Airbus vs. Boeing: Wer fliegt in eine rosigere Zukunft?

Aktienwelt360 · Uhr

Die Aktien der beiden weltgrößten Flugzeugbauer haben es derzeit nicht einfach. In den letzten drei Monaten sackte die Airbus-Aktie (WKN: 938914) um über 20% ab und auch die Boeing-Aktie (WKN: 850471) schaffte an der Börse keinen Kursaufschwung. Ähnlich trist sieht die Kursentwicklung auf Jahressicht aus. Während die Aktie des europäischen Flugzeugbauers in den letzten zwölf Monaten leicht nachgab, verlor das Papier des US-Wettbewerbers mehr als 10% an Wert.

Aber wieso eigentlich? Die Luftfahrtbranche brummt, die Zahl der bestellten Flugzeuge ist so hoch wie seit langem nicht mehr und dementsprechend prall gefüllt sind die Auftragsbücher der beiden Konzerne. Ich habe eine überraschende Antwort auf die Frage, ob Airbus oder Boeing die besseren Karten an der Börse hat.

Boeing: Nur noch schlechte Presse

Lasst uns mit einem Blick auf den US-Flugzeugbauer beginnen. Wenn es einen Konzern auf der Welt gibt, der in den letzten Jahren fast ausschließlich für schlechte Presse sorgte, dann ist es Boeing. Die Negativschlagzeilen des amerikanischen Traditionskonzerns begannen in den Jahren 2018 und 2019 als bei Abstürzen von zwei Maschinen des Typs 737 fast 350 Menschen ums Leben kamen.

Doch damit nicht genug. In den vergangenen Monaten ereigneten sich reihenweise weitere technische Defekte an Bord von Boeing-Maschinen, die teils zu sehr kritischen Situationen führten. Dementsprechend angekratzt ist inzwischen das Image des US-Flugzeugbauers bei Fluggesellschaften und Passagieren.

Aber es kommt noch schlimmer. Inzwischen hat auch die amerikanische Justiz Boeing auf dem Kieker. Die US-Staatsanwaltschaft empfiehlt, Anklage gegen den Flugzeughersteller zu erheben. Der Grund: Boeing hat ihrer Ansicht nach gegen eine Vereinbarung mit der US-Justiz aus dem Jahr 2021 verstoßen, in der es um die Verbesserung der Compliance-Verfahren des Konzerns geht.

Airbus: Die Produktionsziele gekappt

Eigentlich sollte Airbus angesichts der gravierenden Probleme seines ewigen Erzrivalen aus den USA allen Grund zum Jubeln haben. Doch weit gefehlt, wie die Entwicklung des Aktienkurses zeigt. Airbus muss sich zwar nicht mit Qualitäts- und Rechtsproblemen herumschlagen, aber der europäische Flugzeugbauer hat derzeit ein anderes Problem, das ihm Anleger übelnehmen: Er kommt mit der Produktion nicht hinterher.

Vor wenigen Tagen kappte Airbus sein bisheriges Produktionsziel für das Jahr 2024. Bislang ging der Konzern davon aus, im aktuellen Jahr 800 Maschinen an seine Kunden auszuliefern. Nach neuesten Erkenntnissen werden es wohl „nur“ 770 Stück. Der Grund: Die Zulieferer von Airbus können nicht die gewünschte Anzahl an Bauteilen liefern. Mangelware sind vor allem Triebwerke und Kabinenausstattungen.

Aus diesem Grund musste Airbus sein Umsatz-, Gewinn- und Cashflow-Ziel für 2024 nach unten korrigieren. Gewinn und Cashflow werden voraussichtlich rund 500 Mio. Euro geringer als geplant ausfallen.

Ein wunderbares Duopol…

Soweit die Ausgangslage. Für die meisten Anleger mag derzeit die Airbus-Aktie wie der klare Favorit im Wettstreit der beiden großen Flugzeugproduzenten aussehen. Doch meine (vielleicht) überraschende Antwort auf die Eingangsfrage ist: beide sind meine Favoriten.

Meine Antwort hat einen klaren Grund: Fluggesellschaften in aller Welt haben bis heute keine andere Wahl, als ihre Jets bei Airbus oder Boeing zu bestellen. Bislang waren alle Versuche chinesischer und russischer Hersteller, auf den globalen Flugzeugmarkt vorzustoßen, zum Scheitern verurteilt. Hinzu kommt, dass ich mir aufgrund der geopolitischen Rivalität zwischen Amerika und Europa auf der einen und China und Russland auf der anderen Seite beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass eine amerikanische oder europäische Fluglinie jemals Flugzeuge bei einem chinesischen oder russischen Hersteller kaufen würde.

Für die meisten Fluglinien ist die derzeitige Lage bei Airbus und Boeing ein echtes Dilemma. Die Produktionskapazitäten bei den Europäern sind so begrenzt, dass Airlines jahrelang auf die Auslieferung ihrer bestellten Maschinen warten. Da bleibt als Alternative trotz aller Probleme letztlich nur Boeing. Aber auch die Amerikaner kommen angesichts ihrer verstärkten Qualitätskontrollen kaum mit der Abarbeitung ihres Berges an Aufträgen hinterher.

…in einem wachsenden Markt

Aus dem eben dargestellten Grund bin ich seit jeher ein Fan sowohl der Airbus- als auch der Boeing-Aktie. Die Flugzeugproduktion ist seit langer Zeit eines der wenigen Duopole der Welt. Ein Duopol hat für die beiden Marktteilnehmer immer den wunderbaren Vorteil, dass sie sich gegenseitig keine allzu große Konkurrenz bei den Preisen machen müssen.

Noch dazu besitzt der Markt der Flugzeugproduktion eine weitere Eigenschaft, die ich sehr schätze: er wächst kontinuierlich. Die Umsatzentwicklung von Airbus und Boeing zeigt die Abhängigkeit der Kunden von den zwei Flugzeugbauern deutlich. In den letzten drei Jahren konnten beide Konzerne ihren Umsatz jedes Jahr im Schnitt um rund 10% steigern. Bei Airbus setzte sich die gute Umsatzentwicklung im ersten Quartal 2024 fort. Boeing musste aufgrund der Produktionskürzungen bei der 737-Baureihe allerdings einen Umsatzrückgang hinnehmen.

Für die kommenden 20 Jahre gehen Experten von einer Fortsetzung dieses Wachstums aus. Sie schätzen, dass die Passagierzahlen um etwas über 4% pro Jahr steigen werden. Das bedeutet, dass sich die Zahl der weltweiten Flugpassagiere bis 2043 auf jährlich etwa 20 Milliarden annähernd verdoppeln wird. Airbus und Boeing werden deshalb auf Jahre hinaus ihre Produktion steigern müssen, um dieser Nachfrage gerecht zu werden. Schließlich bedeuten mehr Fluggäste auch mehr Flugzeuge.

Hinzu kommt, dass der Trend derzeit zu kleineren Flugzeugen geht. Bestes Beispiel dafür ist Airbus. Anstatt den gewaltigen A380 weiterzubauen, sieht der europäische Flugzeugbauer die Zukunft im kleinen, aber langstreckentauglichen Modell A321 XLR. Die Zahl der produzierten Flugzeuge wird deshalb unweigerlich steigen und somit auch die Umsätze und Gewinne von Airbus und Boeing. Einen langfristig stabileren Markt kann ich mir kaum vorstellen.

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Peter besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.

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