Deutsche Bank: Sewing weiter für Fusionen in der Branche – von den 20 größten Banken der Welt, sitzt keine in der EU

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das Problem ist bekannt, aber keiner will es so richtig angehen. Im Vergleich mit der internationalen Konkurrenz fallen die europäischen Institute immer weiter zurück. Das Dilemma wird auch bei der Deutschen Bank klar. Junior-Partner möchten sie nicht werden und für eine größere Übernahme sind die eigenen Probleme noch etwas zu groß. Trotzdem hebt Christian Sewing mahnend den Finger.

Zu viele Institue am Markt

Europas Banken müssen nach Ansicht von Deutsche-Bank-Chef Sewing ihre Kräfte stärker bündeln. Die Zersplitterung sei das größte Strukturproblem des Sektors in Europa, sagte Sewing zum Auftakt der „Euro Finance Week“ am Montag. „Mehr als 5000 Finanzinstitute in Europa sind einfach viel zu viele.“ Von den 20 größten Banken der Welt habe keine mehr ihren Sitz in der Europäischen Union. Zwar erweise sich die Branche in der Corona-Krise robuster als noch vor zehn Jahren, bilanzierte Sewing. „Doch wir sind vielfach schlicht nicht profitabel genug, um selbst weiteres Kapital und damit weitere Kapazität für unser Geschäft zu generieren.“

Kosten reduzieren und in Technologie investieren

Der Manager, der der Deutschen Bank einen radikalen Umbau verordnet hat, mahnte: „Wir Banken müssen weiter an unseren Kosten arbeiten, wir müssen in unsere Technologie investieren, wir müssen innovativer werden.“ Vor allem aber müssten Banken sich auf ihre Stärken konzentrieren, sagte Sewing. „Nur mit starken Banken und einem starken Kapitalmarkt wird Europa die Mittel aufbringen für den Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie.“

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Große Worte, aber handlungsunfähig

Für die Deutsche Bank selbst kämen aber größere Fusionen erst einmal nicht in Frage. Das Institut müsse im kommenden Jahr seine eigenen Hausaufgaben machen und den Konzernumbau, dem weltweit 18.000 Jobs zum Opfer fallen, abschließen. Außerdem fehlten in Europa die Rahmenbedingungen für eine groß angelegte Konsolidierung. „Grenzüberschreitende Zusammenschlüsse werden erst dann wirklich attraktiv, wenn wir die Bankenunion vollendet haben“, sagte Sewing. Hier gehe es seit Jahren nicht weiter. „Ich würde mir wünschen, dass die schiere Dimension der aktuellen Herausforderungen der Politik hilft, diese Blockade endlich zu brechen.“

Redaktion onvista / dpa-AFX

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