Zalando: Quartalszahlen verjagen Anleger –„Neues Normal“ beginnt – Analysten sind jedoch zufrieden
Der Online-Händler Zalando hat heute seinen Quartalsbericht veröffentlicht und die Anleger damit zurück in die Realität geholt, nachdem die Aktie in den letzten Wochen um 14 Prozent gestiegen war. Im heutigen Handel bricht sie um 6 Prozent ein.
Dabei äußerten Experten kaum Kritik. Die Deutsche-Bank-Expertin Nizla Naizer bezeichnete den bestätigten Ausblick gar als große Beruhigung angesichts der jüngsten Sorgen um Fashion-Onlinehandel. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Aktien auf der „Conviction Buy List“ mit einem Kursziel von 121 Euro belassen. Das Bruttowarenvolumen sei wie erwartet deutlich gestiegen, schrieb Analyst Richard Edwards. Insgesamt dürfte sich die Markterwartung für das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) in diesem Jahr kaum ändern. Auch die kanadische Bank RBC hat die Einstufung auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 119 Euro belassen. Das dritte Quartal des Online-Modehändlers sei etwas besser als erwartet ausgefallen, das Wachstum habe sich zum Ende des Quartals wieder beschleunigt.
„Neues Normal“ beginnt
Zalando hat im dritten Quartal beim Ergebnis deutlich Federn lassen müssen. Dabei belasteten vor allem höhere Kosten, unter anderem beim Marketing. Zudem beginnen sich die Wachstumsraten zu normalisieren, nachdem der Einzelhandel seine Geschäfte wieder geöffnet hat. Zalando hatte in den vergangenen Quartalen stark von der Corona-Krise und den damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens profitiert.
Im dritten Quartal gelang es den Berlinern, mehr neue Kunden auf ihre Plattform zu locken. Die Zahl der aktiven Kunden stieg um fast ein Drittel auf 46,3 Millionen, wie das Unternehmen am Mittwoch in Berlin mitteilte. Die durchschnittliche Anzahl von Bestellungen der vergangenen zwölf Monate erreichte den Angaben zufolge einen Höchststand. Darüber hinaus habe sich das Plattformgeschäft weiterhin positiv entwickelt.
Das Bruttowarenvolumen nahm daher um gut ein Viertel auf 3,1 Milliarden Euro zu. Der Umsatz wuchs nur wenig schwächer um 23,4 Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro. Das Ergebnis war jedoch durch höhere Kosten geprägt – so gab das Unternehmen etwa auch mehr Rabatte, um mit dem wieder eröffneten Einzelhandel Schritt zu halten. Zudem verzögerte sich wegen des warmen Wetters der Start in die Wintersaison – traditionell werden dort höherpreisige Produkte wie Jacken oder Mäntel verkauft.
So sank das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) von 118,2 Millionen auf 9,8 Millionen Euro. Unter dem Strich stand sogar ein Verlust von 8,4 Millionen Euro. Im Vorjahresabschnitt hatte Zalando noch einen Gewinn von 58,5 Millionen Euro erzielt. Im dritten Quartal 2020 hatte der Konzern von der Auflösung von Wertberichtigungen und niedrigen Rabatten profitiert.
Finanzvorstand David Schröder nannte die Entwicklung in einer Telefonkonferenz das „neue Normal“. So dürfte sich die Abschwächung der außergewöhnlichen Umsatz- und Ergebniszuwächse aus den Corona-Hochzeiten in den kommenden Quartalen weiter fortsetzen. So rechnet er mit einer Rückkehr zu Wachstumsraten von etwa 20 bis 25 Prozent.
Die Prognose bestätigte der Konzern. Das Bruttowarenvolumen soll um 31 bis 36 Prozent auf 14 bis 14,6 Milliarden Euro steigen, der Umsatz um 26 Prozent bis 31 Prozent auf 10,1 bis 10,5 Milliarden Euro zulegen. Trotz zunehmender Unsicherheiten in Bezug auf Inflation und Lieferketten zeigte sich Zalando weiter zuversichtlich, beim bereinigten Ebit die obere Hälfte der Spanne von 400 Millionen bis 475 Millionen Euro zu erreichen.
Die Lager sind voll – Wintergeschäft gesichert
Mit Blick auf die zunehmenden Schwierigkeiten in der Lieferkette sagte Schröder, Zalando habe für die Wintersaison rechtzeitig reagiert und frühzeitig die Lager aufgestockt, um die Kunden beliefern zu können. Für die kommende Frühjahr-/Sommersaison rechnet er hingegen mit einigen Verzögerungen. Dennoch sieht er Zalando gut vorbereitet.
Im kommenden Jahr will der Konzern seine strategischen Initiativen weiter vorantreiben. So soll das Partnerprogramm weiter ausgebaut und die Kooperation mit stationären Einzelhändlern auch international breit ausgerollt werden. Zudem will Zalando auch seine Initiativen zu Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft voranbringen.
onvista/dpa-AFX
Titelfoto: nitpicker / Shutterstock.com
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