nicht mehr an. Stattdessen konzentrieren sie sich bei Lebens- und Rentenversicherungen auf fondsgebundene Verträge und andere Produkte mit abgespeckten Garantien.
"Die Übertragung der traditionellen Lebensversicherungspolicen reduziert die Kapitalintensität der bestehenden Lebensversicherungsportfolios und hat einen positiven Einfluss auf unser Zinsrisiko", sagte Zurich-Deutschland-Chef Carsten Schildknecht laut Mitteilung. Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen sei Zurich in Deutschland der zweitgrößte Anbieter und wolle diese Position noch ausbauen.
Für Viridium mit Sitz in Neu-Isenburg ist der Deal mit Zurich die fünfte Transaktion binnen acht Jahren. Im Jahr 2019 hatte das Unternehmen den Bestand der früheren Generali Lebensversicherung übernommen. Für deren Kunden habe dies sogar Vorteile gebracht: So seien die zugeteilten Überschüsse im Drei-Jahres-Schnitt im Vergleich zu der Zeit vor dem Eigentümerwechsel kräftig gestiegen. Mit dem Deal mit Zurich wird der von Viridium verwaltete Bestand den Angaben zufolge auf 4,5 Millionen Verträge mit einem Vermögen von rund 92 Milliarden Euro wachsen./stw/tav/nas