Trump kündigt Gegenzölle an - Abgaben auf Autos sollen bald kommen
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Washington (Reuters) - US-Präsident Donald Trump verschärft seinen Kurs in der Handelspolitik und bringt Vergeltungszölle auf den Weg.
Der Republikaner unterzeichnete am Donnerstag eine entsprechende Anordnung für wechselseitige Zölle auf Waren aus diversen Ländern. Die Gegenzölle bedeuten, dass die USA dort Zölle anheben, wo sie derzeit weniger fordern als ihre Handelspartner. Dies droht Experten zufolge, eine protektionistische Eskalation in Gang zu setzen und die Inflation wieder anzufachen. "Wir wollen gleiche Wettbewerbsbedingungen", sagte Trump. Zölle auf Fahrzeuge sollen bald kommen. Andere Länder könnten ihre Zölle senken oder abschaffen, Es werde nicht akzeptiert, Waren durch ein anderes Land zu schicken, um Zölle zu vermeiden. Trump hatte erst kürzlich Zölle für Stahl und Aluminium angeordnet.
Die Vergeltungszölle sollen laut einem US-Insider nicht am Donnerstag in Kraft treten, könnten aber in den nächsten Wochen eingeführt werden. Trumps Handels- und Wirtschaftsteam prüfe derzeit noch die bilateralen Zoll- und Handelsbeziehungen. Die Regierung werde zunächst die Länder mit den größten Handelsüberschüssen und den höchsten Zollsätzen unter die Lupe nehmen. Der designierte US-Handelsminister Howard Lutnick sagte, die Regierung werde jedes betroffene Land einzeln ansprechen. Die Untersuchungen zu diesem Thema sollen bis zum 1. April abgeschlossen werden. Trump, der im Wahlkampf sinkende Verbraucherpreise angekündigt hatte, sagte, dass die Preise infolge der Maßnahmen kurzfristig steigen könnten.
Die US-Regierung kündigte an, auch noch andere Handelshemmnisse ins Visier zu nehmen. Dazu zählten Steuern für US-Firmen, Mehrwertsteuern, staatliche Subventionen oder Vorschriften, die US-Unternehmen daran hinderten, im Ausland Geschäfte zu tätigen.
EU: US-ZOLLMASSNAHMEN WERDEN NICHT UNBEANTWORTET BLEIBEN
Trump hatte am Montag erklärt, er prüfe auch separate Zölle auf Autos, Halbleiter und Arzneimittel. Die Europäische Union (EU) hat bereits mitgeteilt, Zollmaßnahmen gegen die EU "werden nicht unbeantwortet bleiben". Trump hatte bereits kurz nach seinem Amtsantritt am 20. Januar Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Waren aus China verhängt. Zudem ordnete er Zölle auf Waren aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko an, räumte aber hier einen 30-tägigen Aufschub ein.
Trump warnte die BRICS-Staaten vor Zöllen von 100 Prozent. Sollten diese Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) "mit dem Dollar spielen wollen", müssten sie mit den Sonderzöllen rechnen. Die BRICS-Staaten erwägen die Einführung einer eigenen Währung. Diese Initiative zielt darauf ab, die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern und den Einfluss der Gruppe in der globalen Wirtschaft zu stärken.
Sollten die US-Einfuhrzölle auf das Niveau des jeweiligen Handelspartners erhöht werden, würde dies einer Studie zufolge Deutschland besonders stark treffen. Etwa die Hälfte der deutschen Exporte in die USA wären von diesen höheren Zöllen betroffen, heißt es in der Analyse von Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. "Denn bei ihnen erhebt die Europäische Union bei den entsprechenden Produkten höhere Zölle als die Vereinigten Staaten." Die größte Gruppe seien Kraftfahrzeuge, bei denen ein um etwa sechs Prozentpunkte höherer Zoll drohe. Das gehe maßgeblich darauf zurück, dass die EU auf Pkw einen Zoll von zehn Prozent verlange, die USA aber nur von 2,5 Prozent.
Rund zehn Prozent der deutschen Ausfuhren gehen in die größte Volkswirtschaft der Welt, die damit der größte Abnehmer von Waren "Made in Germany" ist. "Nach etwa fünf Jahren eines stagnierenden Bruttoinlandsprodukts könnten reziproke US-Zölle die deutsche Wirtschaft zusätzlich schwächen", warnte Stamer.
(Bericht von Andrea Shalal, geschrieben von Birgit Mittwollen, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)