Deutschland: Institute rechnen mit schwerer Rezession – Die dürfte laut der DZ Bank auch die Aktienmärkte weiter drücken

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Führende Wirtschaftsforscher erwarten infolge der Corona-Krise eine schwere Rezession – sehen Deutschland aber gut gerüstet. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser sagte am Mittwoch, Deutschland bringe gute Voraussetzungen mit, den wirtschaftlichen Einbruch zu verkraften – und mittelfristig wieder das wirtschaftliche Niveau zu erreichen, das sich ohne die Krise ergeben hätte. Die günstige Finanzlage ermögliche es dem Staat, weitgehende Maßnahmen zur Abfederung der kurzfristigen negativen Folgen für Unternehmen und private Haushalte zu ergreifen.

Nach der Prognose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute wird die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 4,2 Prozent schrumpfen. Dies wäre die schwerste Rezession seit der Finanz-und Wirtschaftskrise vor mehr als zehn Jahren. Für das kommende Jahr sagen die Institute eine Erholung und ein Wachstum von 5,8 Prozent voraus.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, er fühle sich durch das Frühjahrsgutachten der Institute ermutigt, dass ein rascher Aufstieg der deutschen Wirtschaft möglich sei. Dies hänge allerdings auch davon ab, wie und wann die Wirtschaft in Europa und weltweit wieder hochgefahren werden könne.

Arbeitsmarkt wird zunächst stark leiden

Auch die Institute weisen darauf hin, dass mit der aktuellen Prognose erhebliche Abwärtsrisiken verbunden seien – etwa wenn sich die Pandemie deutlich langsamer abschwächen lasse. Wollmershäuser sagte außerdem, es müsse alles getan werden, um eine zweite Staatsschuldenkrise in Europa zu verhindern. Ein Risiko sei auch die wirtschaftliche Entwicklung in den USA.

Die Krise wird zunächst deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen, wie es im Gutachten heißt. In der Spitze werde die die Zahl der Kurzarbeiter auf 2,4 Millionen hochschnellen und die Arbeitslosenquote auf 5,9 Prozent steigen. Die Arbeitslosenzahlen würden sich im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt um knapp eine Viertel Million auf 2,5 Millionen erhöhen. Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte würden erstmals seit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 sinken.

Von einer breiten Insolvenzwelle bei Unternehmen gehen die Forscher nicht aus. Die Schutzschirme der Regierung wirkten, sagte Wollmershäuser. Die Bundesregierung hatte umfassende Hilfspakete beschlossen. Ziel ist es vor allem, die Liquidität von Firmen sicherzustellen.

Weiterer Druck auf den Dax?

Die DZ Bank ist angesichts der Corona-Krise etwas vorsichtiger geworden mit Blick auf den deutschen Aktienmarkt. Bis Ende des Jahres dürfte der Dax voraussichtlich bei 11.200 Punkten stehen, hieß es am Mittwoch in einer Studie. Bislang war die Bank von 11.500 Punkten zum Jahresende ausgegangen. Auch in den ersten sechs Monaten des kommenden Jahres werde die Erholung wohl etwas moderater verlaufen.

„Wir sind in die wahrscheinlich schwerste Rezession der modernen Geschichteeingetreten“, schrieb Analyst Christian Kahler. Die Gewinne der Dax-Konzerne könnten 2020 um 50 bis 80 Prozent einbrechen. Und damit deutlich stärker als in zurückliegenden Rezessionen, als sie im Schnitt um 35 Prozent gefallen seien.

Der künftige Kursverlauf hänge stark vom Verlauf der Corona-Pandemie ab. Auslöser für Kursausschläge gebe es viele: Einsparungen der Unternehmen, Entlassungen, Insolvenzen und Liquiditätsengpässe seien nur einige der Risiken. Hinzu kämen Kreditausfälle, gekürzte Dividenden und Aktienrückkäufe, enttäuschende Rettungsprogramme – „und die Angst vor einer Rückkehr der Corona-Pandemie“, so Kahlert.

Nehme man frühere Markteinbrüche zum Maßstab, so könnte der Dax bis auf 8500 bis 8000 Punkte zurückfallen. Die große Unbekannte sei gegenwärtig, wann sich die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder normalisieren. Die Staaten und Notenbanken wirkten mit ihren Hilfsprogrammen unterstützender als jemals zuvor. „Wahrscheinlich werden die Programme den Aktienmärkten tatsächlich wieder auf die Beine helfen“, prognostizierte Kahlert. Dann könnten sich die eingebrochenen Kurse vom Frühjahr 2020 nachträglich als gute Einstiegschance erweisen.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: gguy / Shutterstock.com

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