ROUNDUP: SAP verdient deutlich mehr als gedacht - Aktie erholt sich rasant

dpa-AFX · Uhr

WALLDORF (dpa-AFX) - Europas größter Softwarehersteller SAP hat im ersten Quartal von seinem großen Stellenabbau aus dem Vorjahr profitiert und damit dem schwierigen Wirtschaftsumfeld getrotzt. In den ersten drei Monaten kamen Kosteneinsparungen durch wegfallende Stellen zum Tragen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg im Jahresvergleich um 60 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro, wie das Dax-Schwergewicht am Dienstagabend nach US-Börsenschluss mitteilte. Das war deutlich mehr operativer Gewinn als von Analysten erwartet. Der Aktienkurs erholte sich nach dem Rücksetzer der vergangenen Wochen deutlich, obwohl die Führungsriege um Christian Klein angesichts des Zollkonflikts vorsichtigere Töne anschlug.

Das Papier des wertvollsten deutschen Börsenunternehmens zog nach Handelsbeginn am Mittwoch um 9,5 Prozent auf 239,25 Euro an. Die Aktie hatte vor gut zwei Monaten ihren seit Ende 2023 währenden Rekordlauf gestoppt und merklich nachgegeben. Seit dem Rekordhoch von 283,50 Euro Mitte Februar war der Wert bis zum Vorabend um mehr als ein Fünftel abgefallen.

Die Analysten der Deutschen Bank sprachen von beeindruckenden Zahlen und lobten die Walldorfer für ihre Widerstandsfähigkeit, selbst "auf dem Gipfel" der Konjunkturunsicherheit. Das Kerngeschäft mit Software zur Unternehmenssteuerung (ERP) aus der Cloud habe währungsbereinigt um rund ein Drittel zugelegt, und die Kostendisziplin und weitere Stellhebel erlaubten dem Konzern, die Profitabilität zu schützen. Experte Charles Brennan von Jefferies schrieb, die robusten Resultate gäben den Anlegern Anlass zur Beruhigung. Nur wenige andere Unternehmen der Branche könnten ein solches Wachstum vorweisen.

Finanzchef Dominik Asam sprach in einer Analystenkonferenz davon, dass sich der Konzern mit geplanten Einstellungen derzeit noch ein wenig zurückhalte, um abzuwarten, ob es im Zollstreit zu einer Eskalation komme. Angesichts der notwendigen Arbeit an Programmen rund um Künstliche Intelligenz (KI) und die weitere Vereinheitlichung der eigenen Plattformen wolle SAP aber künftig die Investitionen unter anderem mit mehr Personal wieder aufstocken.

Im Verkauf bei den Kunden läuft es bislang weiter rund bei den Nordbadenern. Der Umsatz kletterte um 12 Prozent auf 9,01 Milliarden Euro nach oben, weil die Angebote rund um Software aus der Cloud die Geschäfte antrieben. Die Buchungen auf Sicht der kommenden zwölf Monate für Apps aus dem Netz stiegen um 28 Prozent.

Den Jahresausblick auf währungsbereinigter Basis bestätigte Vorstandschef Christian Klein - allerdings verwies das Unternehmen auf höhere Wechselkursrisiken und das unsichere wirtschaftliche Umfeld. Der infolge der erratischen Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump schwache Dollar könnte die Geschäfte belasten, die USA sind der größte Markt für SAP. Zudem droht der Handelskonflikt weltweit die Wirtschaftsleistung zu schmälern. Bisher laufe aber alles nach Plan, auch im Vertrieb sei die Pipeline weiter intakt, sagte Klein in einer Telefonkonferenz.

Der Manager sprach von einem dynamischen Umfeld, das auch von der Zollpolitik beeinflusst werde. Finanzchef Asam verwies darauf, dass die Produkte, die nicht über Abonnementgebühren bezahlt werden, unter einer schwachen Wirtschaftsentwicklung leiden könnten. Dazu gehört unter anderem die Reisekostenabrechnungs-App Concur, die Arbeitsvermittlung Fieldglass und auch der Beschaffungsmarktplatz Ariba. Ein möglicher Zollkrieg und eine schwache Wirtschaftslage weltweit würden sich dann darüber auch in den Geschäften von SAP niederschlagen.

"Mit einem Anteil der besser planbaren Umsätze von 86 Prozent ist das Geschäftsmodell der SAP trotz unsicherer Zeiten nach wie vor widerstandsfähig", sagte Klein. Mit besser planbaren Umsätzen sind vor allem vertraglich gesicherte Aboeinnahmen und Wartungserlöse gemeint.

Währungsbereinigt geht SAP bei den Clouderlösen bis dato weiter von einem Plus zwischen 26 und 28 Prozent aus, beim bereinigten operativen Ergebnis um 26 bis 30 Prozent. Dabei unterstellt das Unternehmen den durchschnittlichen Eurokurs 2024 von 1,08 Dollar. Zuletzt kostete ein Euro aber mehr als 1,14 Dollar. Bei der Umrechnung in Euro sind Erlöse aus den USA daher weniger wert.

Würden die Devisenkurse von Ende März im Schnitt des Gesamtjahres gelten, würde der geplante Umsatzanstieg der Cloudsparte wohl um 2,0 Prozentpunkte geschmälert, wie es vom Unternehmen weiter hieß. Der Anstieg des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern dürfte bei den Wechselkursen von Ende März um einen Prozentpunkt niedriger ausfallen.

Unter dem Strich konnte SAP wieder einen Gewinn vorweisen, nachdem im Vorjahresquartal Kosten für den Stellenumbau belastet hatten. Das Nettoergebnis lag im Quartal bei 1,8 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte SAP mit 824 Millionen Euro Verlust rote Zahlen geschrieben.

Der Konzern hatte im vergangenen Jahr einen großen Stellenumbau eingeleitet und wollte bis zu rund 10.000 Stellen abbauen. SAP stellt auf der anderen Seite aber auch ein und will damit die Belegschaft verjüngen. Mit dem Umbau will das Management ab diesem Jahr die laufenden Kosten um 700 Millionen Euro senken. Ende März hatte SAP mit 108.187 Vollzeitstellen sogar etwas mehr Mitarbeitende als ein Jahr zuvor. Unter anderem waren durch einen Zukauf auch Stellen hinzugekommen./men/mne/stk

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