Münchener-Rück-Studie - Klimawandel treibt Naturkatastrophen-Schäden

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München (Reuters) - Die Erwärmung der Erde treibt nach Erkenntnissen der Münchener Rück die Naturkatastrophen-Schadenbilanzen.

Mehr als zwei Drittel der Schäden und mehr als drei Viertel der versicherten Schäden waren im ersten Halbjahr 2024 auf schwere Gewitter, Hochwasser und Waldbrände zurückzuführen, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten halbjährlichen Naturgefahren-Report des Münchner Rückversicherers hervorgeht. Diese Ereignisse stuften die Versicherer eigentlich als zweitrangig ein. Insgesamt lagen die Naturkatastrophen-Schäden mit 120 Milliarden Dollar unter dem Niveau des Vorjahres (140 Milliarden Dollar). Die Versicherer und Rückversicherer müssen davon aber 62 (60) Milliarden Dollar tragen, etwas mehr als ein Jahr zuvor.

"Der Klimawandel findet statt - das ist eine Tatsache", sagte Tobias Grimm, Geograf und Klimaexperte der Münchener Rück, der Nachrichtenagentur Reuters. "Er spielt hierbei eine zunehmende Rolle." Die weltweite Durchschnittstemperatur lag von Januar bis Juni etwa 1,5 Grad über der vorindustriellen Zeit - und der Trend zeigt weiter nach oben. "Ein Grad mehr Temperatur führt zu sieben Prozent mehr Feuchtigkeit in der Luft", erklärte Grimm. "Dadurch fallen auch in Europa Unwetter heftiger aus, und es gibt häufiger Starkregen." Zumindest, dass solche Unwetter größere Regenmengen mit sich bringen als früher, sei inzwischen wissenschaftlich belegt, sagte Grimm. Die Signale dafür, dass sie auch gehäufter auftreten, seien noch weniger eindeutig.

HOCHWASSER IN SÜDDEUTSCHLAND WELTWEIT AUF PLATZ FÜNF

Die durch anhaltende Regenfälle ausgelösten Überflutungen in Bayern und Baden-Württemberg Ende Mai/Anfang Juni schafften es mit einem Schaden von rund 5,0 Milliarden Dollar auf Platz fünf der teuersten Naturkatastrophen weltweit, der versicherte Schaden lag bei 2,2 Milliarden Dollar. Auf Platz eins weltweit liegt das Erdbeben in Japan am 1. Januar, das Werte von zehn Milliarden Dollar zerstörte - doch nur ein Fünftel davon war auch versichert. Das teuerste Naturereignis war eine Serie von Tornados im März in den USA, für die die Versicherer mit 4,5 Milliarden Dollar einstehen müssen. Auch auf den nächsten drei Plätzen lagen schwere Unwetter über den USA - und das noch vor der Hurrikan-Saison.

Die meisten Todesopfer forderte mit 670 ein Erdrutsch in Papua-Neuguinea, insgesamt blieb die Zahl der Katastrophen-Toten mit 4500 aber deutlich hinter dem Vorjahr zurück, in dem das Erdbeben in der Türkei und Syrien für einen Großteil der 65.200 Todesopfer verantwortlich war.

Um Erdbeben oder Hurrikans zumindest finanziell beherrschbar zu machen, haben die Rückversicherer in den vergangenen Jahren ausgeklügelte Naturgefahren-Modelle entwickelt. Für vermeintlich zweitrangige Ereignisse lohnte sich das lange nicht - das hat sich geändert, seit sich Hagel und Überschwemmungen häufen. "Wir investieren viel, um auch diese Risiken in Modellen abzubilden", sagte Grimm.

Münchener-Rück-Vorstand Thomas Blunck drängt aber auch auf mehr Prävention, um die Schäden abzumildern. An die veränderten Risiken müssten sich Gesellschaft, Wirtschaft und Versicherer anpassen. "Der Staat ist gefordert, strukturelle Prävention zu betreiben", sagte Klimaexperte Grimm. Die Versicherer fordern etwa seit langem, in gefährdeten Gebieten keine Baugebiete mehr auszuweisen. "Aber auch jeder einzelne sollte dazu beitragen."

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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