Börse im Trump-Zeitalter: Willkommen in Absurdistan
Immer, wenn man denkt, es geht nicht absurder, setzt der US-Präsident noch einen drauf. Jüngst etwa, indem er den Kurs seines Meme-Coins mit der Aussicht auf ein Gala-Dinner trieb. Es ist nicht das erste Mal, dass Trump die Kurse auffällig bewegt.

Die Finanzmärkte im Frühjahr 2025 wirken wie ein absurdes Theaterstück, das seit Donald Trumps Präsidentschaft seinen Höhepunkt erreicht hat. Unvorhersehbare Entscheidungen, widersprüchliche Aussagen und plötzliche politische Kehrtwenden, insbesondere im Zusammenhang mit dem Handelskrieg mit China, haben eine extreme Marktvolatilität ausgelöst. Investoren schwanken täglich zwischen Panik und Euphorie – je nachdem, was Trump oder die US-Notenbank (FED) gerade kommunizieren.
Willkommen in Absurdistan!
Wenn man denkt, die Grenzen des Absurden seien erreicht, sorgt Donald Trump zuverlässig für eine neue Steigerung. Die Meme-Währung von Präsident Donald Trump stieg am Mittwoch zeitweise um über 60 Prozent, nachdem ein Beitrag mit der Ankündigung „der exklusivsten Einladung der Welt“ veröffentlicht wurde. Demnach erhalten die 220 größten Käufer von $TRUMP ein privates Galadinner mit dem Präsidenten am 22. Mai.
Zusätzlich zum Dinner im Trump National Golf Club in Washington, D.C., sollen die 25 größten Inhaber laut Ankündigung „einen ultra-exklusiven privaten VIP-Empfang mit dem Präsidenten“ sowie eine „Spezialführung“ erhalten. Hier können Sie sich für das Event registrieren.
Besteht hier von Trump eine Art Interessenskonflikt oder liegt hier sogar eine Marktmanipulation vor? Möglicherweise. Es wäre auch nicht das erste mal, dass Trump in vollem Bewusstsein versucht, bestimmte Kursbewegungen im Kryptosektor herbeizuführen.
Am Sonntag (!) den 2. März 2025 "twitterte" Präsident Trump auf seiner hauseigenen Social Media Plattform "Truth Social" folgendes:

Aber Bitcoin und Ethereum sollten natürlich auch beflügelt werden, die hatte er in seinem ursprünglichen Post zunächst vergessen.

Der Bitcoin legte daraufhin am Sonntagnachmittag innerhalb von nur drei Handelsstunden zeitweise über 10.000 Dollar zu. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung am Sonntagnachmittag in einem illiquiden Marktumfeld - das Gros der professionellen Börsenhändler befand sich im wohlverdienten Wochenende - war höchstwahrscheinlich kein Zufall: So konnte auf jeden Fall eine ordentlicher Bewegungsimpuls auf der Oberseite sichergestellt werden. War dies eine gewollte Marktmanipulation? Darüber lässt sich zumindest spekulieren.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt
Laut dem Branchenportal forexlive.com gab es direkt vor (!) der Veröffentlichung des Trumpschen Social Media Posts allerdings zwei größere Kauforders in Bitcoin und Ethereum in der Größenordnung von zusammen 195 Millionen Dollar. Wer hierbei an Insider-Trading denkt, dürfte wahrscheinlich nicht so falsch liegen.
Insider Trading ist der Kauf oder Verkauf von Wertpapieren auf Basis nicht-öffentlicher, kursrelevanter Informationen. Ein Beispiel wäre, wenn ein Unternehmensinsider vor Veröffentlichung guter Nachrichten Aktien kauft, um vom erwarteten Kursanstieg zu profitieren. Dies ist in vielen Ländern illegal, da es anderen Marktteilnehmern gegenüber unfair ist.
9. April 2025: Drittbester Tag an der Wall Street nach Trump Post
Am Mittwoch den 9. April um 15:37 Uhr – kurz nach der Eröffnungslocke an der Wall Street – postete der US-Präsident auf seinem Social Media Kanal folgendes:

Keine vier Stunden später - ab 19:20 Uhr - tickerten dann die offiziellen Meldungen der Nachrichtenagenturen herein, dass Trump die umstrittenen Zölle für die meisten Länder für 90 Tage aussetzen wird. Der S&P500 legte am 9. April daraufhin über neun Prozent zu und verbuchte seinen drittbesten Handelstag seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch hier sah sich der US-Präsident im Anschluss mit dem Vorwurf der Marktmanipulation konfrontiert.

Trumps Kurswechsel im Handelskonflikt und seine zumindest fragwürdige Einflussnahme im Kryptosektor wirkt fast schon wie ein kalkuliertes Spiel mit den Erwartungen der Marktteilnehmer. Dass dabei seine Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibt und das Amt des US-Präsidenten befleckt wird, scheint ihn nicht besonders zu stören.
Was sich in den vergangenen drei Wochen seit der Verkündung der Zollbeschlüsse am 3. April an den Märkten abgespielt hat, habe ich in meinen über 25 Jahren an der Börse so auch noch nicht erlebt. Analysten, Investoren und Medien schwanken zwischen Sarkasmus, Frustration und Resignation – und versuchen dennoch, unter diesen Bedingungen kluge Entscheidungen zu treffen. Wer dabei nicht den Humor verliert, sollte sich auf weitere absurde Wendungen gefasst machen.