Bitcoin: Bullenstarke Chartsignale – Abwärtsrisiko bleibt trotzdem hoch

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Die Kryptowährung Bitcoin ist mit ordentlich Schwung in das neue Jahr gestartet und konnte im Januar bisher deutliche charttechnische Fortschritte machen, die die Hoffnung auf eine ausgewachsene Rally größer werden lassen. Year to Date beträgt das Plus satte 25%.

Mit dem Anstieg konnte der Bitcoin-Kurs sowohl die runde Marke von 20.000$ ein weiteres Mal für sich zurückerobern als auch seinen 200-Tage-Trend zum ersten Mal seit Dezember 2021 wieder überschreiten. Einen vorläufigen Deckel hat der Kurs derzeit bei dem Widerstand um die 21.500$ Marke gefunden.

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Der 200-Tage-Trend war in der Vergangenheit stets ein wichtiger Indikator für die weitere Kursentwicklung der Kryptowährung und ein Anstieg über diesen Indikator war in den meisten Fällen der Auftakt für eine langfristige Aufwärtsbewegung.

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Auch das sogenannte Bullmarket Support Band, welches sich aus dem einfachen 20-Wochen-Trend und dem exponentiellen 21-Wochen-Trend zusammensetzt und ebenfalls ein historisch wichtiger Indikator für das Preis-Momentum von Bitcoin ist, konnte mit dem jüngsten Aufschwung zurückerobert werden.

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Auch diesen Indikator konnte der Kurs seit einem gescheiterten Test im März 2022 nicht mehr überschreiten. Zudem hat sich der Kurs auf Monatssicht seit dem Bärenmarkt im Jahr 2015 nicht mehr in einer so langen Zeitspanne unterhalb des Bullmarket Support Bands befunden, wie im Zuge der Phase in 2022. Das nährt die Hoffnungen darauf, dass die Phase der letzten Wochen einer Bodenbildung in diesem Bärenmarkt für Bitcoin entsprochen hat.

 Ist die Korrektur nur eine Pause oder bereits das Ende der Party?

Die spannende Frage ist nun, ob das Überschreiten dieser relevanten charttechnischen Indikatoren das Startsignal für die nächste langfristige Aufwärtsbewegung von Bitcoin war, oder ob die Rally nun wieder ein jähes Ende finden wird.

Eine Korrektur nach diesem starken Anstieg ist zunächst nicht überraschend und dürfte als gängige Marktreaktion bewertet werden. Im Daily-Chart hat der RSI ein stark überkauftes Level angezeigt. Der Relative Strength Index ist ein Momentum-Indikator, der die Größenordnung der jüngsten Gewinne mit den jüngsten Verlusten vergleicht, um überkaufte und überverkaufte Bedingungen zu bestimmen.

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Das Gesamtbild bleibt wichtig

Allerdings sollte man den Bitcoin-Chart nicht isoliert betrachten, da die Korrelation mit den Aktienmärkten weiterhin stark ist und die Entwicklung an den übergeordneten Finanzmärkten vorerst weiter die Richtung für Bitcoin vorgeben dürfte.

Der S&P500 ist erneut an seinem übergeordneten Abwärtstrend seit Anfang 2022 gescheitert und konnte auch den Ausbruchsversuch über seinen 200-Tage-Trend nicht halten. Damit ist der Index bereits zum fünften Mal an dem Abwärtstrend abgeprallt.

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Unterstützung hat der Kurs zunächst an der charttechnischen Marke von 3900 Punkten gefunden. Nun kommt es auf die fundamentale Entwicklung an den Märkten an, ob der Kurs Halt an seinem Aufwärtstrend seit dem Mehrjahrestief aus Oktober 2022 finden wird, oder ob sich die Talfahrt, die seit Anfang 2022 und dem harten Kurswechsel der Geldpolitik der US-Notenbank vorherrscht, weiter fortsetzen wird.

Ein Blick auf die fundamentale Lage

Was die konjunkturellen Daten angeht, kommt derzeit eigentlich wenig Gegenwind von dieser Seite auf die Märkte zu. Die Inflation geht sowohl in den USA als auch in der Eurozone zurück und auch der Arbeitsmarkt in den USA bleibt weiterhin robust. Es mehren sich die Zeichen, dass zumindest in diesem Jahr eine heftige Rezession, wie von vielen immer noch befürchtet, ausbleiben könnte.

Weiteren Aufschluss wird die derzeit laufende Berichtssaison der Unternehmen geben, die zumindest bis zu diesem Zeitpunkt jedoch noch keine Horrorsignale geliefert hat. Probleme kommen derzeit eher von politischer Seite in den USA, denn das leidige Thema der US-Staatsverschuldung steht einmal mehr im Fokus.

US-Finanzministerin Janet Yellen hat den Kongress am Donnerstag informiert, dass der geltende Schuldendeckel erreicht sei und ihr Ministerium nun die Reserven anzapfen muss. Es droht erneut ein ausgewachsener Streit zwischen Republikanern und Demokraten um die Schuldenobergrenze. Die USA dürfen derzeit keine Schulden mehr aufnehmen, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Das droht nicht nur zu einem Ausfall wichtiger Regierungsgeschäfte zu führen, sondern kann ernste Konsequenzen für die globale Wirtschaft haben, wenn die USA als Finanzzentrum der Welt ihre Kreditwürdigkeit verlieren.

Dieser Streit bricht in den USA immer wieder aus, doch die beiden Lager sind derzeit so gespalten wie nie. Das haben zuletzt die Zwischenwahlen im Repräsentantenhaus gezeigt, bei denen die Republikaner das Haus zwar erobern konnten, doch es kam dabei zu extremen Spannungen innerhalb der eigenen Partei. Die gehärteten Fronten könnten nun zu schwierigen Diskussionen um die Anhebung der Schuldenobergrenze führen – und damit für Unsicherheit an den Finanzmärkten, die den Abwärtstrend weiter befeuern könnten.

Auch im Krypto-Sektor brodelt es immer noch – Genesis meldet Insolvenz an

Innerhalb des Krypto-Sektors gibt es ebenfalls noch Gefahren. Der Kryptowährungskreditgeber Genesis hat nun Insolvenz angemeldet. Genesis ist ein weiterer Leidtragender des Kollapses der US-Krypto-Börse FTX, der Ende des letzten Jahres Schockwellen durch den ganzen Sektor geschickt hat. Genesis hat derzeit Verbindlichkeiten von etwa 3,4 Milliarden Dollar.

Ein Zwangsverkauf von Assets des Unternehmens, um die Forderungen von Gläubigern zu bedienen, könnte für weiteren Abwärtsdruck sorgen. Allerdings versucht Genesis über eine sogenannte Chapter 11 Bancruptcy, Gelder aufzutreiben und Unternehmensanteile als Bürgschaft an Gläubiger zu geben, damit das Geschäft weiterbetrieben werden kann.

Kundenabhebungen bei Genesis sind bereits seit November nicht mehr möglich, daher ist die Meldung der Insolvenz des Unternehmens zunächst kein neuer Schock mehr für den Markt. Die Kurse haben bisher nicht wirklich auf die Meldung reagiert.

Letzten Endes wird es von der Marktstimmung abhängen, ob die Aktienmärkte und damit auch Bitcoin den Abwärtstrend seit Anfang 2022 überwinden können. Derzeit haben weiterhin die Bären den Markt klar in der Hand, da die Unsicherheit hoch bleibt. Weitere positive Konjunkturdaten oder auch eine schnelle Lösung im US-Haushaltsstreit, der die Märkte zuletzt wieder zusätzlich verunsichert hat, könnten jedoch das Pendel in die andere Richtung drücken. Wenn sich die Anzeichen weiterhin mehren, dass dieses Jahr keine heftige Rezession die Wirtschaft treffen wird, dann stehen die Chancen für eine mehrmonatige Zwischenrally für Bitcoin und die Aktienmärkte gut, auch wenn die Quittung immer noch später im Jahr oder 2024 kommen kann.

Ist Bitcoin wirklich so klimaschädlich, wie viele Kritiker der Kryptowährung vorwerfen? Oder kann das Bitcoin-Netzwerk langfristig sogar eine wichtige Rolle bei der Lösung der Klimakrise spielen? Die Antwort darauf finden Sie in einer neuen Video-Ausgabe von decentralist.

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