Dax nach Trumps Wahlsieg im Aufwind - Dollar steigt

Reuters · Uhr
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Frankfurt (Reuters) - Das Comeback von Donald Trump als US-Präsident treibt die Aktienmärkte in Europa an. Der Dax kletterte zunächst um bis zu 1,6 Prozent auf 19.963 Zähler, der EuroStoxx50 legte ebenfalls deutlich zu.

Im Verlauf schrumpfte der Zuwachs aber auf ein Plus von rund 0,2 Prozent zusammen. "In Frankfurt klammern sich die Anleger jetzt an den Strohhalm, dass am Ende alles nicht so heiß gegessen werden könnte, wie es gekocht wurde", sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Im Vorfeld der Wahlen hatten viele Dax-Anleger eine Wahl Trumps mit Argwohn betrachtet, da sie vor allem dessen Wirtschaftspolitik fürchteten. Laut Christian Henke vom Broker IG sind die Sorgen auch weiterhin berechtigt: "Europa dürfte mit einem Präsidenten Trump wenig zu lachen haben," meint der Experte. "Vor allem das Thema Zölle schwebt wie ein Damoklesschwert über den Handelsplätzen auf dem alten Kontinent."

Entsprechend bergab ging es daher für Autowerte. BMW, Porsche, Mercedes-Benz und Volkswagen verloren im Dax zwischen 7,5 und 5,2 Prozent. Der europäische Autoindex notierte bis zu 2,3 Prozent schwächer. Experten fürchten, dass die von Trump anvisierte Einführung von Strafzöllen auf Autos die Krise der deutschen Autobauer verschärfen könnte. Viele Hersteller leiden bereits unter der verflogenen Kauflaune betuchter Kunden in China und der schwierigen Umstellung auf Elektroautos. Die hartnäckige Marktschwäche in China, aber auch Probleme mit einem vom Continental gelieferten Bremssystem sorgten auch bei BMW für einen Gewinneinbruch, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Zahlen hervorging. Trump hatte angekündigt, Produkte aus China mit einem Strafzoll von 60 Prozent, Produkte aus Deutschland und allen anderen Teilen der Welt mit zehn bis 20 Prozent zu belegen.

WALL STREET IN FEIERLAUNE

An der Wall Street bahnte sich angesichts des sich Triumph von Trump eine deutliche festere Eröffnung an. Die Futures stiegen auf Rekordhoch. Im vorbörslichen US-Handel schossen die Aktien der Trump Media & Technology Group um mehr als 40 Prozent nach oben. Trump setzte sich überraschend deutlich gegen seine Kontrahentin Kamala Harris durch. Parallel dazu konnten die Republikaner den Demokraten die Mehrheit im Senat abjagen. Der Ausgang im Repräsentantenhaus stand noch nicht fest. Analysten gehen davon aus, dass den geplanten Steuersenkungen und der verdprochenen Deregulierungspolitik Trumps nichts mehr im Wege steht. Die Maßnahmen dürften sich zumindest anfangs positiv auf US-Aktien auswirken, da sie zu einem fiskalischen Impuls und damit zu einem höherem Wirtschaftswachstum führen könnten, so Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck.

Deutlich nach oben ging es für den Dollar - was wiederum die Öl- und Kupferpreise drückte. Der Dollar-Index stieg um bis zu 1,7 Prozent auf ein Vier-Monats-Hoch von 105,19 Punkten. Analysten gehen davon aus, dass Trumps Pläne zur Zoll- und Einwanderungspolitik die Inflation in die Höhe treiben und die künftige US-Geldpolitik damit wieder restriktiver ausfallen könnte. Das Nachsehen hatte der Euro, der um 2,1 Prozent auf 1,0702 Dollar abrutschte und damit auf dem niedrigsten Stand seit Ende Juni notierte. Die angedrohten Zollerhöhungen Trumps auch gegenüber Europa ließen sorgenvoll auf die kommenden Monate blicken, urteilten die Analysten der Helaba.

RENDITEN DER US-BONDS IM AUFWIND

Am Anleihemarkt brachen die Kurse der zehnjährigen US-Staatsbonds ein, im Gegenzug stieg die Rendite bis auf 4,471 Prozent. Experten erwarten, dass die fiskalpolitischen Pläne Trumps zu höheren Staatsausgaben und einer steigenden Neuverschuldung führen. Groß war der Jubel am Mittwoch dagegen unter Bitcoin-Anlegern. Die Cyber-Devise kletterte um bis zu neun Prozent auf einen Rekordwert von 75.389 Dollar. Investoren hofften unter Trump auf eine kryptofreundliche Regierung. Doch Timo Emden von Emden Research mahnte zur Vorsicht: "Anleger sollten es weiterhin tunlichst vermeiden, Trump als Freifahrtschein für weiter steigende Kurse zu interpretieren." Es gebe nach wie vor berechtigte Zweifel, dass der Republikaner seine groß angekündigten Versprechungen als US-Präsident auch tatsächlich in die Praxis umsetzen werde.

(Bericht von Daniela Pegna. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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