Lagarde: Europa muss Schicksal in eigene Hände nehmen

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Paris/Rom (Reuters) - Der drohende Handelskrieg mit den USA sollte laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde Europa dazu bewegen, unabhängiger zu werden.

US-Präsident Donald Trump nenne es den Tag der Befreiung, sagte Lagarde am Montag dem französischen Radiosender France Inter zu Trumps Plänen, am Mittwoch zahlreiche Zölle anzukündigen. "Ich sehe das als einen Moment an, an dem wir gemeinsam entscheiden müssen, unser Schicksal besser in unsere eigenen Hände zu nehmen", sagte die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB). Italiens Notenbankchef Fabio Panetta rief angesichts der US-Handelspolitik zur Vorsicht in der EZB-Zinspolitik auf.

Lagarde erklärte, sie habe versucht, dies als einen Moment für Europa zu beschreiben. "Und ich sehe dies als den Beginn eines Marsches in Richtung Unabhängigkeit an", fügte sie hinzu. Die EZB-Chefin bekräftigte zudem frühere Aussagen, dass höhere US-Zölle auf Importe aus Europa das Wachstum im Euroraum im ersten Jahr um etwa 0,3 Prozentpunkte verringern würden. Sollte Europa mit einer Erhöhung von Zöllen auf US-Importe reagieren, würde sich dieser Wert Lagarde zufolge auf etwa 0,5 Prozentpunkte erhöhen.

Trump hatte angekündigt, dieser Mittwoch solle ein "Tag der Befreiung" (Liberation Day) für die USA werden. Dann soll ein umfassendes Paket an Zöllen verkündet werden, das gegen eine Vielzahl von Handelspartnern der USA gerichtet ist. Zu Journalisten an Bord der Air Force One hatte der Republikaner in der Nacht zum Montag unter anderem gesagt, Gegenzölle, mit denen Unterschiede zu Zöllen anderer Staaten ausgeglichen werden sollten, würden im Wesentlichen alle Länder betreffen.

PANETTA - "ALLE FAKTOREN GENAU BEOBACHTEN"

Laut Italiens Notenbankchef Panetta ist aufgrund der Zoll-Ankündigungen der USA ein vorsichtiges Vorgehen der EZB in der Geldpolitik angebracht. "Die erhöhte Unsicherheit, die hauptsächlich auf die teilweise widersprüchlichen Ankündigungen zur Handelspolitik der USA zurückzuführen ist, mahnt zur Vorsicht auf dem Weg der Senkung der Leitzinsen", sagte der Notenbanker am Montag bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Banca d'Italia in Rom. Es werde von entscheidender Bedeutung sein, alle Faktoren sorgfältig zu beobachten, die eine Rückkehr zum Inflationsziel von zwei Prozent behindern könnten.

Die EZB strebt zwei Prozent Teuerung als Optimalwert für die Euro-Zone an. Im Februar lag die Inflationsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft bei 2,3 Prozent. Die EZB hat seit Mitte 2024 bereits sechsmal die Zinsen gesenkt und ihr nächster Zinsentscheid steht am 17. April an. Laut Panetta muss die Euro-Notenbank zwei gegenläufige Faktoren berücksichtigen. Das seien auf der einen Seite die Schwäche der Wirtschaft im Währungsraum und die geopolitischen Spannungen, die den Konsum und die Investitionen dämpften, wodurch die Inflation eingedämmt werde. Dagegen sei die Unsicherheit ein Grund, sich vor einer zu schnellen Lockerung der Geldpolitik zu hüten.

(Reporter Gianluca Lo Nostro, Giuseppe Fonte; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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