'WSJ': Russland und Ukraine verloren eine Million Soldaten
WASHINGTON (dpa-AFX) - Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind nach Recherchen der US-Zeitung "Wall Street Journal" auf beiden Seiten Hunderttausende Soldaten verletzt und getötet worden. Die ukrainischen Truppen hätten etwa 80.000 tote und 400.000 verwundete Soldaten zu beklagen, berichtete das Blatt unter Berufung auf eine vertrauliche ukrainische Schätzung. Russland wiederum habe nach Schätzung westlicher Geheimdienste sogar 600.000 Soldaten - 200.000 Tote und 400.000 Verletzte - verloren, schreibt das "Wall Street Journal" weiter. Offiziell gibt es weder aus Kiew noch aus Moskau Angaben zu den eigenen Verlusten.
Die Angaben der Zeitung decken sich aber mit Schätzungen des britischen Verteidigungsministeriums zu Moskaus Verlusten in dem Krieg. Demnach sind seit Kriegsbeginn 610.000 russische Soldaten gestorben oder so schwer verwundet worden, dass sie nicht mehr einsatzfähig sind. "Eine Taktik, die auf massiven Infanteriewellen basiert, hat Russland dazu gezwungen, die Frontkräfte mit einem ständigen Strom an neuen Rekruten aufzufüllen", teilte das Ministerium auf der Plattform X mit. Demnach fällt es Moskau inzwischen schwerer, Freiwillige zu gewinnen.
Die langfristigen Auswirkungen
Der hohe Blutzoll, den die beiden Kriegsparteien entrichten, hat auch langfristig fatale Auswirkungen. Schon vor dem Ausbruch des bewaffneten Konflikts kämpften Russland und die Ukraine mit schrumpfenden Bevölkerungszahlen. Für die Ukraine, deren Bevölkerung nur rund ein Viertel der russischen ausmacht, sei das Problem existenziell, schreibt das "Wall Street Journal". Während Russland die Verluste an der Front zumindest teilweise noch durch die Besetzung ukrainischer Gebiete und die Vereinnahmung der dort lebenden Bevölkerung wettmachen könne, müsse Kiew auch noch mit einer Massenflucht ins Ausland klarkommen.
Die Zahl der zivilen Opfer ist ohnehin in die Berechnung nicht eingegangen. Gerade auf ukrainischer Seite sind durch den systematischen Beschuss von Städten und Gemeinden nach Einschätzung von Menschenrechtlern Tausende Menschen getötet worden./bal/DP/men