Vor der EZB-Sitzung: Das musst du über Notenbanken wissen
Am Donnerstag gibt die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Entscheidungen zur Geldpolitik bekannt. Wir erklären, wie Geldpolitik funktioniert, warum Notenbanken die Kapitalmärkte beeinflussen und was das für dein Depot bedeutet.
Sie gehört zu den fünf größten Notenbanken der Welt: die Europäische Zentralbank (EZB). Am 25. Januar verkündet ihr Rat seine neuesten Zins-Beschlüsse. Finanzmarkt-Akteure erwarten diese mit Spannung, weil sie nicht nur direkten Einfluss auf das wirtschaftliche Wachstum in der Euro-Zone haben, sondern auch die internationalen Finanzmärkte beeinflussen.
Das liegt an der besonderen Funktion von Zentral-, respektive Notenbanken: Das Hauptziel der EZB ist es, die Preise stabil und die Inflation entsprechend klein zu halten. Dafür haben Notenbanken wie die EZB eine Reihe von Instrumenten zur Verfügung.
Die Instrumente der Geldpolitik
Ihnen obliegt es etwa, Fremdwährungsbestände zu verwalten. Kauft die EZB am Devisenmarkt Euro und verkauft dafür Dollar, stützt sie den Eurokurs. Das kann helfen, die Preise stabil zu halten. Denn importierte Güter, deren Produktionskosten großteils in Dollar anfallen, würden für hiesige Verbraucherinnen und Verbraucher empfindlich teurer, wenn der Dollar gegenüber dem Euro aufwertet, sein Kurs also steigt.
Notenbanken bestimmen zudem darüber, wie viel Geld im Umlauf ist - kontrollieren also die Geldmenge. Und sie legen den sogenannten Leitzins fest, der angibt, zu welchen Konditionen sich Geschäftsbanken von einer Zentralbank Geld leihen oder bei der Zentralbank parken können. Zudem können sie auch Notfallkredite etwa an Banken vergeben, um - wie Anfang vergangenen Jahres in den USA - Instituten die Pleite droht und das Geld von Sparerinnen und Sparern gefährdet ist.
Für Privatanleger ist vor allem die Zinsseite wichtig. Denn die Höhe der Zinsen wirkt sich im Alltag direkt aus. Steigen die Zinsen, steigt tendenziell auch der Anreiz, Geld zu sparen. Allerdings werden im Gegenzug auch Kredite teurer. Das bremst tendenziell die Nachfrage in allen Wirtschaftsbereichen, zum Beispiel bei Autos. Auch können weniger Investitionen und Ausgaben getätigt werden – sowohl von Privatleuten als auch von Unternehmen. Dadurch sinkt die Geldmenge am Markt.
Niedrige Zinsen beflügeln Aktienmärkte
Für Aktionäre sind fallende Zinsen und insbesondere ausgeprägte Niedrigzinsphasen indes attraktiv: Aktien werden als Anlagemöglichkeit interessanter, je weniger Rendite festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen oder verzinste Spareinlagen bei Banken bringen. Aktien punkten im Niedrigzinsumfeld gleich doppelt: Erstens können Anleger im Idealfall mit Kursgewinnen rechnen, da die Nachfrage nach den Wertpapieren steigt. Zweitens haben viele Unternehmen durch die niedrigeren Zinskosten mehr finanziellen Spielraum, etwa um Gewinne als Dividenden an Aktionäre auszuschütten.
Bei steigenden Zinsen nehmen Investoren hingegen festverzinsliche Anleihen wieder stärker ins Visier. Die Kurse ausstehender Anleihen fallen bei steigenden Zinsen. Das liegt daran, dass die jährliche Zinszahlung bei Anleihen in der Regel fix ist. Für 1.000 Euro in einer mit einem Prozent Kupon ausgestatteten Anleihe bekommt man immer zehn Euro im Jahr (ein Prozent). Um das im Fall steigender Zinsen auszugleichen, passt sich der Kurs der Anleihe an.
Der Nennwert einer Anleihe ist ihr Wert in Euro ausgedrückt. Auf den Nennwert bezieht sich auch der jährliche Kupon: Zwei Prozent jährlicher Kupon ergäben bei 1.000 Euro Nennwert also 20 Euro Kuponzahlung für Anleger im Jahr. Anleihen werden zudem in der Regel am Ende der Laufzeit zum Nennwert zurückgezahlt. Während der Laufzeit kann der Wert der Anleihe im Börsenhandel den Nennwert teils erheblich über- oder unterschreiten.
Läuft die Anleihe im Beispiel noch ein Jahr und der Zins für einjährige Anleihen steigt von einem auf zwei Prozent, würde der Wert der Anleihe spiegelbildlich dazu von 1.000 auf 990 Euro fallen. Wer sie dann zu 990 Euro kauft, bekommt neben den zehn Euro Zins am Laufzeitende zehn Euro Kursgewinn, da Anleihen in der Regel zum Nennwert (hier also 1.000 Euro) zurückgezahlt werden. Auf seine 990 Euro Einsatz entsprächen die 20 Euro Gewinn dann also dann etwa zwei Prozent Rendite.
Für Neueinsteiger sind fallende Anleihekurse also interessante Gelegenheiten. Aktien dagegen verlieren als risikoreichere Geldanlage an Attraktivität.
Erwartete Zinssenkungen
Vielleicht fragst du dich, wohin die Leitzins-Reise der Notenbanken aktuell geht. In den vergangenen beiden Jahren haben die EZB und die Fed die Zinsen deutlich angehoben, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Das hat hat gewirkt. So gut, dass jüngst Pausen auf der Agenda der Notenbanken standen. So hat die Fed ihren Leitzins von 5,25 bis 5,50 Prozent zuletzt drei Mal in Folge unverändert gelassen. Für die anstehende EZB-Sitzung am Mittwoch und Donnerstag rechnen Marktakteure ebenfalls mit einem unveränderten Zins von 4,5 Prozent.
Das dürfte aber nicht so bleiben. Die Inflation ist gesunken und das verschafft den Notenbanken wieder Spielraum, die Leitzinsen zu senken. Dazu könnten sich die Notenbanker tatsächlich entscheiden. Denn sinkende Zinsen können die schwächelnde Wirtschaft stärken. Im laufenden Börsenjahr erwarten viele Marktakteure daher bei der EZB noch weitere Leitzinssenkungen. Die US-Notenbank könnte den Leitzins im Laufe des Jahres um 150 Basispunkte nach unten korrigieren, schätzen Experten. Er läge dann statt bei 5,25 bis 5,50 Prozent nur noch bei 3,75 bis 4,00 Prozent.
Hinweis: Das ist die letzte Ausgabe des onvista Börsenfuchs. Allen Leserinnen und Lesern des Formats danken wir herzlich. Ratgeber-Artikel auf onvista findest du in Zukunft ohne besonderes Label.