Geldpolitik

Institute erwarten nur noch eine EZB-Zinssenkung vor längerer Pause

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: nitpicker/Shutterstock.com

(Reuters) - Nach Ansicht der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute kommt die Phase der Zinssenkungen im Euroraum bald an ihr Ende.

Die Regierungsberater um das RWI in Essen nehmen in ihrem am Donnerstag vorgelegten Früjahrsgutachten an, dass der EZB-Rat bis zum Sommer nur noch einmal an der Zinsschraube drehen wird: "Im Euroraum ist der Leitzins mit 2,5 Prozent nun wohl nicht mehr weit von einem neutralen Niveau entfernt, so dass die EZB voraussichtlich nur noch eine Zinssenkung vornehmen wird, bevor sie erst einmal längere Zeit pausiert", heißt es darin. Mit einem neutralen Niveau ist die Höhe eines Leitzinses gemeint, mit der die Wirtschaft weder angeschoben noch gebremst wird.

Kommentar zu Trumps 180-Grad-Wende
Sicher ist nur, dass nichts mehr sicher ist · Uhr · onvista
Sicher ist nur, dass nichts mehr sicher ist

Die Forscher haben in ihrem Gutachten die Effekte der jüngsten Eskalation im internationalen Handelstreit jedoch noch nicht berücksichtigt, die von den US-Sonderzöllen gegen viele Länder ausgelöst wurden. An den Finanzmärkten wurde zuletzt darauf spekuliert, dass die EZB den Leitzins auf der nächsten Sitzung am kommenden Donnerstag weiter nach unten schleusen wird - auf dann 2,25 Prozent.

Damit dürfte aus Sicht vieler Händler das Ende der Fahnenstange jedoch noch nicht erreicht sein: Womöglich wird demnach eine weitere Senkung im Juni folgen und es könnten dann noch bis zu zwei weitere Schritte nach unten bis zum Jahresende hinzukommen. Der Hintergrund ist die Sorge, dass der Handelsstreit das Wachstum im Euroraum abzuwürgen droht und die Europäische Zentralbank (EZB) dann wohl mit Zinssenkungen gegenhalten müsste.

Interview zur Zollpolitik
"Beim Handel ist Donald Trump sehr konsistent" · Uhr · onvista
"Beim Handel ist Donald Trump sehr konsistent"

Im Zollkonflikt hat US-Präsident Donald Trump einen Zick-Zack-Kurs gefahren und zuletzt wieder ein Entspannungssignal gesetzt, indem er bestimmte Zollerhöhungen für 90 Tage auf Eis gelegt hat.

Handelsschranken belasten Weltwirtschaft

Für das Frühjahrsgutachten wird unterstellt, dass die am 1. April bekannten Zölle im Prognosezeitraum fortgelten würden - also 20 Prozent Zusatzzölle für Einfuhren aus China, Sonderzölle für Mexiko und Kanada, 25  Prozent Zoll auf Stahl und Aluminium sowie Autos und Autoteile, sowie verschiedene bereits in Kraft gesetzte Abgaben betroffener Länder. Außerdem wurde angenommen, dass große Autoexportländer wie etwa die EU, Japan, und China, mit Gegenzöllen reagieren.

EU-Kommissions-Präsidentin
Von der Leyen: EU setzt Gegenmaßnahmen zu US-Zöllen vorerst aus · Uhr · Reuters
Von der Leyen: EU setzt Gegenmaßnahmen zu US-Zöllen vorerst aus

"Die zusätzlichen Handelsschranken bedeuten eine erhebliche Belastung für die Weltwirtschaft, nicht nur weil sie den Handel bremsen und die Produktion verteuern", so die Wissenschaftler. Problematisch sei insbesondere auch die Unvorhersagbarkeit der handelspolitischen Maßnahmen, die zu einem drastischen Anstieg der wirtschaftspolitischen Unsicherheit beigetragen habe.

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Rene Wagner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

onvista Premium-Artikel

Kolumne von Stefan Riße
Wieso der finale Ausverkauf wahrscheinlich noch ausstehtheute, 09:00 Uhr · Acatis
Wieso der finale Ausverkauf wahrscheinlich noch aussteht
Gold als Investment
Goldminen-Aktien: Wieso sie schlechter laufen als der Goldpreisgestern, 10:00 Uhr · onvista
Goldminen-Aktien: Wieso sie schlechter laufen als der Goldpreis

Das könnte dich auch interessieren