Journalistin Kurmasheva in Russland zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt

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Moskau (Reuters) - In Russland ist die russisch-amerikanische Journalistin Alsu Kurmasheva zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Grund sei die Verbreitung falscher Informationen über die russische Armee, teilte ein Sprecher des Gerichts in der Stadt Kasan im Südwesten Russlands am Montag mit. Das Urteil sei bereits am Freitag ergangen. Die 47-Jährige arbeitet für den von den USA finanzierten Sender Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL). Am Freitag war bereits der US-Bürger und Wall Street Journal-Reporter Evan Gershkovich von einem russischen Gericht wegen des Vorwurfs der Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt worden.

Kurmasheva arbeitet eigentlich in Prag. Nach Angaben ihres Senders war sie aber am 20. Mai 2023 wegen eines familiären Notfalls nach Russland gereist. Als sie das Land am 2. Juni wieder verlassen wollte und am Flughafen von Kasan auf ihren Rückflug wartete, seien ihre beiden Pässe beschlagnahmt worden. Russischen Gerichtsunterlagen zufolge wurde gegen Kurmasheva am 11. Oktober eine Geldstrafe verhängt, weil sie ihren US-Pass nicht bei den Behörden registriert habe. Am 18. Oktober wurde sie angeklagt, weil sie sich nicht als "ausländische Agentin" registriert habe. So werden in Russland Personen bezeichnet, die nach Einschätzung der dortigen Behörden mit finanzieller Unterstützung aus dem Ausland politisch aktiv sind.

Der Geschäftsführer des Senders von RFE/RL, Stephen Capus, kritisierte die Verurteilung und forderte ihre sofortige Freilassung. Kurmashevas Ehemann, Pavel Butorin, der ebenfalls für RFE/RL arbeitet, sagte, die Verhaftung seiner Frau stehe im Zusammenhang mit einem von ihr herausgegebenen Buch mit dem Titel "Saying No to War. 40 Geschichten von Russen, die sich gegen die russische Invasion in der Ukraine wehren".

Der US-Journalist Gershkovich war wegen des Vorwurfs der Spionage zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Das Gericht in der Stadt Jekaterinburg am Ural hatte das Urteil überraschend schon am dritten Verhandlungstag verkündet. Das ungewöhnliche Tempo, mit dem der Prozess hinter verschlossenen Türen geführt wurde, hatte Spekulationen genährt, dass ein Gefangenenaustausch zwischen Russland und den USA bevorstehen könnte.

(Bericht von Ralf Bode, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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