Die Empfehlungen der besten Fonds-Selekteure
Wer für seine Kunden professionell Geld in Fonds anlegt, hat die Qual der Wahl. Und meist einen ziemlich guten Überblick über aktuelle und kommende Trends. DAS INVESTMENT zeigt, wie sich erfolgreiche Fonds-Selekteure 2014 positionieren und woran sie einen fähigen Manager erkennen.
Der Hedgefonds ist tot. Na ja, nicht ganz. Denn eigentlich lebt er weiter. Wiedergeboren in einem anderen Körper. Die Technik bleibt: Wetten auf steigende und fallende Kurse zugleich (Long-Short-Geschäfte), Geschäfte auf rechnerische Marktdifferenzen (Arbitrage) oder Wetten auf Marktrichtungen (Directional Trading). Oder gleich mehrere Strategien zugleich. Nur die Kategorie ist eine andere: Sie heißt nun Absolute Return.
Vor Jahren noch als "Hedgefonds für Arme" verschrien, bekommt die Anlageklasse eine neue Qualität. Seit sich echte Hedgefonds-Profis in diese Kategorie einordnen lassen, gibt es tatsächlich Absolute-Return-Fonds, die diesen Namen auch verdienen und die versprochene Leistung abliefern. So lautet zumindest das fast einhellige Urteil einer Gruppe von Leuten, die es wissen müssen.
Die Rede ist von Fonds-Selekteuren. Sie legen für ihre Kunden professionell Geld an und kommen dabei täglich mit Investmentfonds und deren Managern in Berührung.
Fonds-Selekteure wollen alles wissen
Was für Letztere durchaus anstrengend werden kann: Fonds-Selekteure wollen über das mögliche Objekt ihrer Begierde immer alles ganz genau wissen. Sie informieren sich am Telefon, per Videokonferenz oder - was mittlerweile sogar fast schon die Regel ist - im persönlichen Gespräch.
Sie sind die Jury, die entscheidet, wer ihre gebündelten Milliarden verwalten darf. Worauf es dabei vor allem ankommt, sind Ehrlichkeit und Offenheit.
"Wir wollen keine hohle Präsentation sehen", stellt Ulrich Wernitz klar. Der Investmentchef der Frankfurter Vermögensverwaltung Berlin & Co.: "Der Fondsmanager soll echt und klar über seinen Ansatz erzählen, wir wollen verstehen, wie er tickt. "
Den schlimmsten Fehlpass leistet sich ein Fondsmanager in einem solchen Gespräch, wenn er seine Fragensteller unterschätzt oder sich hochnäsig gibt. Dann ist er im Normalfall raus aus der Nummer. Ebenso zählt fehlende Demut vor den Märkten zu den Undingen, die die Jury nicht sehen will.
Viele Fonds-Selekteure kombinieren die nackten Zahlen der Fonds mit weichen Kriterien, also einer qualitativen Analyse. Sal. Oppenheim arbeitet zunächst mit einer Punktewertung, in die Analysen von Rendite, eingegangenen Risiken, starken Phasen, Schwächeperioden und vielem mehr einfließen.
Dann folgt ein Katalog aus 120 Fragen über Beteiligte, Prozesse, Spezialgebiete und vieles mehr, die der Fondsmanager und die Gesellschaft beantworten sollen.
Erst dann geht es ins persönliche Gespräch. "Darin klären wir schließlich alle noch offenen Fragen", sagt Andreas Marnett, Teamleiter des Bereichs Fonds-Research.
Dort können Fondsmanager unter anderem dadurch punkten, dass sie auch mal Fehler zugeben. Ansonsten sollten die Teams stabil und die Anlageansätze verständlich und konsistent sein.
Ebenfalls gern gesehen ist es, wenn Fondsmanager sich Werbesprüche verkneifen und auch in Bezug auf ihr eigenes Einsatz-Universum Tacheles reden. So wie es John Seo von der Investmentboutique Fermat tat, als er im Frühjahr 2012 mit Ulrich Wernitz entwaffnend offen über seinen Gam Star Cat Bond Fund (WKN: A1JMA8) sprach.
In solchen Katastrophenanleihe-Fonds geht es darum, Naturkatastrophen zu versichern und die Prämien zu kassieren. Passiert ein Unglück, muss man natürlich zahlen.
Seo punktet mit Klartext
Seo gab zu, dass die Renditeaussichten dünner geworden waren. Nach 12 Prozent Plus aus den vergangenen zwölf Monaten. Zudem hat Seo eine eigene Meinung, was Wernitz sehr schätzt. Denn der Fondsmanager streut nicht wild drauflos, sondern lässt schwache Märkte konsequent außen vor. "Ansonsten funktioniert eine Cat-Bond-Strategie nicht", sagt er.
Derzeit fühlt sich Seo, der seine Renditeerwartung für 2014 gegenüber DAS INVESTMENT mit 7 Prozent netto angibt, vor allem zu den traditionell gut bewerteten US-Katastrophenanleihen hingezogen.
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Ausweichen auf Hochzins
Mit dem Gam Star Cat Bonds der englischen Gesellschaft Gam reagiert Wernitz auf seit Jahren niedrige Renditen an den Anleihemärkten. Vermögensverwalter stehen unter Druck. Sie brauchen etwas, das traditionelle Anleihe-Portfolios zumindest teilweise ersetzen kann.
Viele schauen deshalb verstärkt auf höher verzinsliche Papiere, auf High Yield Bonds. Doch auch dort sind die Risikoaufschläge (Spreads) im historischen Vergleich mittlerweile alles andere als fett. Obwohl sie in den vergangenen Monaten wieder etwas gestiegen sind.
Eine andere Alternative sind - richtig, die eingangs erwähnten Absolute-Return-Fonds. In den Portfolios des Dachfonds-Managers Eckhard Sauren ersetzen sie zum Beispiel seit Jahren schrittweise klassische Rentenfonds.
Auch Reinhard Pfingsten, Investmentchef der Privatbank Hauck & Aufhäuser, schaut sich für seine Kunden auf diesem Markt um und ist unter anderem beim Gam Star Barclays Dynamic Multi-Index Allocation (WKN: A1JWWE) fündig geworden.
"Das ist ein Multi-Asset-Fonds, der jederzeit in 20 bis 30 quantitative und streng systematische Strategien von Barclays Capital investiert, je nach Marktsituation und Einschätzung der Fondsmanager", sagt Pfingsten.
Die einzelnen Strategien korrelierten nur gering miteinander, was die Gesamtschwankungen senke. Ziel sei eine Rendite von 4 bis 6 Prozent, bei einer Volatilität von überschaubaren 3 bis 6 Prozent.
Seit Auflegung am 4. April 2012 brachte der Fonds aufs Jahr gerechnete 3,0 Prozent bei einer Volatilität von zuletzt 3,4 Prozent - etwas mehr als Staatsanleihen der Eurozone. Das passt.
Wegen Überfüllung geschlossen
Erfolgreiche Absolute-Return-Fonds sind nicht nur begehrt, sondern auch selten. Das zeigt sich daran, dass viele der DAS INVESTMENT gegenüber zu Protokoll gegebenen Fonds-Tipps keine neuen Anteile mehr ausgeben.
Das gilt für den mehrfach genannten Long-Short-Aktienfonds Blackrock European Diversified Equity Absolute Return (WKN: A1C19T) genauso wie für den Credit Basis Fund (WKN: A0RGZ9) der Münchner Boutique Xaia.
Immerhin: Wer beim letztgenannten Fonds zum Zeitpunkt der Schließung bereits investiert war, darf auch weiter zukaufen.
Noch frei zugänglich ist dagegen der Allianz Discovery Germany (WKN: A1JB15), den Andreas Marnett auf dem Zettel hat. Der Fonds ist noch jung und relativ klein, aber er arbeitet tatsächlich marktneutral.
Das Problem für Privatanleger ist nur: Es gibt ihn lediglich als institutionelle Tranche. Wer an die nicht rankommt, kann auf die Europa-Version (WKN: A0Q83F) ausweichen.
Das Management um Allianz-GI-Hedgefonds-Chef Harald Sporleder arbeitet nach fundamentalen Kriterien, kauft günstig erscheinende Aktien oder Branchen und verkauft zugleich teure Papiere.
Was den Unterschied zu anderen Long-Short-Fonds ausmacht, ist das Gesamtbild. Sporleder kontrolliert täglich fortlaufend für beide Fonds das sogenannte Net Exposure, also den Grad, zu dem das Portfolio am Marktgeschehen hängt.
Er sorgt für ein Net Exposure nahe null, was weitgehende Unabhängigkeit bedeutet. Das löst die Fonds vom Auf und Ab der Aktienmärkte, kettet sie aber auch fest an die Analysefähigkeiten von Sporleders Team.
Bislang laufen beide Fonds wie erhofft. Auf Jahressicht stehen plus 7,4 Prozent (Deutschland) und 3,1 Prozent (Europa) zu Buche (per 29. November 2013).
Das kann man von Graham Clapps Pensato Europa Absolute Return (WKN: A1C59Q) derzeit nicht gerade sagen: Er steht auf Jahressicht bei minus 0,7 Prozent.
Trotzdem hält Hermann-Josef Hall weiter zu dem Stockpicker, der einst erfolgreich den Milliarden-Fonds Fidelity European Growth managte und mit seinem vergleichbar verwalteten Hedgefonds seit 2008 im Grunde eine gute Figur macht.
"Graham Clapp ist ein hervorragender Manager. Aber die Liquidität an den Märkten hat 2013 dazu geführt, dass auch von ihm wenig attraktiv eingeschätzte Titel gestiegen sind, sodass er Verluste auf der Short-Seite verzeichnete", sagt der Vorstand von Sauren Fonds-Research.
Die Kölner bestücken ihre Produkte prinzipiell nur mit Fondsmanagern, von denen sie wie bei Clapp komplett überzeugt sind
Die Ampel steht auf Grün
Abgesehen von der zunehmenden Vorliebe für Absolute-Return-Strategien ist es schwierig, bei deutschen Fonds-Selektoren eine einheitliche Linie auszumachen. Gemein haben sie allenfalls, dass keiner so richtig etwas gegen Aktien hat.
Trotzdem: Unterschiede gibt es auch hier. So ist zwar Reinhard Pfingsten grundsätzlich ebenfalls bullish für Aktien. Aber: "Dort ist uns im Moment alles ein wenig zu rosarot. Weil Aktien zudem nicht mehr billig sind, haben wir jüngst Gewinne mitgenommen."
Anders Jens Kummer. Wie schon bei seinem früheren Arbeitgeber SEB Asset Management erstellt der Gründer von Mars Asset Management monatlich eine Ampel für Anlageklassen. Grundlage sind die Risiken, die die jeweilige Anlageklasse gerade aufweist.
Aktuell zeigt die Ampel für globale und europäische Aktien sowie für Unternehmensanleihen ein leuchtendes Grün. Rot schimmert sie dagegen für Schwellenländeraktien und -anleihen.
Kummer: "Dort stehen wir momentan mit dem Fuß auf der Bremse." US-Aktien, für die es keine eigene Ampel gibt, sieht der Mars-Gründer derzeit neutral.
Im Gegensatz zu Kummer hat Nikolaos Soumelidis inzwischen bei Schwellenländeraktien zugegriffen.
"Wir haben den Sommer abgewartet, dann aber schrittweise Positionen aufgebaut", sagt der BHF-Bank-Manager, der dort unter anderem die Dachfonds-Mandate verantwortet. Den US-Markt empfindet Soumelidis hingegen schon als recht teuer.
Europäische Aktien gehören 2014 ins Portfolio
Insgesamt betrachtet sind europäische Aktien offenbar etwas, das 2014 unbedingt ins Portfolio gehört. Die verbesserten Frühindikatoren, die Hoffnung auf den Aufschwung, Nachholbedarf der Aktienkurse - all das sorgt für einigen Optimismus.
Soumelidis vertraut in diesem Markt auf Blackrock, und zwar in Form des klassischen Aktienfonds BGF European (WKN: 970986): "Er ist eine gute Möglichkeit, Europa im Block zu kaufen, und er hat einen überzeugenden fundamentalen Ansatz."
Unterstützung gibt es von der Rating-Agentur S&P Capital IQ: Sie verlieh dem BGF European das höchste Rating "Platin" und zählt die Macher zu den "erfahrensten und kenntnisreichsten Europa-Teams in der Fondsindustrie".
Nicht ganz so bekannt ist der Europa-Tipp von Ulrich Wernitz. Der Berlin-&-Co.-Stratege setzt auf den E.I. Sturdza Strategic Europe Value (WKN: A1KCE8), den die im englischen Reading ansässige Investmentboutique Lofoten Asset Management verantwortet.
Deren Gründer Willem Vinke kennen die Analysten von S&P Capital IQ noch aus seiner Zeit bei der Londoner Boutique J.O. Hambro. Für die zwischen 2003 und 2008 erbrachten "soliden Leistungen" des von ihm betreuten European Select Values Fund vergaben sie damals das zweithöchste Rating "Gold".
Vinke fährt ein konzentriertes Portfolio aus 25 bis 35 Einzelwerten. Nach dem Value-Ansatz sucht er Titel, die 30 bis 50 Prozent unter ihrem eigentlichen Wert notieren.
Wichtige Faktoren sind die Qualität des Geschäftsmodells und die frei verfügbaren Einnahmen (Free Cashflow) der Unternehmen, die Vinke zufolge viel über die finanzielle Lage aussagen.
Überhaupt - und auch das ist ganz sicher ein Trend für 2014 - fällt es auf, dass Fondsanalysten einen gewissen Hang zu Value-Ansätzen zeigen. Ganz nach dem Motto: Lieber heute etwas Günstiges als die Hoffnung auf morgen.
>> Zum Interview mit Jens Kummer, Mitgründer von Mars Asset Management
Dieser Artikel wird bereitgestellt von www.dasinvestment.com
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