ChatGPT & Co missachten europäische KI-Gesetze teilweise
London (Reuters) - Einige der bekanntesten und beliebtesten Künstlichen Intelligenzen (KI) erfüllen europäische gesetzliche Anforderungen in Schlüsselbereichen nicht.
Dies ergab ein Test, dessen Ergebnisse die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Hierzu hatte eine mit Unterstützung der Europäischen Union (EU) entwickelte Software der Schweizer Firma LatticeFlow ChatGPT und andere KI-Modelle auf die Einhaltung der im "AI Act" festgeschriebenen Anforderungen abgeklopft.
"Die EU ist zwar noch dabei, die Details für die Einhaltung der Vorschriften auszuarbeiten, aber wir können bereits einige Lücken in den Modellen erkennen", sagte LatticeFlow-Chef und -Mitgründer Petar Tsankov. Mit seiner frei verfügbaren Test-Software könnten sich KI-Entwickler auf die gesetzlichen Anforderungen, die in den kommenden Monaten stufenweise in Kraft treten, einstellen.
Der in Zusammenarbeit mit Experten der ETH Zürich und dem bulgarischen Insait-Institut entwickelte "Large Language Model (LLM) Checker" prüft den Angaben zufolge Dutzende Kategorien wie Cybersicherheit oder mögliche diskriminierende Antworten auf Anfragen. Dabei werden jeweils Punkte zwischen Null und Eins vergeben. Bei den bisherigen Tests kamen weit verbreitete KI-Modelle von OpenAI, Mistral, Anthropic, Meta oder Alibaba zwar auf Gesamtnoten von 0,75 oder mehr. Am besten schnitt "Claude 3 Opus" von Anthropic mit 0,89 Punkten ab. An dieser Firma ist unter anderem die Alphabet-Tochter Google beteiligt.
In der Kategorie diskriminierungsfreie Antworten erhielten aber ChatGPT in der Version "3.5 Turbo" und Alibabas "Qwen1.5 72B Chat" die relativ schwachen Noten von 0,46 beziehungsweise 0,37 Punkten. Beim "Prompt Hijacking", bei dem eigentlich unzulässige Anfragen so manipuliert werden, dass die KI sensible Informationen preisgibt, schnitten "Llama 2 13B Chat" der Facebook-Mutter Meta und "8x7B Instruct" des französischen Anbieters Mistral mit 0,42 beziehungsweise 0,38 Punkten ebenfalls schlecht ab. Bei Verstößen gegen den im vergangenen Jahr verabschiedeten "AI Act" drohen Strafen von bis zu sieben Prozent des weltweiten jährlichen Umsatzes.
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)