Neu entflammte China-Sorgen drücken Börsen
(Stellt im vierten Satz des vorletzten Absatzes klar, dass die erwähnten Banken nicht herabgestuft wurden, sondern daraufhin überprüft werden.)
Frankfurt (Reuters) - Konjunktursorgen nach schwachen Außenhandelsdaten in China schlagen Wellen an den Börsen rund um den Globus.
Der deutsche Leitindex Dax notierte am Dienstagnachmittag 1,3 Prozent tiefer bei 15.746 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, verlor 1,5 Prozent auf 4272 Stellen. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen im Minus.
Die Ausfuhren des Exportweltmeisters China sanken im Juli um 14,5 Prozent. Damit verzeichnete die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt das schlechteste Exportergebnis seit Februar 2020. Von Refinitiv befragte Experten hatten nur mit einem Rückgang um 12,5 Prozent gerechnet. "Diese Zahlen sind absolut schrecklich", sagte Timothy Graf, ein Manager beim Finanzdienstleister State Street. "Heute ist also ein klassischer Tag, wo die Investoren risikoreichen Anlagen den Rücken kehren, die Aktien aus den Depots fliegen und die Anleihen gefragt sind."
ÖLPREIS FÄLLT - EXPERTEN ERWARTEN FORTSETZUNG DER RALLY
Im Gegenzug zu den steigenden Kursen der Staatsanleihen, die in Krisenzeiten als "sichere Häfen" gelten, fielen die Renditen. Die zehnjährigen Bundesanleihen rentierten mit 2,421 Prozent im Vergleich zu 2,561 Prozent am Montag. Die Rendite der US-Bonds mit der gleichen Laufzeit fiel auf 3,994 von zuvor 4,078 Prozent.
Die Erwartung einer schwächeren Nachfrage aus China aufgrund der kriselnden Wirtschaft drückte auch die Ölpreise. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils gut zwei Prozent auf 83,54 beziehungsweise 80,12 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die Analysten gingen allerdings davon aus, dass die Preise ihre jüngste Rally fortsetzen würden. Im September beginne etwa die Hochsaison für die Bau- und Produktionstätigkeit, sagte Leon Li, Analyst bei CMC Markets.
Auch die zuletzt verlängerten Förderkürzungen durch die größten Produzenten hätten nach wie vor das Potenzial, die Preise weiter nach oben zu treiben. "Die Entscheidung Saudi-Arabiens, die Kürzungen bis in den September hinein zu verlängern, deutet darauf hin, dass das Königreich möglicherweise einen höheren Preis als 80 Dollar anstrebt", sagte Vivek Dhar, Rohstoff-Experte der Commonwealth Bank of Australia.
BANKEN UNTER DRUCK - ABNEHMSPRITZEN-STUDIE BEFLÜGELT SEKTOR
Eine Sondersteuer in Italien setzte unterdessen Banken-Aktien in ganz Europa unter Druck. Der europäische Sektorindex verlor 3,4 Prozent und sein italienisches Pendant stürzte um 7,7 Prozent ab. Die italienische Regierung hat eine einmalige Steuer in Höhe von 40 Prozent auf die Gewinne der Banken aus den höheren Zinsen beschlossen. Experten der Bank of America schätzen, dass die neue Steuer die Banken zwischen zwei und neun Prozent ihrer Erlöse kosten könnte.
Auch in den USA rauschten die Banken-Werte in den Keller. Dort hat die Ratingagentur Moody's die Bonitätsnoten für eine Reihe mittelgroßer und kleinerer US-Geldhäuser gesenkt. Zugleich teilte die Agentur mit, sie werde möglicherweise auch einige der Großbanken herabstufen. Die Aktien dieser Banken, darunter New York Mellon, US Bancorp und State Street, verloren vorbörslich zwischen 2,6 und 3,7 Prozent. Die Titel von Großbanken wie Goldman Sachs und Bank of America gaben zwischen ein und zwei Prozent nach.
Im Rampenlicht standen auch Pharmakonzerne. Die Abnehmspritze Wegovy von Novo Nordisk senkt einer Studie zufolge das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten bei übergewichtigen Menschen. Die Aktien von Novo Nordisk legten um mehr als 15 Prozent zu. Die Investoren griffen auch bei Gerresheimer zu, die um gut neun Prozent zulegten. Der Verpackungsproduzent stellt Pens zur Verabreichung der Spritzen her. Auch die Papiere des US-Pharmakonzerns Eli Lilly, der ein vergleichbares Abnehmmedikament entwickelt, stiegen im vorbörslichen Handel an der Wall Street um knapp acht Prozent.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)