Zollärger und China-Belastung: Autoaktien vor Neubewertung?
Harte Zeiten für deutsche Autobauer: Während die Konkurrenz aus China wächst, erschweren neue US-Zölle das Geschäft in Amerika. Die Aktienkurse vieler Hersteller sind bereits auf Tiefstständen. Ist das eine Kaufchance oder sollten Anleger besser die Finger von Autoaktien lassen?

Jetzt hat US-Präsident Trump ernst gemacht: Die Auto Zölle von 25% sind da und gelten direkt ab der nächsten Woche. Tatsächlich sind die nun geltenden Zölle nur ein weiterer Mosaikstein. Die Lage der Automobilindustrie ist insbesondere in Deutschland schon jetzt angespannt und wird sich durch die Zölle wahrscheinlich sogar noch weiter verschlechtern.
Aktuell kämpfen die großen deutschen Hersteller mit Herausforderungen auf zwei Kernmärkten. In China wird die heimische Konkurrenz immer grösser und ist zudem in der Lage, auch den deutschen Markt immer stärker mit eigenen Elektrofahrzeugen zu versorgen.
Und in den USA werden ab jetzt die Zölle den Verkauf deutscher Fahrzeuge belasten. Im Grunde haben die Hersteller zwei Möglichkeiten: Sie geben die Zölle in Form höherer Preise an die Kunden weiter. Dann werden die ohnehin schon teuren deutschen Premiummarken wie BMW oder Mercedes noch weniger konkurrenzfähig sein. Geben die Hersteller die Zölle nicht an die Kunden weiter, schmelzen die Margen zusammen wie Eis in der Sonne.
Deutsche Autohersteller sind besonders gefordert
Bei diesen vielen Herausforderungen wird eine Sache sofort deutlich: Autoaktien stehen vor einer schwierigen Zukunft. Das gilt ganz besonders für die deutschen Autoproduzenten - egal ob Premium Hersteller wie BMW, Porsche und Daimler oder auch die Massenhersteller wie Volkswagen.
Schaut man auf die langjährige Entwicklung bei den Automobilaktien so notieren viele Werte derzeit auf dem niedrigsten Stand seit einigen Jahren. Ist also jetzt im Hinblick auf die Zukunft ein Einstieg angesagt?
Das ist kaum abschätzbar zum jetzigen Zeitpunkt und daher sind Automobilaktien wirklich nur etwas für mutige Investoren, die weiterhin an die Innovationskraft der deutschen Ingenieure glauben und so einen Ausweg aus der aktuellen Krise sehen.
Das zeigt auch der Blick auf die Entwicklung der europäischen Autowerte insgesamt gemessen am Stoxx 600 Automobiles & Parts Index. In den vergangenen zwölf Monaten hat dieser Branchenindex 25 Prozent an Wert verloren, während der marktbreite Stoxx 600 ein Plus von knapp sieben Prozent erzielt hat.
Bei klassischen Einschätzungen zu einer Branche sind derzeit in der Automobilindustrie sicherlich die Risiken bei den meisten Herstellern deutlich grösser als die Chancen. Wie schnell die Stimmung in dieser dynamischen Branche drehen kann, zeigt der Blick auf Tesla.
Tesla zeigt, wie schnell der Ruf ruiniert ist
Elon Musk hat hier in den vergangenen Monaten direkt nach der Wahl von US-Präsident Trump enorme Werte geschaffen und jetzt rauscht die Aktie klar nach unten. Schon Warren Buffett wusste vor vielen Jahren: „Es dauert oft Jahrzehnte einen guten Ruf aufzubauen, aber der kann auch mit den falschen Verhaltensweisen sehr schnell zerstört werden.“
Genau das ist jetzt bei Tesla und Elon Musk passiert. Die Produkte haben weiterhin die gleiche Qualität, die sie auch im November hatten. Nur hat Elon Musk neben der wirtschaftlichen Perspektive bei Tesla auch eine politische Perspektive mit ins Spiel gebracht. Die mag bei Republikanern in den Vereinigten Staaten ziehen. Die hat aber in einer Vielzahl von Ländern zu einer klaren Ablehnung von Tesla Produkten geführt.
Die Autobranche steht für Dynamik – doch das sollte mehr für die Produkte und doch weniger für die Entwicklung der Aktien an den Börsen gelten.