Alternatives Investment: Yachten und Boote als Kapitalanlage
Mit Segelyachten oder Katamaranen lässt sich Geld verdienen. Für Vermögende eröffnet sich somit eine weitere Möglichkeit, Mittel für einige Jahre sachwertorientiert anzulegen. Im Niedrigzinsumfeld ist damit sogar eine vergleichsweise ansprechende Rendite zu erzielen, wenn man die gefährlichen Untiefen eines solchen Investments umschifft.
Von Anna Perucki
Seit April dieses Jahres gilt ein neuer Superlativ: Damals hat die Bremer Werft Lürssen, die sich auf den Bau von Luxusschiffen spezialisiert hat, die 180 Meter lange Motoryacht "Azzam" vom Stapel gelassen, die selbst die "Eclipse" des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch locker in den Schatten stellt. Geschätzt rund 500 Mill. Euro hat es sich der saudische Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud kosten lassen, dass er nun der Eigner des größten Luxusschiffes der Welt ist. Abramowitschs Schiff bringt es "nur" auf 163 Meter und einen geschätzten Neupreis von 340 Mill. Euro. Damit wieder ein wenig Geld zurück in die Kasse des russischen Milliardärs fließt, kann man das Schiff inzwischen für rund 1,4 Mill. Euro pro Woche mieten.
Auf Abramowitschs Spuren
Dies ist ein Weg, der sich auch dann beschreiten lässt, wenn man nicht zum erlauchten Kreis der Superreichen zählt. Nicht einmal 1 % des gigantischen Kaufpreises für die "Azzam" müssen Investoren aufwenden, um ein sehr ansprechendes Boot zu erwerben, das man dann im Rahmen eines Kauf-Charter-Modells mit Hilfe einer Agentur öffentlich anbieten kann, um Woche für Woche wieder etwas vom investierten Kapital zurück in die Kasse zu holen. Luxusschiffe, die älter als fünf Jahre sind, kommen als Charterobjekt allerdings kaum noch in Frage, da sich die sehr anspruchsvolle Klientel, die dafür die zu entrichtende Miete aufbringen kann, stets besonders moderne Schiffe mit einem entsprechenden Komfort wünscht. Bei Yachten oder Katamaranen aus der sogenannten Mittelklasse ist es hingegen erfahrungsgemäß möglich, dass sie zehn Jahre lang verchartert werden.
Experten zufolge kommen dafür grundsätzlich Boote mit einer Rumpflänge zwischen 9 und 16 Metern in Frage. Ein Beispiel: Ein Investor kauft eine charterfertig ausgerüstete, knapp elfeinhalb Meter lange Segelyacht vom Typ Bavaria 36c abzüglich eines kleinen ausgehandelten Rabatts im Vergleich zum Listenpreis für knapp 125 000 Euro. Pro Jahr sollte die Yacht dann zumindest 17 Wochen lang gebucht sein, damit sich über zehn Jahre abzüglich der anfallenden Kosten Einnahmen von etwa 95 000 Euro einstellen, zeigt die Modellrechnung eines Anbieters aus Schleswig-Holstein. Setzt man dann beim Verkauf der Yacht einen Restwert in Höhe von 45 % des Listenpreises an, errechnet sich ein Gesamterlös von knapp 155 000 Euro und damit eine jährliche Rendite von immerhin 2,3 %. Hinzu kommt, dass der Eigner ausreichend Möglichkeiten hat, seine Yacht selbst ein paar Mal im Jahr zu nutzen. In Abhängigkeit vom Bootstyp und Standort kann die Rendite indes auch nur 1,5 % betragen, sie kann laut Experten aber auch 6,5 % erreichen.
Einem Investor stellt sich freilich die Frage, ob es realistisch sein kann, dass eine Segelyacht in Deutschlands Norden Jahr für Jahr für 17 Wochen verchartert werden kann, oder ob es womöglich eine aussichtsreichere Alternative wäre, sich für eine Yacht in einem Segelrevier im Mittelmeer oder gar in der Karibik zu entscheiden. Eine Auslastungsgarantie kann schließlich kein seriöser Anbieter geben: Das Chartergeschäft ist wetterabhängig. Informationen stellt an dieser Stelle die Vereinigung Deutscher Yacht-Charterunternehmen e. V. zur Verfügung, die es sich nunmehr seit 20 Jahren auf die Fahne geschrieben hat, Transparenz in den deutschen und internationalen Markt zu bringen.
Vor diesem Hintergrund lässt sich in jedem Fall feststellen, dass sich der Chartermarkt zu einem professionellen Segment entwickelt. Neben ungezählten kleinen oder mittelgroßen Anbietern haben sich dabei Marktführer wie Sunsail oder Moorings etabliert, die beide zum Tui-Konzern gehören und weltweit jeweils Hunderte von Yachten verwalten. Alle Firmen treten dabei an, für einen Investor das passende Investitionsobjekt auszuwählen, damit unter dem Strich für beide Seiten eine positive Rendite steht. Gegebenenfalls muss ein Interessent eine Yacht gar nicht allein kaufen, sondern kann lediglich einen Anteil erwerben und sich auf diesem Weg die Risiken mit anderen Anteilseignern teilen. Auf diese Weise splittet man zugleich die nach dem Kauf anfallenden operativen Kosten, die keinesfalls zu vernachlässigen sind.
Im angeführten Beispiel für die Bavaria 36c sind für Versicherungen jährlich rund 1 200 Euro zu zahlen, für einen Liegeplatz und das Winterlager jährlich 1 800 Euro und für die regelmäßige Wartung 2 500 Euro. Seriöse Chartergesellschaften sehen in ihrer Renditeberechnung zudem einen angemessenen Betrag vor, um eine Rücklage für möglicherweise anfallende Reparaturen zu bilden. Ein Richtwert: Je nach Bootstyp und Standort macht der Unterhalt pro Jahr bis zu 15 % der Anschaffungskosten aus.
Große Anbieter im Vorteil
Seriös tätige Charterfirmen haben in aller Regel eine bessere Performance als Einzelkämpfer, denn sie arbeiten häufig mit eigenem Personal und haben nicht selten eigene Ersatzteile zu Großhandelspreisen auf Lager. Solche Kosten werden häufig unterschätzt, zudem dauert die Beschaffung vor allem im Ausland sehr lange. Positiv ist es ebenfalls, dass man bei diesen Firmen in der Regel eine notwendige Versicherung zu günstigen Konditionen bekommt. Achten müssen Investoren zudem auf die Gebühren. So ist durchaus davon auszugehen, dass für die Vermittlungsarbeit eine pauschale Gebühr in Höhe von 15 % der Chartereinnahmen erhoben wird. Und eine Stützpunktprovision schlägt in derselben Größenordnung zu Buche. Manchmal erreichen die Gebühren insgesamt die Hälfte der Chartereinnahmen, was nichts anderes bedeutet, als dass ein Boot deutlich länger verchartert werden müsste, damit für den Investor die Rechnung am Ende aufgeht.
Dafür ist es auch essenziell, zu welchem Preis der Eigner sein Boot letztlich wieder verkaufen kann. Nach fünf Jahren haben Yachten grob geschätzt noch einen Restwert zwischen 60 und 70 % des Listenpreises. Sollten die Yachten noch länger in der Vercharterung bleiben, rechnet man mit einem Wiederverkaufswert von rund 50 % des Listenpreises. Der wichtigste Faktor dabei ist der Name des Herstellers, denn nur wirklich bekannte, anerkannte und geschätzte Werften stehen für die Werthaltigkeit ihrer Produkte. Hier zählen Experten etwa Swan, Catana, Bavaria und Outremer zu den renommierten Adressen. Zweites wichtiges Kriterium für einen Verkauf mit Gewinn ist der Zustand der Yacht: Bei einem Top-Zustand lässt sich natürlich der höchste Preis erzielen. Ebenso wie ein Neuwagen verliert eine Yacht vor allem in den ersten drei Jahren massiv an Wert. Preisstabilisierend wirken indes fachmännische und regelmäßige Wartungen und Pflege.
Klar ist somit, dass ein Kauf-Charter-Modell keine risikolose Kapitalanlage ist. Ein höherer Wertverlust als ursprünglich erwartet ist denkbar, ebenso sind die regelmäßigen Einnahmen durch die Vercharterung nicht komplett planbar
- im ungünstigen Fall erreicht man womöglich gerade mal die Deckung der Kosten. Zu beachten ist ferner, dass Zinsen im Zuge einer Finanzierung per Leasing oder Bankkredit die Rendite schmälern. Deshalb gilt: Je mehr Eigenkapital ein Investor mitbringt, desto besser.