Deutschlands Automarkt findet nicht aus der Krise
Berlin (Reuters) - Die wegbrechende Nachfrage nach Elektroautos lässt den deutschen Markt ins Minus rutschen.
2024 wurden rund 2,8 Millionen Neuwagen zugelassen, das sind ein Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Kraftfahrt-Bundesamt am Montag mitteilte. Damit rückt das Vor-Corona-Niveau weiter in die Ferne: Im Vorkrisenjahr 2019 wurden noch mehr als ein Viertel mehr Neuwagen verkauft. Allein bei den E-Autos lag das Minus bei 27,4 Prozent. Gefragt waren dagegen Hybride: Inzwischen verfügt jedes dritte Fahrzeug in Deutschland über einen derartigen Antrieb, bei dem der Benzinmotor mit einem Elektromotor kombiniert wird. Auch Benzinautos wurden häufiger verkauft als vor Jahresfrist.
Das Comeback der Verbrenner schlägt sich bei den durchschnittlichen CO2-Emissionen nieder, die um 4,2 Prozent auf 119,8 Gramm pro Kilometer stiegen. In der EU gelten für das laufende Jahr deutlich schärfere CO2-Grenzwerte. Sollten die Emissionen im laufenden Jahr nicht sinken, drohen den Autofirmen drastische Strafzahlungen. Experten gehen davon aus, dass es ohne einen höheren Absatz von Elektroautos nicht gehen dürfte. Der Verband der Autoimporteure VDIK geht davon aus, dass es hier im laufenden Jahr aufwärts gehen dürfte, und rechnet mit einem Anstieg der Neuzulassungen auf 2,85 Millionen. Die Prognose beruhe darauf, dass die neue Bundesregierung bei den Rahmenbedingungen für Elektromobilität nachbessere, sagte die neue VDIK-Präsidentin Imelda Labbe. "Ohne weitere nennenswerte Anreize für den Hochlauf der Elektromobilität dürften 2025 erneut Zuwächse im Bereich der batterieelektrischen Fahrzeuge fehlen. Die Folge wäre dann ein Rückgang des Gesamtmarktes auf etwa 2,7 Millionen Pkw."
Zugleich forderte Labbe die EU-Kommission zum Entgegenkommen auf. "Strafzahlungen würden zu einer weiteren Einschränkung der Investitionen für die automobile Transformation führen. Dies gilt es mit aller Kraft zu verhindern", sagte Labbe.
Bei den deutschen Marken verzeichnete VW im abgelaufenen Jahr ein Absatzplus von 3,4 Prozent. Die Wolfsburger behaupteten ihre Position als Marktführer mit einem Marktanteil von 19,1 Prozent. Skoda aus dem VW-Konzern schaffte sogar ein Plus von gut einem Fünftel, Porsche legte um 9,9 Prozent zu. Opel, das zum Stellantis-Konzern gehört, setzte zwei Prozent mehr Fahrzeuge ab und kam damit auf einen Marktanteil von 5,2 Prozent. Gefragt gewesen sei besonders der Astra, sagte Opel-Markenchef Patrick Dinger. Das gebe Rückenwind für einen selbstbewussten Start in das neue Jahr.
Zu den Gewinnern gehörte auch Toyota: Die Japaner sind für ihre Hybridfahrzeuge bekannt und setzten mehr als ein Viertel mehr Autos ab als vor Jahresfrist. Auch die französischen Marken Peugeot und Citroen waren bei den Kunden beliebt. Die deutschen Hersteller Mercedes, BMW und insbesondere die Volkswagen-Tochter Audi verkauften auf dem heimischen Markt dagegen weniger Autos als noch im Vorjahr.
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)