Aktien Europa: Fester - Entspannungssignale im Ukraine-Konflikt stützen
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben sich am Dienstag vom Einbruch zu Wochenbeginn etwas erholt. Entspannungssignale im Ukraine-Konflikt ließen die Kurse steigen. Allerdings reichten die Gewinne nicht, die deutlichen Vortagesverluste aufzuholen, was von der anhaltenden Verunsicherung der Märkte zeugte. Der EuroStoxx 50 kletterte am Mittag um 1,42 Prozent auf 4122,01 Punkte.
Ähnlich starke Gewinne gab es in Paris. Der Cac 40 zog um 1,37 Prozent auf 6945,76 Punkte an. Für den britischen FTSE 100 ging es dagegen nur um 0,44 Prozent auf 7564,99 Zähler nach oben. Hier bremste die mäßige Entwicklung der Öl- und Rohstoffaktien.
"Moskau scheint erst einmal auf Entspannung zu setzen und holt Truppen in die Kasernen zurück", stellte Analyst Christian Henke vom Broker IG Markets fest. Russland hatte nach eigenen Angaben nach Manövern mit dem Abzug von Truppen im Süden und Westen des Landes begonnen. Die ersten Soldaten sollten noch am Dienstag in ihre ständigen Stützpunkte zurückkehren, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau. Zudem sei mit dem Verladen von Militärtechnik begonnen worden.
Wie lange die Entspannung an den Märkten anhält, bleibt aber abzuwarten. Sollte sich der Ukraine-Konflikt tatsächlich beruhigen, könnten die Inflationsrisiken schon bald wieder in den Mittelpunkt des Interesses rücken. "Am Mittwoch dürften die US-Einzelhandelsdaten zeigen, wie sich die anhaltend hohe Inflation auf das Verbraucherverhalten auswirkt", merkte Investmentexperte Christian Nolting von der Postbank an. "Darüber hinaus dürfte aufgrund des Wirbels um den Zinsanhebungszyklus auch das Protokoll der Sitzung des Offenmarktausschusses eingehend auf weitere Hinweise hinsichtlich des geldpolitischen Ausblicks geprüft werden."
Die stärksten Gewinne verzeichneten die energieintensiven zyklischen Branchen, allen voran der volatile Autosektor. Sie profitierten von den deutlich gesunkenen Ölpreisen, die wegen der Entspannungssignale aus der Ukraine ihren Höhenflug unterbrachen. Eine Ausnahme war die Aktie von Michelin , die nachgab. Sie reagierte damit auf die Zahlen vom Vorabend. Während das Geschäft mit Pkw-Reifen von guten Verkaufspreisen profitiert habe, hätten höhere Kosten auf dem Spezialitäten-Geschäft gelastet, so Analyst Tom Narayan von RBC. Der Ausblick für den freien Mittelfluss (Free Cashflow) im neuen Jahr sei zudem ein wenig schwach.
Im Gegenzug lagen Öl- und Rohstoffwerte am Ende des Feldes. Beide hatten zuletzt von der Sorge um Versorgungsengpässe bei Energie und Metallen profitiert. Eine Ausnahme war die Aktie von Glencore , die zulegte. Der Bergbaukonzern hatte 2021 die Belastungen aus dem ersten Jahr der Corona-Krise hinter sich gelassen. Der weltweite Hunger nach Rohstoffen und die Lieferkettenprobleme trieben die Preise für viele Metalle des Unternehmens auf Rekordniveaus.
Zahlen gab es auch von Engie . Der französische Energiekonzern hatte im vergangenen Jahr seinen Gewinn dank hoher Energiepreise deutlich gesteigert. Die Aktionäre sollen daher mit 0,85 Euro je Aktie eine erheblich höhere Dividende bekommen. Analyst Vincent Ayral von JPMorgan bezeichnete die Ziele des Versorgers allerdings als konservativ. Die Aktie sank um 0,4 Prozent./mf/stk