Engpässe wegen Corona: Bulgarien reorganisiert Kliniken
SOFIA (dpa-AFX) - Bulgariens Regierungschef Boiko Borissow hat angesichts stark steigender Corona-Neuinfektionen die Einrichtung von Covid-19-Stationen an allen großen Kliniken angeordnet. In dem südöstlichen EU-Land mit 6,9 Millionen Einwohnern übertrafen die Corona-Neuansteckungen binnen 24 Stunden erstmals die 4000er-Marke. Mehr als 1600 der bis Mittwoch verzeichneten 4041 Neuinfektionen wurden in der Hauptstadt Sofia registriert - dem Corona-Hotspot des Landes.
Hintergrund sind besorgniserregende Fälle, in denen schwerkranke, coronainfizierte Bulgaren nicht in Kliniken aufgenommen werden konnten. Ein Mann mit Covid-19 starb im Krankenwagen, da ihn kein Krankenhaus aufnehmen konnte oder wollte. Ein weiterer Erkrankter wurde in eine nicht angemessen ausgestattete Klinik gebracht, wo er dann starb. An vielen Krankenhäusern herrscht Personalmangel. Freiwillige Helfer werden gesucht.
Das Bildungsministerium erwäge, regional Fernunterricht für alle Schulklassen zu ermöglichen, sagte Vize-Ressortministerin Tanja Michailowa dem Fernsehsender bTV. Landesweit seien jetzt 623 Schüler mit dem Coronavirus infiziert sowie 852 Lehrerinnen und Lehrer. Gymnasien und Universitäten mussten bereits vor einer Woche zum Fernunterricht übergehen.
Mit den seit einer Woche geltenden Corona-Einschränkungen wurden die Innenbereiche von Diskotheken und Nachtlokalen geschlossen. Sport-Veranstaltungen dürfen nur noch ohne Publikum organisiert werden. Auf höchstens 30 wurde die Teilnehmerzahl an Konferenzen und Kongressen begrenzt. In Restaurants und Cafés gelten strengere Corona-Regeln. Theater und Kinos können bei 30 Prozent ihrer Kapazität geöffnet bleiben. Das Tragen von Mund-Nasen-Schutz ist seit zwei Wochen auch im Freien wieder Pflicht.
Mit dem Coronavirus sind in Bulgarien aktuell 37 581 Menschen infiziert - vor einer Woche waren es noch 22 597 gewesen. Seit Beginn der Pandemie haben sich insgesamt 60 537 Menschen angesteckt, 1412 Infizierte starben. An Covid-19 ist auch Ministerpräsident Boiko Borissow erkrankt, der zuhause behandelt wird. Der 61-Jährige führt die Amtsgeschäfte weiter./el/DP/nas