Erste Ergebnisse mit Long-Covid-Mittel BC007 Anfang 2024 erwartet
Frankfurt (Reuters) - Das Medikament BC007 des Firma Berlin Cures gilt für viele Long-Covid-Betroffene als großer Hoffnungsträger.
Doch seine Entwicklung zieht sich hin. Nun startet eine klinische Studie der Phase-2 mit dem Mittel, das mehr Aufschluss über dessen Wirksamkeit geben soll. "Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende Juni die ersten Patienten in die Studie einbeziehen können", sagte Verwaltungsratschef Rainer Boehm der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir sind zuversichtlich, dass wir im Laufe dieses Jahres alle Patienten rekrutieren können - insgesamt über 100 - und dass Anfang nächsten Jahres erste Ergebnisse zur Wirksamkeit vorliegen."
Die Studie ist durch bestehende Investoren des Unternehmens, das 2014 als Ausgründung der Charité und des Max Delbrück Centers in Berlin ins Leben gerufen wurde, finanziert. Bisher gibt es etwas mehr als zwei Dutzend private Investoren. "Wir haben die Möglichkeit, aufgrund dieser privaten Investoren die Phase-2-Studie zu beginnen", sagte Boehm. Für die für eine Zulassung entscheidende Phase-3-Studie ist Berlin Cures allerdings noch auf der Suche nach Geldgebern. "Wir öffnen uns für zusätzliche strategische und institutionelle Investoren." Die Phase-2-Studie soll in fünf europäischen Ländern erfolgen, darunter auch Deutschland.
Dort fordern Long-Covid-Betroffene in der Instagram-Kampagne "nichtgenesen" eine beschleunigte Zulassung des Medikaments. Der Hype entstand, nachdem Wissenschaftler der Universität Erlangen 2021 erfolgreiche Heilversuche mit BC007 bei vier Patienten mit Long Covid - das ursprünglich zur Behandlung von Herzinsuffizienz entwickelt wurde - verkündeten. Noch fehlt aber eine aussagekräftige klinische Studie mit dem Mittel. Der Bedarf ist hoch, denn die Pandemie ist zwar abgeklungen und wird nicht mehr als weltweiter Gesundheitsnotstand betrachtet, doch hat sie bei Millionen von Menschen anhaltende Beeinträchtigungen hinterlassen, für die es noch keine Behandlung gibt.
Die Infusion mit BC007 soll Autoantikörper neutralisieren, die sich gegen körpereigenes, gesundes Gewebe richten und im Blut vieler Long-Covid-Patienten nachgewiesen werden können. Wissenschaftler sehen sie als möglichen Auslöser der Beschwerden. "Für Long-Covid-Patienten, die funktionale Autoantikörper aufweisen, besteht eine große Chance, dass BC007 die Lösung ist", sagte Boehm. Einer im Januar in der Fachzeitschrift "Nature Reviews Microbiology" veröffentlichten Studie zufolge leiden schätzungsweise mindestens 65 Millionen Menschen weltweit an Long Covid mit Symptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung sowie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme.
Ob für sie BC007 wirklich der erhoffte Hoffnungsträger sein könnte, müssen die Studien nun zeigen. Dabei könne aber nicht das gleiche Tempo erwartet werden, wie bei der Entwicklung der Covid-19-Impfstoffe, sagte Berlin-Cures-Verwaltungsratschef Boehm. "Bei Long Covid sind wir in der normalen Zeitachse, wie sie generell für die Entwicklung neuer Medikamente üblich ist."
(Bericht von Patricia Weiß und Ludwig Burger; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)