28 Fonds im Crashtest: Die besten Fonds für Rohstoff-Aktien
Weltweit kämpfen die Zentralbanken mit Niedrig-und Minuszinsen gegen die Konjunkturflaute. Eigentlich kein passendes Umfeld für steigende Rohstoffpreise. Seit einigen Monaten legen jedoch die Notierungen für Metalle und Öl zu. Das weckt die Lebensgeister traditioneller Rohstoff-und Minenfonds.
Über Jahre hinweg hangelte sich der aus 22 Rohstoff-Futures berechnete Bloomberg Commodity Index von einem Tief zum nächsten. Sorgen um Konjunktur und schlechte Wirtschaftsdaten ließen vor allem die Preise für Öl und Industriemetalle purzeln. Doch seit Jahresbeginn konnte sich der Index um gut 20 Prozent erholen. Dass dies keine Eintagsfliege sein muss, zeigt der Blick in die Vergangenheit: Nach heftigen Abstürzen folgten meist ebenso rasante mehrjährige Erholungen der Preise für Öl, Gold oder Kupfer.
Gründe hierfür finden Anleger allemal. Die vom Nachrichtensender Bloomberg befragten Volkswirte gehen von einem jährlichen Weltwirtschaftswachstum von ungefähr 3 Prozent für die nächsten drei Jahre aus. Dazu kommt die wachsende Mittelschicht in Schwellenländern wie China und Indien. Hier steigt vor allem die Nachfrage nach Fahrzeugen und besseren Wohnungen. Hinzu kommen weitreichende Infrastrukturprojekte.
Auch von der Angebotsseite könnte es Impulse geben. Durch den Einbruch der Rohstoffpreise investierten beispielsweise Öl-Unternehmen deutlich weniger oder stellten in einigen Fällen die Produktion von Bohr-oder Fracking-Projekten gänzlich ein. Auch der Öl-Gigant Saudi-Arabien dürfte wohl kaum an einem weiteren jahrelangen Öl-Krieg mit Amerika interessiert sein.
Wer zu Jahresbeginn antizyklisch auf die Tabellen-Schlusslichter des vorangegangenen Crashtests setzte, hat eigentlich alles richtig gemacht. Vor allem die auf Bergbau-und Minenaktien fokussierten Fonds haben sich hervorragend entwickelt, allen voran der Earth Exploration Fund UI und das Schwergewicht Blackrock World Mining mit 71 respektive 50 Prozent (Stichtag: 2. August).
Der von Joachim Berlenbach beratene Earth Exploration Fund UI setzt ausschließlich auf Nebenwerte, seine größten Positionen sind Nex-Gen Energy und Reservoir Minerals. Das katapultiert ihn in der aktuellen Performance-Auswertung von Platz 28 auf Platz 5. Allerdings führt sein Investment-Universum zwangsläufig auch zur höchsten Volatilität des Testfeldes. Über drei Jahre liegt diese bei 33 Prozent. Zum Vergleich: Der Carmignac Commodities kommt mit einer Volatilität von 13 Prozent aus.
Lediglich der Gesamtsieger Robeco SAM Smart Materials ist hier langfristig noch besser. Fondsmanager Pieter Busscher setzt in seinem Fonds jedoch komplett andere Schwerpunkte. Sein Augenmerk liegt auf innovativen Werkstoffen und Technologien.
Der einzige ETF im Testfeld ist der swap-basierte Lyxor World Materials. Der Fonds des französischen ETF-Anbieters Lyxor überzeugt durch ein gutes Risiko-Rendite-Verhältnis und belegt in allen Teilbereichen obere Tabellenplätze. Im Rating-Vergleich liegt er sogar an der Spitze. Der Index deckt die weltweit wichtigsten Unternehmen der Grundstoffindustrie ab. Dazu zählen neben BASF Konzerne wie Air Liquide oder Dow Chemical.
Aussortiert hat die Redaktion dieses Mal alle Fonds, die einen regionalen Schwerpunkt haben. Somit fehlen die beiden Siegerfonds des vorangegangenen Crashtests, die ETFs auf den Stoxx 600 Europe Construction & Materials.
Die drei Siegerfonds im Kurz-Porträt
Der Gesamtsieger: Robeco SAM Smart Materials
"Natürliche Ressourcen sind endlich, der menschliche Drang nach Wachstum und Wohlstand hingegen ist unendlich." So beschreibt Pieter Busscher die Anlagestrategie seines 1999 aufgelegten Fonds. Er kauft nicht etwa natürliche Rohstoffanbieter wie Öl-, Gas- oder Gold-Produzenten. In seinem Fonds setzt er auf die zunehmende Verknappung der natürlichen Ressourcen und die menschliche Fähigkeit, systematisch Ersatzstoffe oder neue Technologien für eine effizientere Rohstoffnutzung zu entwickeln.
Angetan ist der Robeco-Manager derzeit vor allem vom Sektor der Energiespeicher-Materialien: "Sehr positiv entwickelt haben sich beispielsweise die Preise für Lithium. Dazu trägt besonders die starke Nachfrage aus China bei, während gleichzeitig die Produktionskapazitäten weiter ausgebaut werden." Erhöht hat Busscher angesichts dieser Entwicklung vor allem die Position im Lithium-Produzenten Albemarle.
Außerdem sieht er starke Trends bei leichten Werkstoffen, Robotik-Unternehmen und dem Thema Automatisierung. Entsprechende Unternehmen wie die effiziente Faserlaser-Systeme entwickelnde IPG Photonics oder der Simulationssoftware-Spezialist PTC gehören zu den Top-Positionen im Fonds.
Regional hat Busscher das rund 240 Millionen Euro große Portfolio zur Hälfte in amerikanische Titel investiert. Danach folgen Japan (13 Prozent), Großbritannien (10 Prozent) und Südkorea (7 Prozent). Dort setzt er auf LG Chem, ein Chemie-Unternehmen der LG-Gruppe. Der größte japanische Wert im Portfolio ist Toray Industries, der weltweit größte Produzent von Fasern auf Kohlenstoffbasis. Im laufenden Jahr kann der Fonds mit den Ergebnissen der auf traditionelle Rohstoffe fokussierten Fonds jedoch nicht mithalten.
Der Performance-Sieger: T. Rowe Price Global Natural Resources
Dieser 2007 aufgelegte Fonds der US-amerikanischen Gesellschaft T. Rowe Price wird von Shawn T. Driscoll am Stammsitz der Gesellschaft in Baltimore gemanagt. Driscoll hat ihn erst 2013 übernommen, arbeitet aber bereits seit 2006 bei der Fondsgesellschaft.
In der Performance- Auswertung überzeugt der rund 300 Millionen US-Dollar große Fonds vor allem im Fünfjahres-Vergleich. Während die Konkurrenz hier hohe zweistellige Verluste ausweist, bewegt sich der T. Rowe Price Global Natural Resources auf positivem Terrain. Driscoll führt das zum einen auf das langfristig ausgerichtete Anlagekonzept zurück, das die globalen Gewinner im Bereich Rohstoffgewinnung und -Produktion herauszufiltern versucht.
Als weiteren Grund nennt er die breite Diversifikation des Fonds: "Wir investieren sowohl in Unternehmen am Anfang der Wertschöpfungskette, die beispielsweise Erschließung und Förderung betreiben, als auch in Firmen, die Erzeugnisse für den Endverbraucher produzieren, wie Raffinerie-Produkte, Chemikalien oder Papier."
Driscoll streut also sehr breit - im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern, die sich lediglich auf einzelne Segmente der Rohstoffbranche wie Energie oder Metalle konzentrieren. Dabei folgt er einem Bottom-Up-Ansatz, berücksichtigt aber auch makroökonomische Aspekte. Hinsichtlich der Titelauswahl ist der Manager flexibel und greift sowohl auf Wachstums- als auch auf Value-Titel zurück.
Regional ist Driscoll seiner Heimat verbunden: 60 Prozent der Aktien stammen aus den USA. Zu den größten Positionen zählen Öl-, Gas- und Explorations-Unternehmen wie Baker Hughes, Cimarex Energy und Concho Resources. Daneben sieht Driscoll vor allem Chancen bei Konzernen der Spezialchemie und Verpackungsindustrie wie Du Pont. Untergewichtet ist er dagegen im Bergbau- und Metallsektor. "Die Preise dieser Metalle wurden eher durch die Erwartung eines anhaltenden Niedrigzinsumfeldes in die Höhe getrieben und beruhen nicht auf einer signifikanten Änderung von Angebot und Nachfrage", erklärt Driscoll seine Zurückhaltung.
Der Stresstest-Zweite: Carmignac Commodities
Seit 2014 ist Michael Hulme für diesen 2003 aufgelegten und 453 Millionen Euro schweren Fonds verantwortlich, nachdem der langjährige Manager David Field das Unternehmen verlassen hat. Da er nicht den Einschränkungen einer Benchmark unterliegt, verfügt Hulme über sehr große Freiräume und kann sowohl auf geografischer Ebene als auch bei der Auswahl der Sektoren eigene Wege gehen.
Der Carmignac-Manager hat die Möglichkeit, aussichtsreiche Titel sehr stark zu gewichten oder aber bestimmte Branchen außen vor zu lassen. Auch Absicherungsinstrumente sind Bestandteil der Fondsstrategie. "Wir verfügen über einen Korb an CFDs, die es uns ermöglichen, innerhalb unseres Aktienuniversums gewisse Short-Positionen einzugehen", erläutert Hulme.
Dieser eher vorsichtige Anlageprozess schlägt sich in einer deutlich niedrigeren Volatilität des Fonds im Gegensatz zur Konkurrenz nieder. Zudem meidet der Manager stark schwankende Aktien und bevorzugt Titel mit einem hohen freien Cashflow. Vor allem kommen Aktien infrage, die über die nächsten drei Jahre in der Lage sind, nachhaltig Cash zu generieren.
Letztere findet Hulme vor allem in Nordamerika und Großbritannien. So zählen die Bergbauunternehmen Rio Tinto und BHP Billiton zu seinen Top-Positionen. Hoch gewichtet sind auch Anadarko Petroleum und Exxon Mobil. Auch im Bereich der Gold-und Silberminen ist der Carmignac-Manager übergewichtet. So zählen Randgold Resources oder Goldcorp zu den Titeln mit der besten Performance.
Insgesamt hinkt der Fonds in diesem Jahr der Konkurrenz hinterher. Hulme führt das auf seine vorsichtige Anlagestrategie zurück: "In den vergangenen Jahren konnten wir uns dank Hedging gegen Marktabschwünge wehren, in diesem Jahr belastet das die Performance. Gleiches gilt für unsere Untergewichtung bei chinesischen Minenbetreibern." Letzteres soll sich aber künftig noch bezahlt machen, denn der Carmignac-Manager geht davon aus, dass die chinesischen Fundamentaldaten künftig schlechter ausfallen.
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Dieser Artikel wird bereitgestellt von www.dasinvestment.com
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