Powell: US-Wirtschaft verlangsamt sich - Aber Fed kann abwarten

Chicago (Reuters) - Fed-Chef Jerome Powell sieht nach eigenen Angaben Anzeichen für eine Verlangsamung der amerikanischen Wirtschaft im ersten Quartal, jedoch keinen dringenden Handlungsbedarf der US-Notenbank.
Die Konjunktur sei trotz der erhöhten Unsicherheit weiter in einer "soliden Lage", sagte Powell am Mittwoch laut Redetext vor dem Economic Club of Chicago. Allerdings deuteten die bislang vorliegenden Daten darauf hin, dass sich das Wachstum im ersten Vierteljahr im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt habe. Powell wiederholte frühere Aussagen, wonach die Auswirkungen der von Präsident Donald Trump verhängten Zölle noch unklar seien, jedoch vermutlich "größer als erwartet" ausfallen dürften. Die Fed könne zunächst die Zinsen konstant halten, "um auf größere Klarheit zu warten".
Powell äußerte sich in Chicago zudem erstmals öffentlich zu den jüngsten Schwankungen auf den Finanzmärkten. Die Anleihen- und Aktienmärkte funktionierten gut, sagte er. Die Schwankungen zeigten, dass Investoren sich mit der neuen Situation befassten. Auf die Frage, ob die Notenbank bei einem Markteinbruch eingreifen würde - ein sogenannter "Fed put" - antwortete Powell mit einem Nein. Als Grund führte er an, dass die Märkte ihre erwarteten Funktionen erfüllten. "Die Märkte kämpfen mit viel Unsicherheit, und das bedeutet Volatilität."
An der Wall Street bauten die US-Aktien im Verlauf während Powells Rede ihre Verluste aus. "Ich glaube, die Leute haben erwartet, dass Powell neutral auftreten würde, aber stattdessen war er falkenhaft", erklärte Jim Carroll, Vermögensberater bei Ballast Rock Private Wealth in Charleston, unter Verweis auf eine härtere, restriktivere Haltung. Die Federal Reserve hat den Leitzins zuletzt in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen.
(Bericht von Howard Schneider und Ann Saphir; Geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)