Kolumne von Heiko Böhmer

Corporate America hat sich positioniert - doch entscheidet am Ende Taylor Swift?

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Muhammad Alimaki/ Shutterstock

Jetzt wird es langsam spannend: In vier Wochen findet die US-Wahl statt. Trump oder Harris - wer zieht ins Weiße Haus ein? Doch diese Wahl bewegt so viel mehr. Spannend ist der Blick auf solche Unternehmen, die vornehmlich Donald Trump oder eben Kamala Harris unterstützen. An dieser Stelle sind die Vereinigten Staaten sehr transparent. Unternehmensspenden sind klar einsehbar und werden veröffentlicht.

Hier geht es um große Summen von bekannten Namen. Dabei ist besonders die Aufteilung auf die verschiedenen Branchen sehr aufschlussreich. Kurz zusammengefasst: Trump steht für die Old Economy. Harris steht für die Unterstützung der Wall Street und viel Technologie-Power. 

So ist Google nach Angabe des Datenspezialisten Quiver Quantitative der mit Abstand größte Spender bei den Demokraten. Danach folgen Microsoft oder auch AppleOracleNvidia und Boeing. Gerade der Flugzeughersteller ist ein gutes Beispiel für das Vorgehen vieler Unternehmen: Sie spenden an beide Seiten. So taucht Boeing eben auch unter den Top-Spendern der Republikaner auf. Hier rangiert American Airlines an erster Stelle gefolgt von WalmartUnited Airlines oder Wells Fargo

Vielleicht entscheiden doch die "Swifties"?

Nun sind das nur Hinweise auf die Positionierung großer Konzerne. Entschieden wird die Wahl vielleicht von ganz anderen Faktoren. In der vergangenen Woche nahm ich an einer Podiumsdiskussion der Baader Bank in München teil. Mit anderen Kapitalmarktexperten diskutierte ich auch den möglichen US-Wahlausgang. Ich wies auf die Wahlempfehlung von Taylor Swift hin. Sie hatte sich vor einigen Wochen klar für Kamala Harris ausgesprochen. 

Meine Schlussfolgerung: Da sich vor anderthalb Jahren in einer Umfrage des US-Meinungsforschungsinstituts Morning Consult gut die Hälfte der US-Bürger als Fans der Sängerin bezeichnen, könnte das einen Effekt auf den Wahlausgang haben. Mein Kollege Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, merkte dann an, dass schon seit jeher die Hollywood-Größen die Demokraten unterstützen – aber dennoch keinen Reagan, Bush oder Trump verhindert haben.

Das ist ein valider Punkt. Doch wir leben im Jahr 2024. Die Kraft der sozialen Medien sollte nicht unterschätzt werden. Dazu nur ein kleines Beispiel aus Indonesien: Bei der Präsidentenwahl im März hat es Prabowo Subianto geschafft - auch durch die Beliebtheit seiner Tiktok-Videos - noch unentschlossene Wähler auf seine Seite zu ziehen und die Wahl zu gewinnen. 

Daher ist es auch gut möglich, dass Taylor Swift vielleicht den ein oder anderen unentschlossenen Wähler für Kamala Harris begeistern kann. Ihre Stimme hat Gewicht. Nun ist das keine Premiere bei Swift. Auch 2020 hat sie eine Empfehlung für Joe Biden gegeben. Die kam aber sehr knapp vor der Wahl. Zudem hatte Swift vor vier Jahren noch nicht diese Bedeutung als größter globaler Popstar. 

Unklar ist, ob Unternehmen oder doch Musikpräferenzen den größeren Einfluss auf den Ausgang der US-Wahl haben. Als Investor gilt es jedoch aktuell die Ruhe zu bewahren. Der Ausgang ist noch völlig offen und welche Branchen dann wirklich direkt nach der Wahl profitieren, ist jetzt fast nicht absehbar – auch wenn es bei den Unternehmen offensichtlich schon Präferenzen gibt. 

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