Dax: „Der langfristige Trendwechsel ist besiegelt“ – Analysten sehen 8000 Punkte als realistisches Szenario – Bankensektor rutscht in die Tiefe
Mit dem weiteren Kurseinbruch vom Donnerstag hat der Dax laut den Marktbeobachtern von Index-Radar seinen Aufwärtstrendkanal der Vorjahre verlassen. „Der langfristige Trendwechsel ist besiegelt“, schreiben sie am Donnerstag in ihrem Morgenkommentar. Es sei zwar jederzeit mit „dynamischen Zwischenerholungen“ zu rechnen. Ihr Potenzial liege allerdings aktuell nur zwischen 10.800 und 11.000 Punkten und falle – gemessen am durchschnittlichen Schwankungskorridor – täglich weiter.
Basierend auf Vergleichen mit vergangenen Kurseinbrüchen sehen die Index-Radar-Experten derweil noch massive Rückschlagsgefahren. Der Dax könne ohne Weiteres Unterstützungen im Langfristchart um 9100 oder gar 8150 Punkte anlaufen, hieß es.
Chartexperten der UBS sehen die nächste starke Unterstützung bei 9340 Punkten. „Langfristig könnten 8.000 und 6.500 Punkte folgen“, zeichnen die Schweizer ein düsteres Bild für den deutschen Leitindex.
Auch die DZ Bank sieht 8000 Punkte aufgrund der so gut wie unausweichlichen Rezession als realistisches Ziel. DZ-Bank-Analyst Christian Kahler sieht auch Risiken im chinesischen Markt: So halte sich der chinesische Aktienmarkt noch vergleichsweise gut, könnte aber jederzeit stark fallen. Hinzu kämen die aufkeimende Krise der (amerikanischen) Ölindustrie sowie drohende Unternehmenspleiten in der Luftfahrt- und Touristikindustrie. Dem stünden Entlastungen durch den stark gefallenen Rohölpreis für energieintensive Unternehmen sowie Verbraucher gegenüber.
Vor diesem Hintergrund könnten die Dax-Unternehmensgewinne laut Kahler 2020 um 10 bis 20 Prozent sinken. Würde der Dax dann seinem historischen Muster folgen, drohe ein Rezessionstief von 8000 bis 8500 Punkten. Der Analyst gibt sich aber auch zuversichtlich, dass „wirtschaftliche Aktivitäten, privates Leben und Medieninteresse im Frühjahr zur Normalität zurückkehren“. Für das zweite Halbjahr rechnet er dann mit einer deutlichen Erholung der Wirtschaft. Dann dürften Investoren auch wieder optimistischer für die Unternehmensgewinne werden und die Aktienkurse sollten sich erholen. Vor diesem Hintergrund hält der DZ-Bank-Stratege eine Erholung des Dax bis zum Jahresende auf 11 500 Punkte für möglich. Zum Vergleich: Vor der Viruskrise lautete das Ziel 13 200 Punkte. Im ersten Halbjahr 2021 sollte sich die positive Entwicklung der Aktienmärkte fortsetzen und den Dax bis auf 12 300 Punkte treiben, glaubt Kahler. Damit bliebe das Börsenbarometer aber immer noch deutlich unter seinem Rekordhoch von 13 795 Punkten aus dem Februar 2020.
Für den europäischen Leitindex Eurostoxx 50 sieht es noch nicht ganz so schlecht aus, allerdings musste auch er herbe Verluste verkraften, heute steht ein Minus von fast 7 Prozent zu Buche, auf Monatssicht sind es knapp 25 Prozent.
Der europäische Bankenindex STXE 600 Banks sendet ebenfalls Hilfeschreie. Das Tief seit der Finanzkrise 2008 ist bereits unterschritten, das Allzeittief nicht mehr weit weg.
Für die Banken sind die sehr wahrscheinlich anstehenden weiteren Notenbank-Maßnahmen eine Horrorvorstellung, da die Margen im Kreditvergabegeschäft weiter zusammenschmelzen. Die Deutsche Bank verlor heute im frühen Handel 8 Prozent, bei der Commerzbank war es ein Minus von 8,3 Prozent.
Besorgte Analystenkommentare
„Die Aktienmärkte bleiben im Panikmodus. Die gestrigen Ankündigungen aus dem Weißen Haus schürten mehr Angst, als dass sie die Investoren beruhigen konnten“, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader.
Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners sprach angesichts der von US-Präsident Donald Trump angekündigten Reisebeschränkungen für Europäer von einem „massiver Eingriff“. Beim Konjunkturpaket sehe es zugleich so aus, als würden die Anleger Trump erst glauben, wenn er Fakten auf den Tisch legt, ergänzte er.
„Heute ist Christine Lagarde am Zug. Die Aufgabe der EZB-Präsidentin ist nicht einfach. Die Börsianer positiv zu überraschen, dürfte extrem schwierig werden“, so Altmann. An diesem Nachmittag entscheidet die EZB über die Zinsen. Eine kleine Zinssenkung oder eine weitere Aufstockung des Anleihekaufprogramms dürfte seines Erachtens nicht reichen.
onvista/dpa-AFX
Titelfoto: Who is Danny / Shutterstock
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Die Märkte in Panik - lies das, um einen kühlen Kopf zu bewahren.