Ferrari-Manager sollen Aston Martin aus der Krise helfen
GROSSBRITANNIEN-ASTON-MARTIN:Ferrari-Manager sollen Aston Martin aus der Krise helfen
München (Reuters) - Eine neue Führungsmannschaft aus Italien soll der legendären britischen Sportwagenschmiede Aston Martin aus der Krise helfen.
Amedeo Felisa, ehemaliger Ferrari-Chef, übernimmt den Spitzenposten bei dem Autohersteller, der durch die "James Bond"-Filme international berühmt wurde. Der bisherige Aston-Martin-Chef Tobias Moers trete mit sofortiger Wirkung zurück, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Neuer Technikchef wird Roberto Fedeli, der als Erfinder des ersten Hybrid-Supersportwagen bei Ferrari gilt. "Diese beiden Ernennungen werden das Führungsteam signifikant stärken, wenn es um den Bau von Sportwagen der nächsten Generation und den Weg zur Elektrifizierung geht", teilte das Unternehmen mit.
Der Milliardär und Aston-Großaktionär Lawrence Stroll sagte, Moers habe das Unternehmen stabilisiert, als es "unmittelbare Aufmerksamkeit bei der Produktion" benötigt habe. Jetzt brauche Aston Martin aber einen Chef, der sich "auf das größere Bild" fokussieren könne. "Niemand weiß besser, wie man Ultra-Luxus-Sportwagen baut, als Amedeo", sagte Stroll. Der 76-jährige Felisa hatte von 2008 bis 2016 Ferrari geleitet und war zuletzt unter anderem bei dem Supersportwagen-Joint-Venture Silk-FAW aktiv.
Stroll war vor weniger als zwei Jahren Aston Martin zu Hilfe geeilt, als das Unternehmen nach einem desaströsen Börsengang in Schieflage geraten war. Er hatte daraufhin eine Neuordnung der Produktion auf den Weg gebracht. Um im Wettbewerb mit Ferrari Boden gut zu machen, setzte er sich zudem für eine stärkere Individualisierung der Autos ein. Er holte Moers von der Mercedes-Tochter AMG. Dieser baute in seiner Zeit die Verbindungen zu Mercedes-Benz aus. Mercedes liefert Teile und elektrische Antriebe an die Briten und erhält dafür in den nächsten Jahren neue Aktien von Aston Martin.
Im ersten Quartal rutschte Aston Martin allerdings noch tiefer in die roten Zahlen. Der Vorsteuerverlust weitete sich auf 111,6 Millionen Pfund (umgerechnet 132,3 Millionen Euro) von 42,2 Millionen Pfund im Vorjahr aus. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 233 Millionen Pfund. Erst im Januar hatte Aston Martin Doug Lafferty zum neuen Finanzchef ernannt. Er löste Kenneth Gregor ab, der nur 18 Monate im Amt war.
Bei Analysten kamen die Personalien gut an. "Der Markt hofft, dass Felisa mit einer neuen Strategie das Tempo erhöhen kann", sagte Laura Hoy, Analystin bei Hargreaves Lansdown. Ohne Elektroauto könnte Aston Martin der Konkurrenz hinterherfahren. Der Jefferies-Analyst Philippe Houchois schrieb, der neue Finanzchef und die Ernennung Felisas trügen "hoffentlich dazu bei, das Management bei dem Unternehmen zu stabilisieren".