Solarfirma Meyer Burger will mit Rosskur wieder in die Spur kommen
Düsseldorf (Reuters) - Der unter Druck geratene Schweizer Solarkonzern Meyer Burger will das Ruder herumreißen und mit neuem Management und schlankeren Strukturen wieder auf Kurs kommen.
Verwaltungspräsident Franz Richter übernehme ab sofort das Ruder von Gunter Erfurt, der das Unternehmen verlassen werde, teilte Meyer Burger am Mittwoch mit. Richter kündigte an, in zwei Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben zu wollen. Ziel sei es, ab 2026 bei einem Umsatz von 350 bis 400 Millionen Franken ein operatives Ergebnis (Ebitda) im mittleren zweistelligen Millionenbereich zu erzielen. Die Planungen basierten auf den bereits überwiegend vorhandenen Produktionskapazitäten und bestehenden Abnahmeverträgen.
Mit dem Verkauf von Randbereichen und Vermögenswerten solle zudem die Liquidität verbessert werden. Allerdings bleibe eine Finanzierungslücke aus den bereits geleisteten Investitionen für den inzwischen abgesagten Bau einer Solarzell-Produktion in den USA, erklärte Richter. Es werde derzeit geprüft, wie die Lücke geschlossen werden könne.
Die Restrukturierungen sehen zudem Stellenstreichungen auf 850 von derzeit rund 1050 vor. Während in Europa Jobs wegfielen, werde in den USA in der neuen Modul-Fabrik Personal eingestellt.
Die Anleger blieben skeptisch: Die Aktie notierte mit knapp acht Prozent im Minus bei 1,76 Franken. "Wir erachten die Rosskur als sinnvoll, sie kommt jedoch (zu) spät", kommentierten Experten der Zürcher Kantonalbank. "Ob sie Meyer Burgers langsamen Untergang verhindern kann, wird sich zeigen."
DREIKÖPFIGE GESCHÄFTSLEITUNG SOLLS RICHTEN
Meyer Burger teilte zudem mit, neben Firmenchef Erfurt werde auch Finanzvorstand Markus Nikles seinen Posten abgeben. Für die Finanzen sollen zunächst Ralf Hermkens (USA) und Frank Zimmermann (Europa) an den Vorstand berichten. Die auf drei Mitglieder reduzierte Geschäftsleitung werde sich zunächst auf die möglichst schnelle Wiedererreichung der Profitabilität konzentrieren.
Meyer Burger schreibt seit Jahren Verluste infolge der Billigimporte aus Asien. 2023 verbuchte die Firma bei einem Umsatz von 135 Millionen Franken einen operativen Verlust (Ebitda) von 164 Millionen Franken. Der Vorstand wollte ursprünglich seine Produktion weitestgehend in die USA verlagern, musste die Pläne aber mangels Finanzierungsmöglichkeiten aufgeben.
(Bericht von Anneli Palmen, redigiert von Myria Mildenberger Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)