US-Jobmotor brummt - Vorerst keine weitere XL-Zinssenkung der Fed?

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2024. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

Washington/Berlin (Reuters) - Der US-Arbeitsmarkt erweist sich als überraschend robust und dämpft Erwartungen an kräftige Zinssenkungen der Notenbank Fed.

Im September kamen 254.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Bericht der Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 140.000 gerechnet, nach revidiert 159.000 (ursprünglich 142.000) im Vormonat. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote sank im September leicht auf 4,1 Prozent. Viele Händler zogen aus den Daten den Schluss, dass es die Federal Reserve nach der XL-Zinswende nun etwas ruhiger angehen lassen kann.

An den Terminmärkten werden kleinere Senkungen von jeweils einem Viertelprozentpunkt für die Zinssitzungen im November und Dezember für wahrscheinlich gehalten. Vor den Jobdaten war zumindest ein größerer Schritt nach unten eingepreist worden. "Demnach scheint die Frage "Gibt es im Jahresschluss noch einen weiteren 'Jumbo Rate Cut' von 50 Basispunkten?" bereits vor den Inflationszahlen aus den USA kommenden Donnerstag beantwortet", meint Jens Klatt vom Online-Broker XTB.

Die Zentralbank in Washington hat auf der jüngsten Sitzung die Zinswende vollzogen und den Schlüsselsatz um einen halben Prozentpunkt auf 4,75 bis 5,0 Prozent gesenkt. Fed-Chef Jerome Powell rechnet in diesem Jahr noch mit zwei weiteren Senkungen um insgesamt einen halben Prozentpunkt, falls sich die Wirtschaft wie erwartet entwickeln sollte.

Ein Stellenzuwachs von rund 100.000 im Monat gilt als ausreichend, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen. Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank verweist darauf, dass angesichts widriger Begleitumstände im September eigentlich ein eher niedriges Jobplus zu erwarten gewesen wäre: "Hafenarbeiter streikten entlang der Ostküste, gleichzeitig verwüstete Hurrikan Helene ganze Regionen – mit negativen Auswirkungen auf die Schaffung neuer Jobs. Umso mehr überrascht nun der Arbeitsmarkt mit einem Stellenplus von deutlich über 200.000."

"ÄUSSERST ROBUSTE LOHNENTWICKLUNG"

Die Notenbank, die für stabile Preise sorgen und Vollbeschäftigung fördern soll, achtet sehr stark auf die Jobdaten. Mit Blick auf den Inflationsdruck beobachtet sie auch das Lohnwachstum genau. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im September zum Vormonat um 0,4 Prozent zu, nach revidiert 0,5 Prozent im August. Zum Vorjahresmonat ergab sich ein Zuwachs von 4,0 Prozent, nach 3,9 Prozent im August. Experten hatten lediglich eine Jahresrate von 3,8 Prozent erwartet. Helaba-Experte Ralf Umlauf spricht von einer "äußerst robusten" Lohnentwicklung. "Das dürfte es jetzt erst mal gewesen sein mit weiteren großen Zinssenkungsschritten der US-Notenbank", so das Fazit von LBBW-Ökonom Dirk Chlench.

Der Arbeitsmarktbericht stimmte die Anleger an der Wall Street optimistisch. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste S&P 500 notierten zur Eröffnung jeweils rund ein halbes Prozent fester bei 42.241 und 5740 Punkten. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann gut ein Prozent auf 18.127 Zähler.

(Bericht vom Reuters-Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker und Zuzanna Szymańska, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

onvista Premium-Artikel