Julius Bär verschärft Sparkurs

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Zürich (Reuters) - Weniger als einen Monat nach Amtsantritt drückt der neue Chef Stefan Bollinger dem krisengeplagten Vermögensverwalter Julius Bär seinen Stempel auf.

Bollinger will brutto weitere 110 Millionen Franken einsparen, wie das Schweizer Institut am Montag mitteilte. Zudem soll die Geschäftsleitung auf fünf von 15 Personen eingedampft werden. Neben Bollinger gehören dazu Chief Operating Officer Nic Dreckmann, Risikochef Oliver Bartholet, Finanzchefin Evie Kostakis und Chefjurist Christoph Hiestand. Den Jahresgewinn konnte Bär auch dank der Auflösung von Steuerrückstellungen auf eine Milliarde Franken von 453 Millionen Franken mehr als verdoppeln.

"Aufbauend auf den historischen Stärken von Julius Bär ist dies eine solide Ausgangslage, um die Herausforderungen sowohl auf der Ertrags- als auch auf der Kostenseite anzugehen", erklärte Bollinger. Bis Ende 2024 habe Bär die Kosten um brutto 140 Millionen Franken gedrückt. Dennoch sei der Kosten-Ertragssatz weit vom ursprünglich für 2025 festgelegten Ziel von unter 64 Prozent entfernt. Das neue Kostenprogramm verursache Aufwendungen von rund 55 Millionen Franken. Wieviel Stellen bei Bär abgebaut werden, war zunächst unklar.

Die Pleite von Signa hatte das Zürcher Institut 2023 veranlasst, Kredite an die österreichische Immobiliengruppe im Volumen von fast 600 Millionen Franken vollständig abzuschreiben. Bär gehört zu den größten Kreditgebern der Immobiliengruppe des Tiroler Investors Rene Benko. Konzernchef Philipp Rickenbacher musste daraufhin den Hut nehmen, vergangene Woche kündigte auch Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher seinen Rückzug an.

Richten soll es nun Bollinger, der zuvor Co-Chef des Geschäfts mit vermögenden Privatkunden in der Region Europa, Naher Osten und Afrika bei der US-Investmentbank Goldman Sachs war. Der Schweizer hat viel Arbeit vor sich. Nachdem das Signa-Debakel einen Reputationsschaden verursacht hatte, tat sich Bär vorübergehend schwer, neue Kundengelder anzulocken. In der zweiten Jahreshälfte fasste das Institut wieder Tritt, im Gesamtjahr sammelte Bär 14,2 Milliarden Franken an neuen Geldern ein. Dies entspricht einer Wachstumsrate von 3,3 Prozent.

Bär will eine unveränderte Dividende ausschütten. Der Verwaltungsrat habe entschieden, kein neues Aktienrückkaufprogramm aufzulegen.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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