Kommentar zum Börsencrash

Trump 2.0 kommt mit Wucht an der Börse an

onvista · Uhr
Redaktionsleiter

Der US-Präsident hat mit seinen Zollankündigen erhebliche Börsenturbulenzen ausgelöst. So schnell dürften die nicht weg gehen – was du jetzt tun kannst.

Quelle: Joseph Sohm/ Shutterstock

Recht zu behalten ist manchmal sehr unschön. Gerne hätte ich mich nämlich mit meiner Einschätzung zur Wiederwahl Donald Trumps als US-Präsident getäuscht. Damals, vor fünf Monaten (die sich ewig weit weg anfühlen) hatte ich geschrieben, dass Trump kurzfristig die Fantasie der Börsen befeuern dürfte – wegen Steuersenkungen oder Deregulierung. Langfristig aber, so meine Befürchtung, würde der neue Präsident den Märkten mit seiner Zoll-, Innen- und Sicherheitspolitik massiv schaden. 

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Politische Börsen haben kurze Beine? Schön wäre es

Für ein endgültiges Fazit ist es nach nicht einmal zwei Monaten Amtszeit freilich zu früh. Doch die aktuellen Turbulenzen, in deren Zuge die US-Börsen erstmals unter den Stand von vor der US-Wahl fielen, zeigen zumindest, dass auch Investoren in seiner Politik inzwischen eine Gefahr erkennen. 

Trump beendet die 80 Jahre alte Nachkriegsordnung

Das, was man schon im Wahlkampf erahnen konnte, zieht er jedenfalls durch: Trump pflügt durch den amerikanischen Rechtsstaat, geht zugunsten von Diktaturen auf Distanz zu europäischen Partnern und zettelt Zollkonflikte an; nicht nur China, der Lieblingsfeind des US-Präsidenten, sondern auch mit den (bisher) eng alliierten Kanadiern. 

All das bringt Unsicherheit auch für die Börse. Die seit 80 Jahren etablierte Nachkriegs-Friedensordnung, die den Wohlstand in westlichen Industrienationen nach dem zweiten Weltkrieg überhaupt erst ermöglicht hat, ist spätestens seit vergangenem Freitag Geschichte. Das allein wäre schon eine enorme Umwälzung. Dass sie gleichzeitig von einem Zollkrieg und auch innenpolitisch beispiellosen Verwerfungen begleitet wird, komplettiert ein chaotisches Bild. Das ist (auch) schlecht für Unternehmen, die, um zu florieren, Sicherheit und Verlässlichkeit brauchen. 

Was also tun? 

Vorweg: Es ist nie gut, ruckartig die eigene Anlagestrategie aufgrund einzelner Ereignisse über den Haufen zu werfen. Sehr wohl aber muss die Frage erlaubt sein, inwiefern Trump auch längerfristig einen Einfluss auf die richtige Vermögens-Allokation hat – und ob graduelle Anpassungen Sinn ergeben.

Ich denke da zum Beispiel an Gold als sicheren Hafen. Der Preis des Edelmetalls ist seit Trumps Wiederwahl erheblich besser gelaufen als der S&P 500 und es spricht einiges dafür, dass das erst einmal so bleiben wird. Gold kann im Depot als Versicherung gegen systemische Krisen fungieren – und es ist recht eindeutig, dass wir derzeit eine solche erleben. Wer also derzeit kein Gold im Depot hat, kann darüber nachdenken, ob ein Investment Sinn ergibt. 

Immer mehr Zölle kommen
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Stabilität ins Depot bringen können zusätzlich Anleihen – vorzugsweise solche von soliden Emittenten, die auf Euro lauten. Denn Trump bewegt natürlich auch die Währungsmärkte. Das bringt Volatilität in die Depots von Investoren, die auf Fremdwährungs-Anleihen oder ETFs auf Nicht-Euro-Anleihen setzen. Bei Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sprang die Rendite just Anfang der Woche wieder über 2,5 Prozent - vor dem Hintergrund auch wahrscheinlich notwendiger Investitionen in Verteidigung und entsprechend höheren Schulden.

Ein dritter Baustein, um den politischen Stürmen zumindest im Depot etwas Ruhe entgegenzusetzen, können Aktien aus Branchen sein, die von Zollkriegen wenig betroffen sind. Mein Kollege Maximilian Nagel hat hier eine entsprechende Auswahl zusammengestellt

Zu den langfristigen Branchenfavoriten zählt zudem der Rüstungssektor. Die Kursentwicklung der Branchenaktien, die auf Sicht von drei Jahren mit über 70 Prozent Plus doppelt so stark abgeschnitten haben wie der Gesamtmarkt, ist Ausdruck des fundamentalen Wandels, den wir derzeit erleben und den Trump verkörpert. Ihr Geschäft dürfte – das muss man leider so feststellen – weiter Konjunktur haben.

Und auch hier gilt: Schön wäre es, wenn ich mich da irre.

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