Eigenkapitalforum 2024: Unsere Top-Aktien

Aktienwelt360 · Uhr

Drei unserer Analysten waren in der letzten Woche auf dem Eigenkapitalforum 2024 in Frankfurt. Nach vielen Gesprächen mit Vorständen und einiger besuchter Unternehmenspräsentationen stellen sie in diesem Beitrag jeweils einen ihrer persönlichen Favoriten der Konferenz vor.

Florian König: Amadeus FiRe

„Sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“ Das bewährte Erfolgskonzept von Warren Buffett gilt auch für Unternehmen. Diese Denkweise trennt die Spreu vom Weizen, denn nur wenige Unternehmen können und wollen während der Krise in die Zukunft investieren.

Der Finanz- und IT-Spezialist Amadeus FiRe (WKN: 509310) setzt das Erfolgskonzept an zwei Stellen gut um. Das Unternehmen investiert vernünftig in das operative Geschäft und denkt intensiv über die eigene Aktie nach und setzt(e) auch Aktienrückkäufe um.

Nun zu den Details: Euphorie ist bei den wenigsten Unternehmen auf dem Eigenkapitalforum zu spüren, aber viele atmen auf und sind zuversichtlich, dass es nach den Neuwahlen wieder aufwärts gehen könnte. Dennoch halten sie sich mit Neueinstellungen noch zurück und auch die Wechselbereitschaft von Fachkräften ist aufgrund der Unsicherheit hoch, was auch die Personalvermittlung und Zeitarbeit von Amadeus FiRe betrifft. Wird die Wahl daran etwas ändern? Das weiß man nicht mit Sicherheit, aber es kann ein Motor sein.

Abgesehen von diesen Themen: Die Weiterbildung von Fachkräften im IT- und Finanzbereich wird immer wichtiger. Hier investiert das Unternehmen weiter gezielt und begrüßt im November Monika Wiederhold als neues Vorstandsmitglied. Sie kommt von der Amadeus IT Group S. A., einem Anbieter von IT-Lösungen für die Reisebranche, und soll die digitale Transformation in der Aus- und Weiterbildung vorantreiben und die Marktposition auch durch Akquisitionen stärken.

Ein weiterer Treiber für die langfristige Kursentwicklung ist die Anzahl der ausstehenden Aktien. Bereits Ende 2023 hat das Unternehmen 5 % der ausstehenden Aktien zurückgekauft und die Anzahl reduziert. Nach einem weiteren Kursrückgang von rund 35 % wäre eine solche Aktion für langfristige Aktionäre noch lohnender, da die zukünftigen Gewinne durch weniger Aktien geteilt werden müssen. Auch die Bewertung ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12 niedrig. Seit 2006 lag der Durchschnitt bei 19.

Das Management ist sich dessen bewusst und gleichzeitig gibt die gute Bilanz mit einer Schuldentilgungsdauer von ca. 1,5 Jahren auch Spielraum für weitere Aktienrückkäufe im Block. Amadeus FiRe hat einige Hebel in der Hand, um den Marktwert des Unternehmens deutlich zu steigern, und deshalb halte ich das Unternehmen für einen Blick wert.

Florian König besitzt Aktien von Amadeus FiRe.

Caio Reimertshofer: Zeal Network

Zeal Network (WKN: ZEAL24) ist mit seinen Marken LOTTO24 und TIPP24 die Nummer eins der Online-Lotterie in Deutschland. Als bereits langjähriger Aktionär von Zeal habe ich die Unternehmenspräsentation am Eigenkapitalforum mit Spannung verfolgt.

Besonderes Highlight, auf welches im Rahmen der Vorstellung auf dem Eigenkapitalforum 2024 klugerweise aufmerksam gemacht wurde: Aktuell ist der EuroJackpot seit mehreren Runden ungeknackt – es hat sich inzwischen sogar eine zweite Gewinnklasse gebildet. Für einen Lotterieanbieter ist das eine denkbar vorteilhafte Situation.

Warum? Ganz einfach: Wird um einen hohen Jackpot gespielt, ist das Interesse an Lotterielosen denkbar groß. Neue Spieler finden den Weg auf die Plattformen von Zeal und Bestandskunden spielen häufiger als üblich. Die Umsätze fließen – sehr zur Freude der Aktionäre.

Und auch abgesehen von diesem temporären Phänomen läuft es bei Zeal recht gut. Die Kundenkohorten wachsen ansehnlich. Im Durchschnitt ist die Akquise eines einzelnen Kunden nach zwei bis drei Jahren amortisiert. Ab diesem Zeitpunkt trägt der Kunde verstärkt zur Profitabilität des Unternehmens bei. In diesem Zusammenhang ist auch die Kundenloyalität bemerkenswert: Kunden, die sich 2005 registriert haben, nutzen noch heute die Plattform.

Langfristig möchte das Unternehmen von der weiteren Penetration des Online-Lotterie-Marktes profitieren und auf 50 % Marktanteile kommen. Das sind ambitionierte, aber auch realistische Ziele. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 20 sieht das Unternehmen bei solchen Aussichten nicht sonderlich teuer aus.

Caio Reimertshofer besitzt Aktien von Zeal Network.

Peter Roegner: Alzchem Group AG

Die Chemiebranche gilt als einer der großen Verlierer der jüngeren deutschen Wirtschaftspolitik. Vor allem die hohen Energiekosten machen den Unternehmen zu schaffen.

Allerdings gibt es im oberbayerischen Trostberg ein Unternehmen, bei dem von einer Krise nichts zu sehen ist: Die Alzchem Group AG (WKN: A2YNT3) ist als Hersteller von Spezialchemikalien in ausgewählten Nischenmärkten als Marktführer unterwegs und profitiert dabei stark von Megatrends: Bevölkerungswachstum, höhere Lebenserwartung, Klimawandel und zunehmender Bedarf an Sicherheit.

Beispiele sind die Produkte Creamino, ein Futtermittelzusatzstoff für Tiere, der nach Aufnahme in den Körper auf natürlichem Wege zu Kreatin weiterverarbeitet wird, sowie Creapure, ein hochreines Kreatin, das eine zentrale Rolle als Energietransporter und -puffer in jeder Zelle spielt. Alzchem ist mit beiden Produkten (und vielen weiteren) Weltmarktführer.

Seit einiger Zeit boomt ein weiteres Segment von Alzchem – leider, muss man an dieser Stelle sagen. Es geht um Guanidinsalze (Nitroguanidin), die in Airbags und Gurtstraffern sowie im Pflanzenschutz zum Einsatz kommen. Ein weiterer Anwendungsbereich ist die Rüstungsindustrie, denn Nitroguanidin wird für die Produktion von Artilleriegeschossen benötigt. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und der folgenden Notwendigkeit zur Aufrüstung im Westen floriert dieser Bereich.

Für 2024 erwartet Alzchem einen Umsatz von etwa 570 Mio. Euro, das wäre ein Zuwachs von gut 5 %. Das operative Ergebnis EBITDA wird bei über 100 Mio. Euro erwartet – 2023 waren es noch 81,4 Mio. Euro.

Dank dieser vergleichsweise kleinen Größe ist Alzchem flexibel und sieht darin sowie mit ihrem eigenen „Verbund-System“, das eine voll integrierte vertikale Produktion umfasst, einen Wettbewerbsvorteil.

Mich haben die Präsentation des Unternehmens und die Aussichten überzeugt. Leider hat das Papier seit Jahresanfang schon 120 % zugelegt. Dennoch erscheint die Aktie selbst bei einem Kurs von 56,80 Euro (29.11.2024) nicht überteuert. Vorsichtige Anleger können einen Kursrücksetzer abwarten.

Peter Roegner besitzt keine Aktien der Alzchem Group AG.

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Offenlegung: Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.

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