Geldpolitik

Fed vor weiterer Zinspause - Signal für baldige Senkung erwartet

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wird nächste Woche voraussichtlich nochmals eine Zinspause einlegen.

Doch viele Experten erwarten, dass die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch zumindest ein Signal für eine baldige geldpolitische Wende nach unten senden werden. Diese wird von den Finanzmärkten bereits seit langem herbeigesehnt. Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner erwartet einen Wink mit dem Zaunpfahl: "Die Fed wird die Gelegenheit nutzen, die Marktteilnehmer mit dem Kommuniqué und der Pressekonferenz Powells auf eine bevorstehende Zinssenkung vorzubereiten."

Um die hohe Inflation zu dämpfen, hatte die Fed den Leitzins seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent erhöht, seit geraumer Zeit pausiert sie nun. Mit rückläufiger Inflation könnte aus Expertensicht der Zeitpunkt für die Wende bald gekommen sein. In einer aktuellen Reuters-Umfrage sagten 82 von 100 befragten Ökonomen einen ersten Schritt nach unten im Umfang von einem Viertel-Prozentpunkt für den 18. September voraus. Damit würde die Fed dem Vorbild der Europäischen Zentralbank folgen, die bereits im Juni die Wende nach unten einleitete und am 12. September einen zweiten Lockerungsschritt folgen lassen könnte.

Zuletzt hatte es aus dem Führungszirkel der US-Notenbank bereits Signale für eine Zinswende gegeben. Laut Fed-Direktor Christopher Waller rückt der Zeitpunkt dafür näher. Die Federal Reserve sei zwar noch nicht am Ziel. Waller geht aber davon aus, dass man sich der Zeit nähert, zu der eine Leitzinssenkung gerechtfertigt ist. Seine Direktoriumskollegin Adriana Kugler stieß ins selbe Horn und verwies auf Fortschritte im Kampf gegen die Inflation. Die Verbraucherpreise in den USA waren im Juni mit einer Teuerungsrate von 3,0 Prozent nicht mehr so stark gestiegen wie noch im Mai (3,3 Prozent) und im April (3,4 Prozent).

Auch jüngste Daten stützen die These, dass die Teuerung nachlässt. Dies zeigt sich an einem festen Warenkorb, der auf die persönlichen Ausgaben der US-Verbraucher zugeschnitten ist und den die Fed genau im Blick hält. Der daraus berechnete sogenannte PCE-Index legte im Juni wie von Experten erwartet nur noch um 2,5 Prozent zu, nachdem die Rate im Mai noch 2,6 Prozent betragen hatte.

Die Notenbank will die Inflation eindämmen, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Deren Widerstandsfähigkeit ist laut Ökonom Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg trotz der Hochzinspolitik der Zentralbank "beeindruckend". Die US-Wirtschaft hat ihr Wachstumstempo im Frühjahr glatt verdoppelt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zwischen April und Juni aufs Jahr hochgerechnet um 2,8 Prozent zu, nach einem Zuwachs von 1,4 Prozent zu Jahresbeginn.

Zinswende vor US-Wahl?

Die Stärke der Wirtschaft ist im Jahr der US-Präsidentschaftswahl auch ein Politikum. Laut US-Finanzministerin Janet Yellen sind die hohen Wachstumsraten der Wirtschaft kein Zufall, sondern im Zusammenhang mit der Politik von US-Präsident Joe Biden zu sehen. Seit dessen Amtsübernahme seien 15,7 Millionen Jobs geschaffen worden. Die Daten zum Bruttoinlandsprodukt und zur Inflation im zweiten Quartal hätten bestätigt, dass die USA auf Kurs seien. Die wahrscheinliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, würde Kernanliegen der Biden-Regierung fortsetzen, so Yellen.

Harris' Rivale, der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump, hat die unabhängige Notenbank aufgefordert, eine Zinswende nicht vor den Wahlen im November einzuleiten. Wie Fed-Chef Powell jüngst betonte, spielen allerdings politische Erwägungen für die Notenbank bei ihrer Zinspolitik auch im Jahr der US-Präsidentenwahl keine Rolle. Sie orientiere sich ausschließlich an ihrem Mandat - also Preisstabilität zu sichern und Vollbeschäftigung zu fördern.

Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, geht davon aus, dass die Fed im September den ersten Zinsschritt nach unten gehen wird und sich nicht von den Warnungen Trumps davon abbringen lassen wird: "Die Fed tut gut daran, ihren Zinssenkungszyklus einige Wochen vor der Wahl einzuläuten – und dann möglicherweise im Dezember die zweite Senkung vorzunehmen."

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