Ölriese Adnoc glückt Übernahme von Covestro

Frankfurt (Reuters) - Die milliardenschwere Übernahme von Covestro durch den arabischen Ölriesen Adnoc ist perfekt.
Aktionäre des Leverkusener Kunststoffherstellers hätten knapp 70 Prozent der Anteile angedient, teilte Adnoc am Montag mit. Die erforderliche Mindestannahmeschwelle lag bei 50 Prozent plus einer Aktie. Aktionäre, die ihre Anteile bislang nicht angedient haben, können dies noch bis zum 16. Dezember während einer zweiten Frist nachholen. Den Abschluss der Übernahme erwartet Adnoc im zweiten Halbjahr nächsten Jahres, zuvor müssen noch die zuständigen Behörden grünes Licht geben.
Adnoc will den Dax-Konzern einschließlich Schulden für bis zu 16 Milliarden Euro übernehmen. Nach monatelangem Werben hatte sich der Staatskonzern aus Abu Dhabi Anfang Oktober mit Covestro auf ein Angebot geeinigt. Je Aktie zahlt Adnoc 62 Euro - am Montag notierten Covestro im frühen Handel bei 57,78 Euro. Einen Beherrschungsvertrag hat Adnoc bis Ende 2028 ausgeschlossen, nicht aber einen Rückzug des Konzerns von der Börse - entweder mit oder ohne einen Zwangsausschluss der übrigen Aktionäre.
Den Kunststoffhersteller schluckt Adnoc über seine neue Investmentgesellschaft XRG, für die der Ölkonzern in der vergangenen Woche ehrgeizige Ziele vorgestellt hatte. Im Chemiegeschäft will XRG zu den fünf größten Anbietern der Welt aufsteigen und setzt dabei auf einen Anstieg der weltweiten Nachfrage um 70 Prozent bis 2050. Die Übernahme von Covestro sei dabei ein "wesentlicher Meilenstein". Sie zählt zu den größten Auslandszukäufen eines Golfstaats und verdeutlicht den Wandel der Region hin zu einer stärker diversifizierten, weniger ölabhängigen Wirtschaft.
Covestro produziert mit 17.500 Beschäftigten Kunststoff-Vorprodukte für die Auto-, Möbel-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie. Durch die Übernahme sichert sich Adnoc den Zugang zu fortschrittlicheren Materialien, die etwa in Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung und technischen Kunststoffen zum Einsatz kommen. Vorstand und Aufsichtsrat von Covestro unterstützen das Angebot aus Abu Dhabi.
Adnoc hat sich dazu verpflichtet, bei Covestro bis Ende 2028 keine wesentlichen Änderungen, Verkäufe oder Schließungen vorzunehmen. Auch Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und die Rechte der Betriebsräte sollen bestehen bleiben. Der Covestro-Vorstand bleibt im Amt; sein Vorsitzender Markus Steilemann will den Konzern auch unter der Ägide von Adnoc führen.
(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)