Märkte tiefrot: Zittern über US-Zollpolitik drückt Börsen

(Reuters) - Die geplante Einführung neuer US-Zölle in dieser Woche macht die Börsenanleger nervös.
Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Montag in der Spitze jeweils rund zwei Prozent tiefer bei 21.989 und 5.221 Punkten. "Anlegerinnen und Anleger preisen jetzt ein, wie sehr Handelszölle der Weltwirtschaft schaden können", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen ebenfalls im Minus.
US-Präsident Donald Trump hatte erklärt, dass die von ihm geplanten reziproken Zölle im Wesentlichen alle Länder betreffen würden. Die Äußerungen Trumps zerstreuten Hoffnungen, dass die Maßnahmen selektiver ausfallen könnten. Trump will am Mittwoch die ersten Zölle einführen, gefolgt von Zöllen auf Autoimporte am Tag danach.
"Eine Zeit lang konnte sich der Dax gegen die Korrektur an der Wall Street stemmen. Doch so langsam aber sicher wird klar, dass wachsende Rezessionsrisiken in den USA auch ein Thema für Europa werden", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets.
Goldpreis erstmals über 3.100 Dollar
Dabei verpufft dem Experten zufolge auch die Hoffnung auf einen kräftigen wirtschaftlichen Schub durch das milliardenschwere Schuldenpaket von Union und SPD. Grund dafür seien die Zugeständnisse, die die Parteien während der Koalitionsgespräche machen müssten. "Ob am Ende so viel für Wachstum übrig bleiben wird, muss sich erst noch zeigen", sagte Stanzl.
Trumps Drohungen gegenüber Russland und dem Iran stützten indes die Preise am Ölmarkt. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich bei unruhigem Handel um jeweils bis zu einem Prozent auf 74,01 und 69,44 Dollar je Fass (159 Liter).
Trump will nach eigenen Angaben Käufern russischen Öls Sekundärzölle zwischen 25 und 50 Prozent auferlegen, sollte Moskau seine Bemühungen blockieren, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Aus Moskau gab es bisher noch keine Reaktion dazu. Außerdem hat Trump dem Iran Bombenangriffe und Strafzölle angedroht, falls sich die Regierung in Teheran nicht mit Washington über sein Atomprogramm einigen sollte.
Die Verunsicherung der Anleger hievte den Goldpreis am Montag erstmals über die 3.100-Dollar-Marke. Das in Krisenzeiten als sicherer Hafen geltende gelbe Metall verteuerte sich um bis zu 1,4 Prozent auf 3.128 Dollar je Feinunze. Damit erreichte es einen neuen Höchststand und steuerte mit einem Plus von fast 19 Prozent auf sein bestes Quartal seit 1986 zu.
Inflation in Bundesländern uneinheitlich
Auch die mit Spannung erwarteten Daten zu den deutschen Verbraucherpreisen konnten die Anleger nicht beruhigen. Die Inflationsrate in der Bundesrepublik dürfte ersten Daten aus den Bundesländern zufolge auch im März über der Marke von zwei Prozent gelegen haben. Sie lag in sechs Ländern zwischen 1,9 und 2,5 Prozent, wie die Statistischen Landesämter mitteilten. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht auf dieser Basis um 14.00 Uhr (MESZ) seine erste Schätzung zur bundesweiten Entwicklung im März.
Im Mittelpunkt bei den Einzelwerten standen die Bilanzen kleiner und mittlerer Unternehmen. Die SDax-Mitglieder Cancom, Norma und Drägerwerk verloren nach negativ aufgenommenen Zahlen zwischen 1,3 und 8,5 Prozent.
Für fallende Kurse sorgten auch negative Analystenkommentare. Herabstufungen der US-Investmentbank Jefferies und des britischen Finanzdienstleisters Keybanc drückten die Titel von SMA Solar, Gerresheimer und Hochtief um drei bis 6,3 Prozent ins Minus.
Gefragt an der Börse in London waren unter anderem Aston Martin. Der britische Luxusautobauer erhält weitere finanzielle Unterstützung von Hauptaktionär und Vorstandschef Lawrence Stroll. Die Aktie kletterte nach der Ankündigung um 9,3 Prozent.