Kolumne von Alexander Mayer

Droht bei Bitcoin eine Bärenfalle oder ist die Rally wirklich durch?

decentralist.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Bei Bitcoin kehrt nach der Rally im Herbst Ernüchterung ein. Die Indikatoren senden zunehmend negative Signale. Wer wissen will, wie es für die weltgrößte Kryptowährung weitergeht, sollte aber auf die Liquiditätsmengen und die US-Notenbank achten.

Bitcoin Kryptowährungsideen Konzept und virtuelles Finanzdiagramm, Digitales Symbol einer neuen virtuellen Währung
Quelle: Shutterstock

Mit einem Kursverlust von 14.500 Dollar hat Bitcoin in der letzten Woche einen neuen Rekord verzeichnet: es war der bisher größte Wochenverlust in der Geschichte der Kryptowährung. Charttechnisch zeigt der Bitcoin-Kurs sich deutlich angeschlagen: Der Support bei 80.000 Dollar kann derzeit zwar verteidigt werden, allerdings hat der Kurs mit dieser historischen Korrektur sowohl sein Bullmarket-Supportband als auch seinen 200-Tage-Trend eingebüßt – ein großes Alarmzeichen für den Gesundheitszustand eines Bullenmarktes.

Quelle: Tradingview

In dieser Woche zeigt sich der 200-Tage-Trend als neuer charttechnischer Widerstand und auf fundamentaler Ebene gibt es unmittelbar keinen Rückenwind. Selbst die von US-Präsident Trump unterzeichnete Exekutivverordnung für eine strategische Bitcoin-Reserve, sowie die Integration weiterer Kryptowährungen in den geplanten Staatsfonds der USA konnte keine nachhaltige neue Euphorie erzeugen. Das zeigt die hohe Erwartungshaltung, die bereits im Zuge der Rally nach dem Trump-Wahlsieg eingepreist wurde.

Auch die Aktienmärkte geben Warnzeichen von sich: Der S&P 500 ist, ebenso wie der Nasdaq, zum ersten Mal seit Oktober 2023 unter seinen 200-Tage-Trend gerutscht und signalisiert damit die Gefahr eines möglichen Trendbruchs der Rally.

Keine Aussicht auf Schützenhilfe

In der Vergangenheit wurden ernsthafte Anzeichen von Schwäche des Marktes in der Regel schnell vom Weißen Haus oder der Federal Reserve beantwortet. Beispielsweise im Oktober 2023 hatte die Fed den Märkten den Köder hingeworfen, dass erste Zinssenkungen ins Haus stehen könnten. Geliefert hat sie dann erst im September 2024, doch lediglich die Ankündigung hat den Märkten damals bereits wieder Auftrieb verliehen.

Diesmal gestaltet sich die Lage jedoch anders. Schwache Inflationsfortschritte binden die Hände der Fed, sodass keine kurzfristigen Zinssenkungen in Aussicht stehen. Die Erwartung, dass Trump seine Zölle zurücknimmt, um die Märkte zu stützen, wurde zuletzt ebenfalls enttäuscht. Trump sprach jüngst in einer Pressekonferenz von einer „Übergangsperiode“ für die Wirtschaft – eine Rezession hat er nicht ausgeschlossen.

Finanzminister Scott Bessent hat zudem erklärt, dass es keine „Trump-Put“-Garantie für die Aktienmärkte gibt. Stattdessen stehe eine wirtschaftliche „Entgiftungsphase“ durch Ausgabenkürzungen und neue Zölle bevor. Das war ein Stimmungskiller für die Märkte und ein entscheidender Faktor für das Ausmaß der jüngsten Korrektur.

Will Trump die Rezession?

Am Markt herrscht bereits seit einigen Wochen die Diskussion, dass die Trump-Administration durchaus bereit ist, eine kleine Rezession in Kauf zu nehmen, um langfristige Ziele zu erreichen. Trump wünscht sich niedrigere Zinsen, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln und auch die anhaltende US-Schuldenkrise verlangt mittelfristig niedrigere Zinsen, um nicht weiter zu eskalieren. Die Fed weigert sich bisher jedoch aufgrund der ungünstigen Inflationsentwicklung, weitere Schritte zu tun. 

Trump könnte daher absichtlich die Märkte destabilisieren – vor allem durch seine Zoll-Politik, aber auch durch Aussagen wie die jüngsten - um Powell in die gewünschte geldpolitische Richtung zu treiben. Dabei wäre es politisch umso vorteilhafter, je früher innerhalb seiner Amtszeit eine entsprechende Druckphase auftritt, da es so einfacher wäre, die Vorgängerregierung verantwortlich zu machen und selbst für eine Lösung der Rezession zu sorgen.

Was sagt die Liquiditätsentwicklung aus?

Die Liquiditätsentwicklung bleibt ein entscheidender Faktor für die Bitcoin-Kursentwicklung. Nach dem Höhepunkt Ende 2024 hat Bitcoin entsprechend seiner engen Korrelation mit der globalen Geldmengenentwicklung mit einer Korrektur auf die sich verschlechternden Bedingungen reagiert, die immer noch im Gange ist. Die massive Dollar-Rally und stark gestiegene Anleihemarkt-Zinsen waren der Auslöser für einen Rückgang der Liquidität.

Quelle: X.com

Wie der Tweet des Branchenportals „ZeroHedge“ zeigt, signalisieren vorwärtslaufende Liquiditätsindikatoren in den nächsten Monaten eine deutliche Verbesserung der Liquidität, was einen möglichen baldigen Boden der Bitcoin-Korrektur und eine anschließende nächste Rally-Phase in Aussicht stellt. 

Dafür sprechen die starke Abwertung und der charttechnische Trendbruch des Dollar-Kurs-Index in den letzten zwei Wochen, sowie die deutlich zurückgekommenen Zinsen der 10-jährigen US-Staatsanleihen. Auch aus dem Treasury General Account (TGA) der USA sind in den letzten Wochen bereits mehrere hundert Milliarden Dollar in die Märkte entleert worden, da das US-Finanzministerium aufgrund der erreichten Obergrenze derzeit keine neuen Schulden aufnehmen darf und sich dieser Reserven bedienen muss, um die Rechnungen zu bezahlen.

Wie geht es nun mit dem Bitcoin-Kurs weiter

Bitcoin bleibt im Tal der Tränen, verteidigt jedoch weiterhin den wichtigen Support im Bereich von 80.000 Dollar. Auch wenn die Liquiditätsbedingungen derzeit nicht vorteilhaft sind, so könnte jedoch eher früher als später eine Trendwende anstehen, da Dollar und Anleihezinsen in die richtige Richtung laufen und der Abfluss der US-Staatskasse TGA etwas Rückenwind gibt. 

Mittelfristig bleibt die Geldpolitik der Federal Reserve ein entscheidender Faktor. Derzeit arbeiten Notenbank und Regierung gegeneinander, da sie unterschiedliche Ziele haben. Am Ende ist es jedoch wahrscheinlicher, dass die Fed klein bei gibt, sollten die Wirtschaft oder die Märkte zu schwere Schäden davontragen. Das Jahr 2025 dürfte weiterhin von hoher Volatilität begleitet bleiben, doch dieser geld- und fiskalpolitisch getriebene Liquiditätszyklus ist voraussichtlich noch nicht vorbei und damit auch noch nicht der Bullenmarkt für Risk-On-Assets.

Denken Sie langfristig!

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