Anwalt - Vorwürfe gegen Telegram-Chef sind "absurd"
Paris (Reuters) - Der Verteidiger des Telegram-Gründers Pawel Durow hat den Vorwurf der Beihilfe zu Straftaten am Donnerstag zurückgewiesen.
"Es ist völlig absurd zu denken, dass der Leiter eines sozialen Netzwerks in kriminelle Handlungen verwickelt sein könnte, die ihn weder direkt noch indirekt betreffen", sagte der Anwalt David-Olivier Kaminski vor den Kameras mehrerer TV-Sender. "Telegram hält sich vollständig an die europäischen Digital-Gesetze." In einem ähnlichen Wortlaut hatte der Messengerdienst vor einigen Tagen bereits die Vorwürfe der französischen Behörden zurückgewiesen.
Durow war am Samstagabend kurz nach seiner Landung auf dem Flughafen Le Bourget bei Paris festgenommen worden. Die Behörden werfen Telegram unter anderem vor, Kinderpornografie und Drogenhandel Vorschub zu leisten. Außerdem weigere sich die Plattform, die weltweit von knapp einer Milliarde Menschen genutzt wird, die Informationen über Nutzer, die illegale Inhalte verbreiten, an Behörden weiterzuleiten. Diesen Vorwurf erhebt dem "Spiegel" zufolge auch das Bundesinnenministerium.
Ein französischer Richter sah ausreichende Anhaltspunkte für derartige Vergehen, um formelle Ermittlungen anzuordnen. Durow kommt zwar gegen Zahlung einer Kaution von fünf Millionen Euro frei, darf Frankreich aber nicht verlassen und muss sich zwei Mal pro Woche bei der Polizei melden. Formelle Ermittlungen sind weder ein Hinweis auf ein Vergehen noch führen sie zwangsläufig zu einem Prozess.
(Bericht von Dominique Vidalon and Ingrid Melander; geschrieben von Hakan Ersen. Redigiert von Myria Mildenberger.; Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)