Drei Branchen, die schon hoch bewertet sind
An der Börse wechseln sich Phasen steigender und fallender Aktienkurse kontinuierlich ab. Dabei dauert ein Bullenmarkt durchschnittlich 8,2 Jahre. Fallende Phasen sind hingegen nach durchschnittlich 1,55 Jahren vorüber. Während sich Rückgänge meist sehr dynamisch vollziehen, finden die Anstiege häufig langsam statt. Somit liegt der aktuelle Bullenmarkt mit neun Jahren schon leicht über dem Durchschnitt. Es könnte also durchaus sein, dass die Kurse in der Zukunft auch wieder einmal fallen.
Aktuell ist der deutsche Markt aus meiner Sicht einigermaßen fair bewertet und deutlich günstiger als der amerikanische. So liegt das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den DAX nach der gewichteten Methode bei 13,38 (24.08.2018). Ich ziehe lieber gern den Durchschnitt aus allen Werten. Danach beträgt das DAX-KGV derzeit etwa 15,25 (24.08.2018).
Sollte der Markt dennoch in der kommenden Zeit fallen, würden die folgenden drei Branchen wohl am stärksten betroffen sein, denn sie gehören zu den am höchsten bewerteten.
1) Luftfahrt und Verteidigung
Die Unternehmen der Luftfahrt- und Verteidigungsbranche sind über die letzten neun Jahre sehr stark gestiegen. Nun notieren sie im Durchschnitt bei einem KGV von 22,9 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 6,2, was sie sehr teuer macht. Damit sind viele dieser Aktien schon höher bewertet als der Markt selbst. Früher oder später werden sich diese Bewertungen durch eine Korrektur normalisieren. Zudem sind die Aktien der Branche stark von der Konjunktur abhängig, sodass sie mit ihr steigen und fallen.
Viele Anleger springen aber gerade dann auf Unternehmen auf, wenn sie schon stark gestiegen sind. Warren Buffett nennt dies „den dümmsten Grund, eine Aktie zu kaufen“. Und es ist gefährlich.
Viele Aktien der Branche haben überdurchschnittlich vom Boom profitiert, darunter auch die Aktie von Airbus (WKN: 938914). Seit 2009 ist sie um fast 875 % (24.08.2018) gestiegen. Zwar sind auch Gewinn und Umsatz nach oben gegangen, aber lange nicht so stark wie der Aktienkurs. So ist der Umsatz im gleichen Zeitraum gerade einmal um 54 % gestiegen. Heute beträgt das KBV sehr hohe 9,1.
2) IT-Services und Software
Ein zweiter Sektor, der sich schon sehr stark entwickelt hat, ist die IT-Services- und Software-Branche. Hier notieren die Unternehmen mittlerweile zu einem KGV von 29,7 und einem durchschnittlichen KBV von 5,9. Auch hier ist der Markt schon zu weit gelaufen. Bei einer Korrektur würden diese Aktien aufgrund ihrer Bewertung wahrscheinlich überdurchschnittlich fallen.
Ein Beispiel ist die Aktie von Nemetschek (WKN: 645290). Sie ist seit 2009 um über 5.000 % gestiegen (24.08.2018), der Gewinn im selben Zeitraum aber nur um 581 %. 2008 notierte sie zu einem KGV von 7,2 und einem KBV von 1,7. Das war günstig. Heute liegen das KGV bei 64,4 und das KBV bei 22,4. Du siehst also, dass einerseits die Bewertung und andererseits die Gewinnentwicklung zu einem starken Aufschwung geführt haben. Aber heute ist die Bewertung so hoch wie einst im Jahr 2000 bei vielen Technologiewerten.
Ein weiteres Beispiel ist die Aktie von Bechtle (WKN: 515870). Ich mag das Unternehmen sehr, aber mittlerweile beträgt das KBV 4,7 und das 2018er-KGV liegt bei 28,1. 2008 notierte die Aktie unter Buchwert und das KGV betrug 7,1. Sie ist um etwa 1.341 % gestiegen, obwohl der Gewinn nur um 155 % anzog.
3) Technologie
Wenn der Markt einmal stärker korrigieren sollte, werden wahrscheinlich auch die Aktien der Technologiebranche stärker leiden. Hier liegen das durchschnittliche KGV heute bei 17,4 und das KBV bei 3,9. Die Branche ist sehr eng an die Konjunkturentwicklung geknüpft, sodass es zu enormen Auf- und Abschwüngen kommt. Meist sind sie eine gute Gelegenheit, wenn sie unter Buchwert notieren, wie es 2008 der Fall war.
Ein gutes Beispiel ist die Aktie von Basler (WKN: 510200). 2008 und 2009 notierte sie unter Buchwert, heute dagegen bei KBV 8. Sie ist um sagenhafte 3.373 % gestiegen (24.08.2018) und der Gewinn hat sich im gleichen Zeitraum verelffacht. Du brauchst wirklich kein Experte zu sein, um die Überbewertung zu erkennen. Ganz typisch ist, dass der Gewinn viel stärker als der Umsatz gestiegen ist. Diese Entwicklung kann auf Dauer nicht gehalten werden. Im ersten Halbjahr 2018 war noch alles in Ordnung. Der Umsatz stieg um 6 % und der Vorsteuergewinn um 5 %. Aber beim Auftragseingang zeigte sich mit minus 21 % schon eine eventuelle Abschwächung der zukünftigen Ergebnisse.
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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2018
Foto: The Motley Fool