Kolumne von Andreas Lipkow

Handelsstreit mit China: Die US-Wahl wirft ihre Schatten voraus

onvista · Uhr

Der US-Präsidentschaftswahlkampf 2024 dürfte die Spannungen zwischen den USA und China verschärfen - besonders in den Bereichen Handel und Technologie. Welche Folgen das haben wird

Quelle: Zbitnev/Shutterstock.com

Die Beziehungen zwischen China und den USA spielen seit Jahren eine zentrale Rolle in der globalen Wirtschaft. Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl 2024 rückt diese Beziehung erneut in den Fokus. Der Wahlkampf wird voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Supermächten haben. 

China und USA: Wechselvolle Historie

China hat durch starke außenwirtschaftliche Schubkraft und binnenmarktorientierte Dynamik den globalen Wirtschaftsrang der USA in den vergangenen Jahrzehnten herausgefordert. Dies führte zu scharfen politischen Spannungen, die besonders unter Donald Trump zum Vorschein kamen. Trotz eines inzwischen weniger konfrontativen Tons seitens des aktuellen US-Präsidenten Joe Biden blieben die grundlegenden wirtschaftlichen und technologischen Konflikte bestehen. Das erhält den Druck auf China aufrecht.

China wird ein zentrales Thema während des Präsidentschaftswahlkampfes 2024 in den USA sein. Die Kandidaten beider Parteien könnten harte Positionen gegenüber China einnehmen, um Wähler anzusprechen. Sorgen bereitet Teilen der Bevölkerung nämlich der chinesische Einfluss auf die US-Wirtschaft und die nationale Sicherheit. Sowohl Demokraten als auch Republikanern ist zuzutrauen, Zölle auf chinesische Ware beizubehalten oder sogar zu erhöhen, um die nationale Industrie zu schützen. Im Automobilsektor haben bereits die Europäische Union (EU) sowie Kanada den Druck auf China erhöht. Sie haben so den Weg für weitere Restriktionen und Strafzölle durch die USA geebnet. 

Protektionismus bedroht Handelsbeziehungen 

Im Fokus stehen Handelsfragen, Zölle und technologische Wettbewerbsfähigkeit - besonders in den Bereichen 5G, Künstliche Intelligenz und Halbleiter. Restriktionen gegen chinesische Tech-Unternehmen wie Huawei könnten somit nach der Wahl noch zunehmen. Besonders der Halbleitersektor ist dafür sensibel: Hier wachsen die Forderungen nach Exportbeschränkungen westlicher Technologien nach China.

Sollte der protektionistische Kurs fortgesetzt oder verschärft werden, könnten die Handelsbeziehungen beider Supermächte weiter leiden, was zu einem Rückgang des Handelsvolumens führen und in negativen Folgen für beide Volkswirtschaften resultieren würde. Für die USA besteht die Möglichkeit, höheren Importpreisen ausgesetzt zu werden, was die Inflation anheizen sollte. China hingegen könnte wichtige Absatzmärkte seiner Exporte und Dienstleistungen verlieren.

Zudem würden die Lieferketten erneut gestört. Nicht nur Unternehmen aus den USA, sondern auch aus Europa, könnten gezwungen sein, ihre Lieferketten weiter zu diversifizieren und ihre Abhängigkeiten von China zu verringern. Kurzfristig kann dies zu höheren Kosten bei den betroffenen Unternehmen führen und die Gewinne belasten. 

Politische Spannungen dämpfen US-Investitionen 

Das gilt auch für Investitionen. US-Unternehmen würden bei zunehmenden Sanktionen zögern, in China zu investieren. Umgekehrt würden sich chinesische Investitionen in die USA verringern. Dies kann das Wirtschaftswachstum in beiden Ländern hemmen. 

Die anhaltende Technologiekonkurrenz könnte außerdem zu einer weiteren Entkopplung der Technologieökosysteme führen. Dies würde die Innovationskraft und Zusammenarbeit beider Länder stören. Insbesondere im wichtigen KI-Sektor lassen sich solche Tendenzen bereits beobachten.

Es bleibt abzuwarten, wie die konkreten politischen Maßnahmen aussehen werden und welche Strategien sowohl China als auch die USA verfolgen, um ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Anleger sollten diese Aspekte aber bis zur US-Wahl am 5. November 2024 zumindest im Auge behalten und bei ihren jeweiligen individuellen Anlageentscheidungen mit einbeziehen.

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