Enapter: Wie ein Wasserstoff-Start-Up die Branche revolutionieren möchte und eine Aktie explodieren lässt – 3.500 Prozent in 3 Monaten

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Unter dem Namen Enapter suchen Anleger vergeblich im Börsenuniversum die Aktie des Wasserstoff-Start-Up. Wer hingegen nach dem Papier von S&O Beteiligungen  schaut, der vermutet zunächst keinen Zusammenhang mit dem Thema Wasserstoff und traut seinen Augen nicht so recht bei der Kurs-Entwicklung. Die Aktie hat seit Anfang August um mehr als 3.500 Prozent zugelegt.

Chart S&O Beteiligungen vom 10.08.2020 bis heute

Eine ungewöhnliche Geschichte

Als S&O am 10. August des laufenden Jahres einen neuen Hauptaktionär vermeldet, hätte wohl niemand mit einer solchen Entwicklung gerechnet. Vor etwa drei Monaten dümpelte die Aktie mit 1,10 Euro so vor sich hin. Die Börsengeschichte des Papiers war bis dahin nicht gerade ein Traum für die Anleger:

Gegründet wurde das Unternehmen im September 1998 als Beteiligungsgesellschaft Birkert Wertpapierhandelshaus AG. Unternehmenszweck war der Handel mit Wertpapieren und anderen Finanzinstrumenten sowie das Verwalten von Beteiligungen an Unternehmen. Zwischen der Gründung, dem Börsengang 1999 und der heutigen Situation liegen kurz gesagt: Standortumzüge, Umbenennungen und zwei Insolvenzanträge. Mitte 2019 wurde der letzte Insolvenzantrag vom Amtsgericht Leipzig wieder aufgehoben und das Unternehmen als Beteiligungsgesellschaft weitergeführt.

Enapter küsst die Aktie wach – der neue Großaktionär

Unternehmer Sebastian-Justus Schmidt kauft mit seiner Investmentgesellschaft BluGreen Company Limited – Sitz in Hong Kong –  Anfang August rund 61,47% der Stimmrechte und des Grundkapitals an der S&O Beteiligungen AG vom bisherigen Großaktionär Deutsche Balaton Aktiengesellschaft. Mit dem neuen Großaktionär zieht auch das Wasserstoff Start Up Enapter in die Beteiligungsgesellschaft ein. Von Thailand aus ist der Schmidt auf das italienische Unternehmen Acta Spa aufmerksam geworden, das sich auf die Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen und die AEM-Elektrolyse spezialisiert hat. Als das Unternehmen in finanzielle Schieflage gerät, greift der Unternehmer zu und sichert sich die Technik und die dazugehörigen Patente.

Der neue Stern am Wasserstoffhimmel?

Die Idee hinter Enapter hört sich simpel an. Mit dem ersten skalierbaren Elektrolyseur, der fossile Brennstoffe durch grünen Wasserstoff ersetzt, will das Unternehmen die Wasserelektrolyse zu einem universellen und erschwinglichen Produkt. Die AEM-Technik, die bei Enapter zum Einsatz kommt, ist eine Mischung aus PEM- und alkalischer Elektrolyse und kann auf teure Edelmetalle wie Platin und Iridium verzichten. Das macht die Produktion insgesamt erschwinglicher als bei der Konkurrenz. Zudem handelt es sich bei den Elektrolyseuren um ein modulares System. Das heißt es können beliebig viele miteinander verbunden werden. Dem Anlegermagazin „Der Aktionär“ hat Schmidt verraten, dass den Worten schnell Taten folgen sollen: „Wir starten aggressiv die Massenproduktion und wollen noch im Oktober den Startschuss bekannt geben. Wir machen es, was schnelle Genehmigungsverfahren betrifft, hier ähnlich wie Tesla.“

Gesagt, getan

Heute hat Enapter den Bau seiner ersten Massenproduktionsanlage in Nordrhein-Westfalen angekündigt. Der ‚Enapter Campus‘ wird in der Klimagemeinschaft Saerbeck errichtet und umfasst sowohl ein Produktionszentrum als auch umfangreiche Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, die eine erweiterte Herstellung ihrer modularen Systeme für die Produktion von grünem Wasserstoff ermöglichen. Am neuen Produktionsstandort von Enapter können jährlich mehr als 100.000 hocheffiziente AEM-Elektrolysemodule (Anion Exchange Membrane) hergestellt werden. Der Bau des 76.000 m² großen Grundstücks, das 30 km von der Stadt Münster entfernt liegt, soll Anfang 2021 beginnen. Der Campus soll 2022 fertiggestellt und betriebsbereit sein.

Müssen sich Nel, McPhy und Plug Power warm anziehen?

Bislang wurde bei der Produktion von „grünem Wasserstoff“ immer der hohe Preis der Herstellung bemängelt. Sollte Enapter diesen Makel wirklich abstellen können, dann dürfte das Unternehmen zu einer ernsthaften Konkurrenz für die etablierten Player im Markt werden. Bei der aktuellen Größe haben Nel, McPhy & Co aber auch noch ein bisschen Zeit, um den preislichen Abstand zu verkürzen. Unterm Strich hört sich die Geschichte von Enapter aber sehr interessant an und sollte auf jeden Fall weiter beobachtet werden.

Aktie in wenigen Monaten explodiert

Die Geschichte rund um Enapter dringt so langsam in die Öffentlichkeit vor. Heute berichtet sogar das Handelsblatt über das Unternehmen und die Aktie schießt erneut um mehr als 70 Prozent in die Höhe. Daher sollten Anleger jetzt eher etwas vorsichtig mit dem Wert agieren und dem Kurs nicht zu jedem Preis hinterherlaufen. Für Wasserstoff-Fans hat sich die Aktie trotzdem Platz eins auf der Watchlist verdient.

onvista Mahlzeit: Neue Wasserstoff-Strategie bekommt dieser US-Aktie sehr gut

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Von Markus Weingran

Foto: Alexander Kirch / shutterstock.com

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