43 Fonds im Crashtest: Die besten Fonds für britische Aktien
In den vergangenen zwölf Monaten entwickelte sich der britische FTSE-Index deutlich schlechter als der Dax - und führt angesichts der Notierungen in Pfund auch sonst ein ziemliches Eigenleben. Grund genug, sich die Gruppe der auf der Insel investierenden Aktienfonds einmal genauer anzuschauen.
Großbritanniens Volkswirtschaft ist zwar kleiner als die deutsche, der britische Aktienmarkt ist aber größer und die Nummer 1 in Europa. Ein häufig genutztes Börsenbarometer ist der FTSE-All-Share-Index, der aktuell 643 Unternehmen enthält und 98 Prozent der Marktkapitalisierung abdeckt.
Über ein Viertel des Index machen Finanzunternehmen aus. Es folgen der Konsumgüter-Sektor mit16 Prozent und Konsumdienstleistungen mit12 Prozent. Technologiewerte spielen mit unter 2 Prozent in Großbritannien keine Rolle. Mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von zurzeit 3,6 Prozent liegt der britische Markt im internationalen Vergleich auf den vorderen Plätzen.
Viele Anleger decken den Markt in ihrem Portfolio über paneuropäische Aktienfonds ab, in denen britische Aktien meist ein Drittel und mehr ausmachen. Im MSCI Europe ist Großbritannien derzeit mit 31 Prozent gewichtet. Es gibt aber auch eine ganze Reihe britischer Aktienfonds auf dem deutschen Markt, von denen 43 die Anforderungen des Crashtests erfüllen.
Das Angebot setzt sich weitgehend aus ETFs und Fonds von britischen Gesellschaften zusammen. Nicht nur die drei besten, sondern fast alle in den Top Ten kommen aus den Häusern Newton, JO Hambro Capital Management und Columbia Threadneedle - nur ein ETF von I-Shares und ein aktiv gemanagter Fonds von Investec können mithalten.
Bei der Performance konnte der britische Aktienmarkt jüngst weniger überzeugen. Über zwölf Monate tritt der FTSE 100 mehr oder weniger auf der Stelle. Die gleichzeitige Aufwertung des Britischen Pfund gegenüber dem Euro peppte die Performance für Euro-Anleger aber deutlich auf. Die besten Ein-Jahres-Entwicklungen der Fonds im Crashtest liegen bei über 20 Prozent.
Kein Fonds hat ein Minus vor der Ein-Jahres-Performance - und vor der Drei- oder Fünf-Jahres-Performance ohnehin nicht. Die britische Notenbank wird neben der US-Fed als Kandidat für Zinserhöhungen gehandelt. Höhere Zinsen stärken in der Regel die Währung. Allerdings könnte dieser Effekt mit der bereits erfolgten Aufwertung bereits komplett abgedeckt sein.
Die drei Sieger-Fonds im Kurz-Porträt
Platz 1: Newton UK Opportunities Fund
Kein Markt kann isoliert betrachtet werden, sondern nur im globalen Kontext. Mit dieser Überzeugung werden alle Fonds der britischen Investmentboutique Newton, die zu BNY Mellon gehört, gemanagt. Auch Paul Stephany hat für seinen auf britische Aktien konzentrierten Fonds die Welt im Blick. Globale Themen dienen als Grundlage für Anlageideen. Die Titelauswahl erfolgt losgelöst von Benchmark-, Sektor- oder Stilvorgaben. Stephany konzentriert sich auf attraktiv bewertete Unternehmen mit guten Aussichten und soliden Fundamentaldaten. Er darf seinem britischen Portfolio auch ausländische Titel beimischen. Insgesamt sind 30 bis 50 Aktien im Fonds.
Stephany ist überzeugt, dass sich die Volatilität aus dem dritten Quartal fortsetzt: "Marktteilnehmer sind stark von der Nullzinspolitik beeinflusst, was zu Fehlallokationen von Kapital führt. Risiken würden zudem nach wie vor ausgeblendet. Er setzt daher noch stärker als bislang auf Unternehmen mit widerstandsfähigen Geschäftsmodellen, die viel Cash erwirtschaften und eher von strukturellem als von zyklischem Wachstum profitieren.
Die Roh-und Grundstoffsektoren hat er nahezu vollständig aus dem Portfolio eliminiert. "Wenn wir eine deutliche Marktkorrektur sehen und sich günstig bewertete Gelegenheiten bieten, könnten wir unsere Positionierung hier ändern", so Stephany. Auch im Finanzbereich ist der Fonds untergewichtet. Konsumgüter und -dienstleistungen machen hingegen rund 50 Prozent des Portfolios aus. Größter Einzelwert mit über 5 Prozent ist Diageo, ein Hersteller alkoholischer Getränke mit Marken wie Guinness, Smirnoff oder Johnny Walker.
Platz 2: JOHCM UK Opportunities Fund
Der 1,5 Milliarden Britische Pfund (2,1 Milliarden Euro) schwere Fonds war bis vor kurzem für neue Investoren geschlossen. Nach einer Prüfung des Markts sieht die Londoner Gesellschaft JO Hambro Capital Management jetzt Anlagepotenzial für weitere 500 Millionen Pfund. Fondsmanager John Wood investiert in ein konzentriertes Portfolio aus 25 bis 40 Aktien. Alle Neuzugänge starten mit einer Gewichtung von 1,5 oder 2 Prozent. Bei starker Überzeugung steigen sie auf 3 bis 5 Prozent.
Die Benchmark-Gewichtung spielt bei der Gewichtung im Portfolio keine Rolle. Die größten Einzelpositionen zu Ende September sind mit jeweils etwas über 5 Prozent National Grid, der Medienkonzern Relx (ehemals Reed Elsevier) und British American Tobacco. Industriewerte haben mit knapp 30 Prozent den größten Anteil, Finanztitel sind nicht dabei.
Im Fokus hat Wood unterbewertete Qualitätsunternehmen, die ein hohes Aufwärtspotenzial für die kommenden zwei bis drei Jahre erkennen lassen. Grundlage der Aktienauswahl sind langfristige Trends und Themen, die der Fondsmanager und sein Team identifiziert haben. Dazu zählt zum Beispiel das Thema Big Data, das sich in Form von Aktien des Informationsdienstleisters Experian oder von Relx im Portfolio widerspiegelt. Das Thema Outsourcing ist über das Catering-Unternehmen Compass abgedeckt. Allerdings muss nicht jede Aktie im Portfolio einem Thema folgen.
Wood setzt vornehmlich auf Titel aus dem FTSE 350. Drei Viertel des Fondsvermögens ist in Large Caps investiert, was bei einem großvolumigen, aber konzentrierten Portfolio keine Überraschung ist.
Bis zu 10 Prozent kann er in ausländische Aktien investieren. Und er kann bis zu 20 Prozent Cash halten, um auf die richtigen Gelegenheiten zu warten. Ende September lag die Barquote bei immerhin 13 Prozent.
Platz 3: Threadneedle UK Monthly Income Fund
Der Fonds ist ein Plain-Vanilla-Aktienfonds - keine Derivate, keine IPOs, keine Anleihen und auch keine ausländischen Titel. Nur britische Aktien und Cash kommen ins Stockpicker-Portfolio. Fondsmanager Jonathan Barber legt dabei den Fokus auf ertragsstarke Aktien, vergisst aber auch Kapitalwachstum nicht.
Die Dividende sieht er im Auswahlprozess nur als "Sahne auf dem Kuchen", wichtig sind ihm fundamentale Faktoren wie Cashflow, Gewinne, Vermögenswerte und Umsätze. Barber investiert daher auch in dividendenschwächere Titel, wenn er gute Chancen auf Kursgewinne sieht.
50 bis 70 Unternehmen aus allen Größenklassen sind im Fonds. Über 40 Prozent des Portfolios stecken derzeit in kleineren und mittelgroßen Firmen mit einer Marktkapitalisierung von unter 5 Milliarden Pfund. Ziel ist eine Performance von 110 Prozent der Entwicklung des FTSE All-Share. Das ist in den vergangenen beiden Jahren gelungen, und auch in den ersten neun Monaten 2015.
Der Fonds schüttet jedes Jahr elf gleichhohe monatliche Zahlungen aus sowie eine zwölfte, die für gewöhnlich etwa doppelt so hoch ist. Jahr für Jahr sollen die Ausschüttungen steigen. Im Geschäftsjahr 2009/10 stagnierte der Aufwärtstrend, im folgenden Jahr ging es nach unten. Mittlerweile liegt die Ausschüttung über dem Vorkrisenniveau.
Relativ stark übergewichtet gegenüber der Benchmark hat Barber schon seit über einem Jahr sehr defensive Titel wie Tabak-, Pharma-, Telekom- und Versorgerunternehmen. Imperial Tobacco ist mit über 5 Prozent seine größte Einzelposition und auch sein größtes Übergewicht.
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Dieser Artikel wird bereitgestellt von www.dasinvestment.com
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