onvista Bilanz-Analyse

Drei Gründe, warum ich die Douglas-Aktie nicht zeichne

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Douglas strebt nach zwölf Jahren wieder an die Börse. 34,6 Millionen Aktien werden angeboten, am 21. März soll die Aktie ihr Börsencomeback geben - und wird zwischen 26 und 30 Euro kosten. Wieso Privatanleger die Emission besser meiden sollten.

Quelle: Poetra.RH/Shutterstock.com

Der Düsseldorfer Beauty- und Kosmetikkonzern Douglas kommt zurück an die Börse. Interessierte Anleger können noch bis Dienstag, 19. März, Aktien zeichnen. Der erste Handelstag wird dann der 21. März sein. Die Zeichnungsspanne liegt zwischen 26 Euro und 30 Euro. Doch für Privatanleger ist Vorsicht angebracht. Hier kommen drei Gründe, wieso ich die Aktie nicht zeichnen werde.

Insgesamt werden knapp 34,6 Millionen Aktien angeboten. Diese setzten sich zusammen aus knapp 32,7 Millionen neuen Aktien und 1,9 Millionen Aktien, die das Private-Equity-Unternehmen CVC hält. Douglas rechnet mit einem Nettoerlös aus dem Aktienverkauf von knapp 810 Millionen Euro.

Grund eins: Douglas ist netto kaum profitabel

Douglas hebt im Wertpapierprospekt das bereinigte Ebitda hervor – und hier sind die Zahlen beeindruckend. Es ist von 2021 bis 2023 um zwei Drittel auf über 725 Millionen Euro gestiegen. Das bereinigte Ebitda ist der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, bei dem das Unternehmen Effekte heraus rechnet, die es für Sondereffekte hält.

Das können etwa Abfindungen, Restrukturierungskosten oder Beratungsaufwendungen sein. Aber: Auch wenn sie vermeintlich oder tatsächlich einmalig sind, sind verringern sie den Gewinn und damit die Aussichten für Aktionäre. Die sind deshalb gut beraten, sich auf die nicht-bereinigten Zahlen zu konzentrieren - die Unterschiede können deutlich sein.

Im Fall von Douglas fällt das Ebitda naturgemäß geringer aus als das bereinigte Ebitda (siehe Tabelle unten). Für das vergangene Geschäftsjahr liegt der Unterschied bei über 40 Millionen Euro oder sechs Prozent; in den Vorjahren fiel die bereinigte Zahl aber auch schon mal um die Hälfte höher aus.

Quelle: onvista media

Bemerkenswert zudem: Trotz Gewinnen auf Ebitda-Ebene im dreistelligen Millionenbereich war Douglas netto defizitär und schaffte 2023 nach zwei Verlustjahren nur hauchdünn die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Nach zwei Jahren mit hohen Verlusten meldete Douglas im vergangenen Geschäftsjahr endlich wieder schwarze Zahlen. Allerdings fiel der Gewinn mit 16,7 Millionen Euro sehr gering aus.

Die gestiegenen Kosten zwischen 2021 und 2023 für Personal (plus zehn Prozent) und für die allgemeinen Betriebs- und Verwaltungskosten (plus gut 19 Prozent) hat das Unternehmen kompensieren können. Im selben Zeitraum klettere der Umsatz um fast ein Drittel.

Was Douglas belastet, sind Abschreibungen. Die haben in den beiden Geschäftsjahren 2021 und 2022 den Wert des Ebitdas überschritten. Erst im vergangenen Geschäftsjahr änderte sich das.

Quelle: onvista media

Abschreibungen beschreiben die planmäßige Verteilung der Anschaffungskosten eines Anlageguts auf die Nutzungsdauer des Wirtschaftsguts. Der Wert des Anlageguts wird in der Bilanz jedes Jahr um einen bestimmten Betrag reduziert, um den Wertverlust des Anlageguts über die Zeit abzubilden.

Abschreibungen sind zwar nicht cash-wirksam, führen also nicht dazu, dass Geld aus dem Unternehmen abfließt. Allerdings sind die Anlagegüter eines Unternehmens irgendwann abgenutzt und müssen ersetzt werden, was wiederum Geld kostet. Daher sollten Value-Investoren das Ebitda grundsätzlich mit Vorsicht genießen. Der kürzlich verstorbene Charlie Munger bezeichnete das Ebitda sogar einmal als „Bullshit-Kennzahl“.

Schaut man sich das EBT an – den Gewinn vor Zinsen und Steuern – dann ergibt sich ein ganz anderes Bild als beim Ebitda. Hier stehen kumuliert über die vergangenen drei Jahre mehr als 600 Millionen Euro Verlust.

Quelle: onvista media

Hier schlagen neben den Abschreibungen besonders die Finanzaufwendungen ins Kontor. Sie sind in den vergangenen drei Jahren von 245 Millionen Euro auf 327 Millionen Euro geklettert (Grafik unten). Im vergangenen Geschäftsjahr betrugen die Finanzaufwendungen fast zehn Prozent der Schulden. Douglas möchte die Nettoerlöse aus dem Börsengang entsprechend in die Schuldentilgung und -refinanzierung stecken. Das kann die Kosten hier drücken - allerdings wird die Schuldenlast auch mit IPO erheblich bleiben und die Finanzierungskosten das Ebt signifikant belasten.

Finanzaufwendungen sind Kosten, die einem Unternehmen durch die Aufnahme von Fremdkapital entstehen, wie etwa Zinsen.

Quelle: onvista media

Grund zwei: Die Bilanz macht Sorgen

Neben der Problematik hoher Schulden macht auch die Eigenkapitalausstattung Sorgen. Aktuell weist Douglas hier einen negativen Wert von über 1,1 Milliarden Euro aus.

Das Eigenkapital ist der Teil des Kapitals eines Unternehmens. Er entsteht aus Einlagen der Eigentümer und Gewinnen, die nicht ausgeschüttet wurden. Ist es negativ, übersteigen die Schulden des Unternehmens das Vermögen.

Douglas rechnet mit einem Nettoerlös von knapp 810 Millionen Euro aus dem Börsengang. Das würde die Eigenkapitalausstattung erheblich verbessern. Positiv wird sie dadurch dennoch nicht. Douglas kommt also ohne Reserven an die Börse. Entwickeln sich die Geschäfte schlechter als geplant, kann sowohl die Verschuldung als auch die schwache Eigenkapitalausstattung deutlich schneller zu massiven Problemen führen als bei finanziell komfortabler gepolsterten Unternehmen.

Grund drei: Geld geht nur in die Schuldentilgung

Angesichts dessen ist klar, dass der Emissionserlös in die Schuldentilgung fließen muss. Das freut auch die Großaktionäre, die Gründerfamilie Kreke und den Finanzinvestor CVC. Die haben dem Unternehmen über einen Aktionärskredit zum Jahreswechsel 716 Millionen Euro geborgt, wie aus dem Wertpapierprospekt hervorgeht. Das Geld von Privataktionären wird also auch dafür eingesetzt, das Risiko der Großaktionäre aus diesen Krediten zu reduzieren. 

Ob darüber hinaus Geld für große strategische Investitionen übrig bleibt, um das Unternehmen nicht nur finanziell zu stabilisieren, sondern auch zukunftsfest zu machen, ist zumindest fraglich.

Dabei wäre das eigentlich nötig, wie ein Blick in die Zahlen zeigt. Die Filialumsätze stiegen im vergangenen Geschäftsjahr zwar um zwölf Prozent, die Umsätze im Online-Handel um gut zehn. Die Umsatzsteigerung im stationären Handel ist auf gestiegene Preise zurückzuführen, die Warenkorbgröße sank dagegen. Und im Online-Handel stieg zwar der durchschnittliche Bestellwert, aber die Zahl der Online-Bestellungen war leicht rückläufig.

Wenn im stationären Handel die durchschnittliche Warenkorbgröße sinkt und im Online-Handel die Zahl der Bestellungen rückläufig ist, ist das für mich ein erstes Zeichen von Kaufzurückhaltung. Auch hier sind die Zahlen also weniger eindeutig als auf den ersten Blick zu erkennen ist. In Summe ist das deutlich zu wenig, um Douglas zum Börsenstart zu einem interessanten Wert für langfristig ausgerichtete Investoren zu machen.

onvista Premium-Artikel

onvista Bilanz-Analyse
Applovin-Aktie hebt nach Zahlen ab - wieso sogar noch mehr gehen könnteheute, 11:30 Uhr · onvista
Applovin-Aktie hebt nach Zahlen ab - wieso sogar noch mehr gehen könnte
Kandidaten für ein "Anti-Zoll-Depot"
Trump tritt einen Handelskrieg los - mit diesen Aktien und ETFs schützt du dich10. Feb. · onvista
Trump tritt einen Handelskrieg los - mit diesen Aktien und ETFs schützt du dich

Das könnte dich auch interessieren

onvista Mahlzeit 11.02.2025
Tui Aktien brechen ein, McDonalds und Tesla im Fokus11. Feb. · onvista
Tui Aktien brechen ein, McDonalds und Tesla im Fokus
Rekord in Reichweite
Siemens Energy legen nach Zahlen zugestern, 13:34 Uhr · dpa-AFX
Siemens Energy legen nach Zahlen zu
Angst vor Amazon
Redcare und DocMorris schwachgestern, 14:18 Uhr · dpa-AFX
Redcare und DocMorris schwach
ArcelorMittal & Co.
Stahlwerte unter Druck wegen Trump-Zöllen10. Feb. · dpa-AFX
Stahlwerte unter Druck wegen Trump-Zöllen