Drei Fragen an Bernecker: Wohin geht die Reise für Curevac nach dem IPO, ist Buffetts Gold-Einstieg ein Alarmsignal und welcher US-Wahlsieger wäre bullisher für die Märkte?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach einer Einschätzung zu Curevac, ob man sich wegen Buffetts jüngsten Aktionen Sorgen machen muss und welcher US-Wahlsieger die bessere Option für die Aktienmärkte wäre.

onvista-Redaktion: Curevac hat einen fulminanten Börsenstart hingelegt und ist gleich zu den anderen Pharma-Highflyern aufgeschlossen. Wie bewerten Sie das IPO und die Aussichten für die Aktie? Kann nach der Euphorie die Ernüchterung kommen oder geht es jetzt erstmal so weiter?

Curevac ist ein Beispiel dafür, wie kleine Spezialisten, in diesem Falle der Pharmazeutik, mit sehr guter Arbeit ungewöhnliche Erfolge erreichen können. Für Biontech gilt das Gleiche. Die großen Konzerne schneiden demgegenüber deutlich schlechter ab. Der Zufall der Pandemie war sicher entscheidend für die Euphorie. Die gehört zur Börse. Jeder Euphorie folgt dann natürlich die Ernüchterung und daraus werden die nachhaltigen Preise für die Produkte bzw. den Wert der Firma. Dass die Börsengänge beider Firmen in New York statt in Frankfurt stattfanden, mag man bedauern, aber sie belegen, wie weit die deutsche Börse insgesamt im internationalen Rang hinterherläuft. Das ist bedauerlich.

onvista-Redaktion: Warren Buffett hat nie verheimlicht wie wenig er von Gold als Investment hält – und ist jetzt trotzdem in den Sektor eingestiegen. Sollte man sich Sorgen machen, wenn sogar das Orakel von Omaha sich zu diesem Schritt genötigt sieht?

Die Zuneigung Waren Buffets zum Gold entspricht seinem grundsätzlichen Denkansatz hinsichtlich der Tendenzeinschätzung. Man bezeichnet diesen Denkansatz auch als sog. Buffet-Indikator, der die Wirtschaftsleistung eines Landes ins Verhältnis setzt zum Wert der ganzen Börse. Es ist also ein quantitativer Vergleich und keine Qualitätsanalyse oder ein Prozentvergleich. Für die aktuelle Einschätzung des Goldpreises gilt die gleiche Überlegung: Die Geldmenge der Welt oder Warenwert der Märkte in Relation zum Gesamtbestand des Goldes auf der Welt. Die Zahlen dafür hatte ich schon im vergangenen Jahr mehrfach erläutert und sie ergibt den überschlägigen Vergleich: Der gesamte Goldbestand ist im Vergleich zum Marktvolumen aller liquiden Assets deutlich zu niedrig bewertet. Daraus ergaben sich die ersten Preisziele von rd. 3.000 Dollar, die ich bereits Anfang letzten Jahres vorgetragen hatte. Inzwischen gibt es Preisziele bis 4.800 Dollar, wofür die Nachweise noch fehlen. Doch der Denkansatz von Warren Buffett ist richtig.

onvista-Redaktion: Es war bereits klar, aber nun ist Joe Biden offiziell als demokratischer Kandidat nominiert worden, deswegen die Frage: Welches Szenario fänden Sie bullisher: Wenn Trump im Weißen Haus bleibt oder wenn Biden das Rennen macht? Vor allem auch in Bezug auf den Handelsstreit mit China.

Der amerikanische Wahlkampf wird schmutzig. Am besten erkennbar gestern mit den Auftritten der zwei Vorgänger von Trump, Barack Obama und Bill Clinton. Das Bemerkenswerte daran ist zunächst: Biden und seine Mitstreiterin liefern kein Programm, keine Idee, und konzentrieren sich darauf, Trump abwählen zu lassen. Das ist dünn. Unzweifelhaft gilt: Ein Duo Biden/Harris steht für mehr Sozialstaat in allen Varianten. Also eine Fortsetzung von „Obamacare“. Das ist nicht grundsätzlich falsch, aber behindert mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Aufbau einer Investitionskonjunktur, wie sie für die USA dringend nötig ist. Nicht unähnlich der Situation in den Eurostaaten mit der gleichen Gewichtung. Ob die Wall Street damit eine Zugmaschine für die Weltmärkte sein kann, ist völlig offen. Der beste Indikator dafür ist der Dollar: Er fällt weiter.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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