Kolumne von Alexander Mayer

Trump macht ernst: Kann Bitcoin vom Zoll-Rundumschlag profitieren?

decentralist.de · Uhr

Mit seinen aggressiven Zöllen hat US-Präsident Trump die Märkte auf Talfahrt geschickt. Auch Bitcoin verbuchte Verluste. Kann die Kryptowährung mittelfristig aber von der Zollpolitik profitieren?

Quelle: Bangkok Click Studio/Shutterstock.com

US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch, den von ihm ausgerufenen „Liberation Day“, die Ängste der Märkte bestätigt und ernst gemacht mit seinen Zoll-Plänen. Neben einem generellen Basiszoll von zehn Prozent auf alle US-Importe hat er diverse Handelspartner mit teils extrem hohen Zöllen belegt.

„Deutlich schlimmer als befürchtet“
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Das hat Trump angekündigt: Die wichtigsten Details zu den Zöllen

Finanzminister Scott Bessent appelliert an die Handelspartner, keine Gegenzölle zu verhängen, da die aktuellen Zölle nun als „Obergrenze“ funktionieren und mehr Planungssicherheit bringen sollen. Viele Analysten befürchten nun, dass entsprechende Gegenzölle vor allem seitens China und Europa weitere Turbulenzen an den Märkten auslösen können.

Finanzwelt reagiert geschockt

Die US-Märkte haben mit extremen Kursverlusten auf Trumps Ankündigungen reagiert. Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq sind als direkte Reaktion um vier bis sechs Prozent eingebrochen und nähern sich Bärenmarktterritorium.

Der Bitcoin-Kurs hat zunächst ebenfalls sehr volatil reagiert. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg bis über die Marke von über 88.000 Dollar ist der Kurs am Mittwoch wieder bis auf 82.000 Dollar eingebrochen und den Aktienmärkten in ihrer Korrektur gefolgt. Auf die erste Erleichterung dank der nun klaren Verhältnisse folgte der Schock über das Ausmaß der erhobenen Zölle. Insgesamt zeigt der Bitcoin-Kurs sich jedoch wesentlich weniger anfällig gegenüber den Zöllen als die Aktienmärkte. Ein Eingreifen der Fed wird wahrscheinlicher und Bitcoin als Liquiditätsbarometer für die Märkte symbolisiert das zumindest ein Stück weit.

Die neue Zollstruktur sorgt für einige wirtschaftliche Risiken. Analysten befürchten einen Anstieg der Inflation, da Hersteller die Mehrkosten an die Verbraucher weitergeben werden. Konsum und Investitionen könnten aufgrund der Mehrkosten unter Druck geraten. Lieferkettenprobleme könnten auftreten. Für besondere Enttäuschung sorgt der sofortige Start der Zölle ohne Verhandlungsfenster, sowie die Tatsache, dass die Zölle höher ausfallen als selbst die pessimistischsten Prognosen vorhergesagt hatten.

Werden die Zölle bleiben?

Analysten sind sich uneinig über die langfristige Strategie hinter den Zöllen. Einige Experten sehen die Zölle nicht als temporär, sondern als Teil einer grundsätzlichen, nationalistischer ausgerichteten Strategie Trumps, um die Industrieproduktion zurück ins eigene Land zu holen. Währenddessen beschreiben einige Analysten wie Fundstrat-Research-Chef Tom Lee die Höhe der Zölle als „absurd“ und sehen sie vor allem als Verhandlungstaktik. Die extremen Zölle sollen laut dem Experten Druck auf Verhandlungspartner ausüben und werden wahrscheinlich nicht langfristig Bestand haben.

Trump plant massive Steuerreformen und will die Zölle als alternative Finanzierungsquelle nutzen. Viele Marktbeobachter sehen den Hauptgrund in der besonders aggressiven Vorgehensweise jedoch darin, Druck auf die US-Notenbank auszuüben, damit diese die Zinsen senkt und Wirtschaft und Märkte mit geldpolitischer Lockerung stimuliert. Sowohl Trump als auch der Finanzminister haben sich in den letzten Wochen geäußert, dass auch eine zwischenzeitliche Rezession im Zweifel in Kauf genommen würde, um die langfristigen wirtschaftlichen Ziele zu erreichen.

Was bedeuten die Zoll-Ankündigungen für Bitcoin?

Nach der Ankündigung der Zölle ist der Dollar-Kurs-Index DXY auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2024 gefallen. Interpretiert wird dies durch die wachsenden Rezessionssorgen und die Zuspitzung der globalen Handelsspannungen. Ein schwächerer Dollar kann dazu beitragen, dass die Auswirkungen der Zölle auf US-Verbraucher noch größer werden, da Importe noch teurer werden. Dies erhöht wiederum die Wahrscheinlichkeit einer Rezession.

Der Bitcoin-Kurs zeigt eine langfristige inverse Korrelation mit dem DXY, da der Dollar indirekt die Liquiditätssituation an den Märkten symbolisiert. Ein schwächerer Dollar ist daher ein positiver Katalysator für den Bitcoin-Kurs. 

Quelle: Tradingview

Da Trump nun aufs Ganze geht und die Fed auf seine Seite zwingen will, sind die Chancen auf weitere Zinssenkungen und geldpolitische Lockerung deutlich gestiegen. Das ist ein potenzieller Treiber für den Bitcoin-Preis, da die Kryptowährung sehr stark auf eine Veränderung der Liquidität reagiert. Die Fed ist den Märkten im März bereits durch eine Verringerung der Quantitativen Straffung entgegengekommen und es zeichnet sich angesichts der gestiegenen Rezessionserwartungen eine Trendwende in den nächsten Monaten ab.

Ausgehend davon, dass die Fed kleinbeigibt und Trumps Wunsch nach besseren Liquiditätsbedingungen für die Wirtschaft und zur Refinanzierung der Regierungsschulden erfüllt, könnte in den nächsten Monaten eine Abschwächung der Zollpolitik erfolgen und der Wirtschaft wieder Schwung verleihen. Das zeichnet einen möglichen Pfad, der unmittelbar weiteres Korrekturpotenzial und eine Menge Volatilität verspricht, langfristig jedoch weitere Kurssteigerungen für die Aktienmärkte und besonders den Bitcoin-Kurs in Aussicht stellt. Bitcoin dürfte eine mögliche Erholung, vor allem durch eine mögliche Schützenhilfe der Fed, anführen, sobald der Zoll-Schock von den Märkten richtig verdaut wurde.

Denken Sie langfristig!

Für die Bitcoin-Kursentwicklung spielt Trumps Zollkrieg nur eine untergeordnete Rolle. Warum der Bitcoin-Bullrun noch eine Menge Spielraum hat, erfahren Sie in der aktuellen Analyse von decentralist.

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