DAX-Kursziel 2019: Expertenprognosen und ihre Gültigkeit

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

2019 ist nun schon einige Tage alt und bisher kann der DAX sich nicht wirklich für eine Richtung entscheiden. Zwiespältige Signale aus dem Handelsstreit zwischen den USA und China, die Brexit-Frage und weltweite Konjunktursorgen trotz solider Arbeitsmarktdaten machen es dem deutschen Leitindex nicht gerade leicht, sich festzulegen. Es mag den ein oder anderen Anleger geben, der in seiner Not Inspiration bei den vielfältigen Schätzungen der Börsenexperten sucht, um einen Anhaltspunkt für mögliche Kursziele zu finden.

Auch für 2019 gibt es wieder zahlreiche Prognosen für den deutschen Leitindex. Nicht wenige Experten und Bankhäuser sehen eine Marke von über 13.000 Punkten bis Ende des Jahres als realistisches Ziel. Aber wie nah am tatsächlichen Jahresendwert liegen solche Aussagen in der Regel? Eine Studie der Sutor Bank aus dem Jahr 2017 gibt darüber einige interessante Daten preis, doch hier erst einmal ein Überblick über einige der Prognosen für die DAX-Performance 2019:

DAX Prognosen für Jahresende 2019

Deutsche Bank - 12.300 Punkte

Stefan Schneider, Chef-Volkswirt der Deutschen Bank, sieht für den DAX trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten und seiner Abhängigkeit konjunktureller Entwicklungen einiges an Potential und prognostiziert ein Kursziel von 12.300 Punkten.

Albrech & Cie Vermögensberatung - 14.000 Punkte

Stefan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie Vermögensberatung AG, ist für 2019 optimistisch eingestellt: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir im DAX 2019 doch noch 14.000 Punkte sehen werden. Der Gesamttrend ist nicht kaputt gemacht worden“, sagte er gegenüber finanztrends.info. Positive Ergebnisse aus dem Handelsstreit, der Fed-Politik und den Brexit-Verhandlungen sieht er dabei allerdings als Bedingungen.

Helaba - 13.200 Punkte

Die Landesbank Hessen-Thüringen hat in ihrem Kapitalmarktausblick für 2019 ein Kursziel von 13.200 Punkten für den deutschen Leitindex ausgegeben.

Postbank - 13.000 Punkte

Die Postbank gibt in ihren Finanz-Prognosen für den DAX ein Ziel von 13.000 Punkten an.

DekaBank - 13.500 Punkte

Die DekaBank gibt in ihrer Prognose einen Wert von 13.500 Punkten für den DAX bis zum 4. Quartal 2019 an, trotz der Warnung vor negativen Effekten durch den US-chinesischen Handelsstreit und der Sorge vor einer schwächelnden Konjunktur.

DZ Bank - 13.300 Punkte

Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt und Bereichsleiter Research und Volkswirtschaft der DZ BANK, gibt sich optimistisch und setzt für den DAX ein Kursziel von 13.300 Punkten für 2019 an.

LBBW - 13.000 Punkte

Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank LBBW, hält einen Erholungskurs bis zur Jahresmitte für wahrscheinlich und nennt gegenüber dem Nachrichtendienst Reuters ein DAX-Ziel von bis zu 13.000 Punkten. Auch der LBBW-Experte sieht jedoch für die zweite Jahreshälfte einen Abschwung im Anmarsch, der seinen Ursprung in den US-Märkten findet.

BayernLB - 12.500 Punkte

Börsenexperte Manfred Bucher von der BayernLB rechnet in den ersten Monaten mit einer Erholungsrally des DAX auf 12.500 Punkte. Er sieht jedoch die Gefahr durch eine Abschwächung der US-Konjunktur ab Mitte 2019 und warnt vor einer deutlich stärkeren Schwankung des Aktienmarktes, wie er Reuters mitteilt.

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Sutor-Bank-Studie: Die Abweichung zwischen Prognosen und Realität ist oft riesig

Eines haben alle oben genannten Prognosen gemeinsam: Jeder der Experten geht von steigenden Kursen für den DAX aus. Doch wie valide sind die Analysten-Meinungen für Privatinvestoren, die auf der Suche nach Anleitung sind?

Die Sutor Bank hat im Jahr 2017 eine Langzeit-Studie veröffentlicht, in der genau das aufgezeigt werden sollte. In einem Zeitraum von 20 Jahren von 1997 bis 2016 wurden immer zu Jahresanfang die veröffentlichten Prognosen verschiedener Finanzexperten und Banken zusammengetragen und zum Ende des Jahres mit der tatsächlichen Kursentwicklung des DAX verglichen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse zeichnen ein deutliches Bild:

Auf Jahresebene kommt es teilweise zu sehr hohen Abweichungen, die durchschnittliche Prognose liegt zusammengerechnet bei einem Plus von 8,55 Prozent, während die tatsächliche Durchschnittsentwicklung des DAX im gemessenen Zeitraum bei 7,14 Prozent lag.Besonders deutlich zu sehen ist es in den Krise-Jahren 2002 und 2008. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase steht ein zu Jahresanfang prognostizierter durchschnittlicher Zuwachs von plus 10,91 Prozent einem tatsächlichen Kurssturz von 43,94 Prozent gegenüber. Im Jahr der Finanzkrise sah es ähnlich aus: Im Durchschnitt rechneten Experten mit einem Plus von 6,75 Prozent, Realität wurde dann ein Minus von 40,37 Prozent.In nur zwei Jahren lagen Schätzungen und tatsächliche Entwicklungen eng beieinander: Im Jahr 2004 lag die Prognose bei 6,93 Prozent Plus und der tatsächliche Anstieg bei 7,34 Prozent. 2015 ging die Prognose von 9,44 Prozent plus aus  und der tatsächliche Wert lag bei einem Plus von 9,56 Prozent.Laut Studie lag die durchschnittliche Abweichung zwischen Prognose und tatsächlichem Kurs in 13 von 20 Jahren bei mehr als 10 Prozent.

Lutz Neumann, Leiter der Vermögensberatung Sutor Bank, gibt angesichts der gesammelten Daten ein deutliches Fazit: „Wären die DAX-Prognosen nur ein kurzweiliger, unterhaltsamer Beitrag der Kapitalmarktbranche zum Jahreswechsel, könnte man dies so stehen lassen. Doch falls ein Investor diese Prognosen für seine Anlagestrategie berücksichtigen wollte, könnte dies großen Schaden anrichten.“

Expertenprognosen – Keine Garantie für den Privatinvestor

Anhand der Auswertungen der Sutor Bank lässt sich gut erkennen, wie stark man die Prognosen der Finanzexperten in seine eigenen Investment-Überlegungen mit einbeziehen sollte. Expertenmeinungen und -Analysen können helfen, sich einen Überblick über den Markt zu verschaffen und Effekte wie die konjunkturelle Lage oder politische Begebenheiten, die oft als Grundlage für Prognosen mit einbezogen werden, in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Die Prognosen sollten aber niemals alleinige Grundlage für eine Investmententscheidung sein. Es gilt wie bei allen wichtigen Entscheidungen im Leben: Ein Investment sollte am Ende immer aus der Summe der eigenen Schlussfolgerungen getroffen werden, da man selbst die Verantwortung für die eigene Geldanlage trägt.

Der deutsche Leitindex DAX im Verlauf der letzten Jahre.

Von Alexander Mayer

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Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

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